Auch wenn ich (noch) nicht im College unterrichtet habe, habe ich bereits erste Erfahrungen beim Unterrichten gesammelt. Diesen Dienstag ist der erste „Spoken English Course“ zu Ende gegangen. Es war das erste Mal, dass dieser Kurs von der „Don Bosco Mission“ in Keela Eral angeboten wurde. In den Folgemonaten werden weitere Kurse und Teilnehmer folgen. Den vergangenen Monat gab es 4 Teilnehmerinnen. Die Teilnehmerzahl wird nun nach dem erfolgreichen Start auf mindestens 10 aufgestockt. Das Unterrichten bzw. Unterstützen beim „Spoken English Course“ ist eine meiner Hauptaufgaben hier in Indien.

Neben dem Betreuen der KursteilnehmerInnen leite ich das „Reading Practice“ von den Jungs an. Diese beiden täglich stattfindenden Programmpunkte sind fester Bestandteil meiner derzeitigen Aufgaben. Außerdem kommen Felix und ich abends zu den Kindern aus dem Dorf und betreuen sie während des Lernens („Evening Study“).

Zu Beginn unterrichteten Felix und ich nur nachmittags beim „Spoken English Course“. Dies hat sich inzwischen etwas geändert. Neben der Nachmittagseinheit von halb 3 bis um 4 Uhr, betreuen wir die KursteilnehmerInnen auch morgens zwischen 11 und 13 Uhr. Was zu Beginn etwas ungewohnt war, war der Altersunterschied. So waren bei unserem ersten Kurs vergangenen Monat alle 4 Frauen älter als wir. Doch schnell gewöhnten wir uns an die Situation. Ein etwas größeres Problem stellte die Kommunikation dar. Da wir kein Tamil und die KursteilnehmerInnen anfangs kaum Englisch sprechen können, kam es vor allem in den ersten Tagen zu einigen Verständnisproblemen. Aber auch zum Ende des Kurses tauchten manchmal kleinere Kommunikationsschwierigkeiten auf. Es liegt doch ein nicht unbeachtlicher Unterschied zwischen dem in Deutschland in der Schule gelehrten „Oxford English“ und dem hierzulande gesprochenen („Indian“) Englisch. Im Englischen liegen meine Stärken eher im Schreiben und in der Grammatik als in der Kommunikation. Gerade in der ersten Woche als wir noch nicht unterrichteten hatte ich noch teilweise Probleme mich mit den Fathers und den Jungs aus dem Hostel zu verständigen. Manchmal suche ich noch nach der ein oder anderen wichtigen Vokabel, aber im Endeffekt gelingt es mir immer den Inhalt irgendwie vermittelt zu bekommen. Inzwischen treten diese Verständnisschwierigkeiten seltener auf und es gelingt mir immer besser mich normal zu unterhalten.

Morgens wird gerade in den ersten Wochen viel Vokabel- und Grammatiktraining betrieben. Im Gegensatz zur Mittagseinheit sind die KursteilnehmerInnen in der Regel viel mit Schreiben beschäftigt, um sich die gelernten Elemente besser einzuprägen. Die Unterrichtsmaterialien bekommen wir von Father George gestellt. Die Umsetzung fällt, wenn es das Material nicht bereits vorgibt, in unseren Verantwortungsbereich. Die 4 Frauen aus dem vergangenen Kurs haben immer gerne für sich alleine gearbeitet, sodass wir uns manchmal ganz individuell mit einer Teilnehmerin beschäftigt haben, oder einfach für Fragen und Anregungen zu Verfügung standen.

Mittags liegt wie bereits erwähnt das Augenmerkt darauf, die gelernte Grammatik nun in den Redefluss zu integrieren. Dies kann auf verschiedenste Weise passieren. Beispielsweise durch das Lesen und auswendig lernen von Dialogen oder durch das Zusammenfassen und Wiedergeben von Kurzgeschichten. Gerne haben wir auch die Kursteilnehmerinnen in ein persönliches Gespräch verwickelt, sodass sie einfach Englisch reden konnten. Dies war auch bei den gemeinsamen Mahlzeiten der Fall. Auch die Fathers aus dem Projekt bemühten sich die ganze Zeit auf Englisch mit den 4 Frauen zu reden und nicht auf Tamil. Neben den ungezwungenen Gesprächen versuchten wir auch Wert auf richtige Grammatikstrukturen zu legen. So forderten wir zum Beispiel unsere Teilnehmerinnen dazu auf, Sätze in einer entsprechenden Zeitform zu bilden.

Die KursteilnehmerInnen sind während des Monats des Kurses fast immer am Lernen. Der „Spoken English Course“ soll sich ja lohnen. Es benötigt viel Fleiß und Ehrgeiz, um die ganze Zeit aufmerksam zu lernen. Sind die Kursteilnehmerinnen mal etwas weniger motiviert, versuchen Felix und ich sie mit kleinen Spielchen bei Laune zu halten. Beispielsweise durch ein Pantomimespiel, bei dem unsere Teilnehmerinnen das dargebotene Verb erraten müssen.
Hilft das alles nichts, so kann nur noch ein kleines Fläschchen leckerer „Mango Juice“ vom Kiosk helfen.

Jetzt wo die ersten Kursteilnehmerinnen gegangen sind, bin ich gespannt wie es mit der folgenden größeren Gruppe klappen wird. Ich ziehