Liebe Leserinnen und Leser!
Dies ist noch nicht mein letzter Blog. Im August werde ich nämlich noch von dem Sommercamp (Thema: englische Sprache) berichten. Trotzdem werde ich in diesem Eintrag vom Abschied schreiben. Es ist nämlich so, dass mich das Thema Abschied ziemlich beschäftigt hat.
Offiziell bin ich seit dem 30. Juni kein Freiwilliger in Prag mehr.
Deshalb gab es bis zu diesem Datum einige, kleinere Abschiede:
Zur Feier zum Ende des Schuljahres grillten wir und wir saßen bei Bier und anderen Getränken zusammen. Dieses Ende läutet auch das Ende der aktiven Zeit des Jugendzentrums ein.
Ähnlich hielten wir es mit dem letzten regulären wöchentlichen Treffen der Studenten. Zu diesem war sogar der Leiter der Kommunität gekommen.
Im Büro wurde ich im kleinen Kreis von meinen Kolleginnen und Kollegen dort verabschiedet. Ich erhielt als kleine Geschenk zum Abschied eine kleine Pflanze, um die ich mich jetzt werde. Im Gegenzug, ohne jeweils von der Idee der Gegenseite zu wissen, schenkte ich dem Büro einen Kaktus. Dieser scheint ja wohl sehr pflegeleicht zu sein.
Bei einem ganz regulären Mittagessen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Zentrums und den Salesianern, verabschiedete ich mich mit einem „kleinen Hirsch“ und einem Gewürzkuchen.
Salesianer:
Die größte Freude durch die Salesianer wurde mir an einem Abend zuteil. Wir hatten diesen Abend zunächst mit dem gemeinsamen Gebet begonnen. Danach waren doch tatsächlich fast alle (15) Salesianer der Kommunität in deren Wohnzimmer zusammengekommen, in das sie mich auch für diesen Abend eingeladen hatten, um sich von mir zu verabschieden. Ich durfte dann auch den kleinen Abendimpuls halten. Diesen hielt für gewöhnlich ein Salesianer in der Kapelle. Ich nutzte diesen, um mich bei allen zu bedanken und auch, um mich in gewisser Weise bei ihnen zu entschuldigen, und zwar dafür, dass ich vielleicht selbst manchmal nicht offen genug gewesen war.
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Im Voraus hatte ich für die Salesianer eine Kerze gestaltet. Dazu nahm ich eine rote Adventskerze auf welcher ich dann zu dem Rot in den Nationalfarben Tschechiens und Deutschlands die Flagge mit Wachs gestaltete. Die gleiche Kerze bastelte ich für mich und diese wird bestimmt einen Ehrenplatz bei mir bekommen. Durch diese Kerze bleiben wir jetzt hoffentlich im Gebet und im Gedenken aneinander verbunden. Ich erhielt ein T-Shirt, welches die Salesianer für ihre Gemeinschaft an Weihnachten gestaltet haben und das somit alle verband. Dass ich dieses T-Shirt erhalten habe, bedeutet denke ich schon einiges, nämlich so viel, dass ich in gewisser Weise auch dazu gehört habe oder auch weiterhin dazu gehöre.
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Danach folgte eine kleine Fragerunde, in der die Salesianer die Chance hatten, bis jetzt noch ungeklärte Fragen von mir beantwortet zu bekommen. Auch ich war natürlich daran interessiert, wie sie mich in diesem Jahr erlebt hatten. Wir hatten uns nämlich in einigen Fällen nicht wirklich kennengelernt. Das lag wahrscheinlich größtenteils an mir, da ich selbst mit meiner Art recht ruhig und introvertiert auftrat. Vielleicht ist es aber ja auch ein bisschen die Mentalität gewesen, aufgrund der Beziehungen einige Zeit und intensiven Kontakt brauchen um zu entstehen oder zu reifen. Danach entstand eine recht muntere Stimmung, bei der es hauptsächlich um den Vergleich zwischen Deutschland und Tschechien ging, bei dem auch einige internationale Witze zum Besten gegeben wurden.
Andere:
Als erstes hatte ich mich von meinen Schülern im Rahmen des Konversationskurses verabschiedet. Ich hatte jedem eine Postkarte geschrieben hatte und eine Playlist erstellt. Diese sollte uns gegenseitig auf dem Laufenden halten, was die aktuelle Musik angeht. Auch von ihnen erhielt in ein T-Shirt, auf dem ganz groß geschrieben stand: „Unser bester Deutschlehrer TOBI“. Dadurch war ich doch dann auch schon ein bisschen gerührt.
An meinem letzten Tag im Oratorium gab es nach dem kleinen Impuls, den diesmal sogar einer unserer Jungs gehalten hatte, von mir Muffins und Kofola (die beste Version der Cola, die ich kenne und, die nur in Polen Tschechien und der Slowakei verkauft wird). Ich schenkte dem Oratorium zum Abschied den aktuellen Ball der Weltmeisterschaft auf dem dann alle unterschrieben. Erst wollten die Kinder, dass ich ihn doch mitnehmen sollte, ich wollte jedoch, dass er dem Oratorium erhalten bleibt. Als Alternative zum Ball holte ich dann ein Trikot, das ich noch in Deutschland als Abschiedsgeschenk von meinem Bruder erhalten hatte, auf dem die Kinder dann unterschreiben konnten, sodass ich sie nicht vergesse. Auf diesem Trikot steht als Spielername „Don Bosco“ und als Nummer „19“, ganz einfach, weil das meine Lieblingsnummer ist.
Viele verschiedene Teams:
Für mich war es am schwierigsten, mich von den Menschen zu verabschieden, die ich leider nur recht flüchtig kennengelernt hatte. Das lag zum einen daran, dass die Sprachbarriere ein enormes Hindernis gewesen war, oder aber auch daran, dass wir nicht sehr viel Kontakt zueinander gehabt hatten. Im Salesianischen Zentrum in Kobylisy gibt es nämlich viele verschiedene Einrichtungen. Ich verabschiedete mich von jedem „Team“ mit einer Karte und mit einem Foto, auf dem ich wenigstens an dem Bereich ihrer Arbeit geschnüffelt hatte.
Nach so vielen intensiven Abschieden innerhalb kürzester Zeit war ich emotional jedenfalls irgendwie ein bisschen durcheinander. Und es stellen sich mir Fragen wie: Wie geht es weiter mit, Tschechien und mir, den Salesianern, meinen Freunden dort. Obwohl es für mich ja recht einfach ist den Kontakt zu halten. Sei es über die sozialen Medien oder einen kurzen Wochenendausflug nach Tschechien. Ich kann jedoch jetzt schon ganz sicher für mich sagen, dass dieses Jahr für immer in meinem Herzen bleiben wird und ich hoffe, dass die Straße, auf der wir uns ein Jahr lang begegnet sind, auf der wir aber auch vielleicht manchmal aneinander vorbei gelaufen sind uns immer wieder zusammenführen wird, auf welche Weise auch immer.
Fazit:
Ich habe mich jedenfalls trotz mancher Probleme (wenn man da überhaupt von Problemen sprechen darf), nennen wir es Situationen, im Großen und Ganzen sehr wohl hier gefühlt. Ich schaue gerne und mit Freude auf eine intensive, erfüllte Zeit zurück. Für mich zu dem Schluss zu sagen, dort, wo Don Bosco ist, da ist auch Heimat. Für dieses Jahr war es das Salesianische Zentrum, in Prag, in der Tschechische Republik.
„Kde domov můj…“ Wo ist mein Heim? Mein Vaterland? Wo durch Wiesen Bäche brausen, Wo auf Felsen Wälder sausen, Wo ein Eden uns entzückt, Wenn der Lenz die Fluren schmückt:
„Dieses Land, so schön vor allen, Böhmen ist mein Heimatland. Böhmen ist mein Heimatland.“
-Tschechische Nationalhymne-
Danke all denen, die mir für meinen Abschied hier die Daumen gedrückt haben. Ich hoffe und denke, er ist mir gut gelungen.
Vielen Dank dafür, dass du meine Seite besucht hast und bis bald,
Liebe Grüße, TOBI
Matteo Grube
Schöner Blog Eintrag. Ich habe mich mal ein bisschen für meinen Abschied inspirieren lassen.
Vg
Matteo aus Indien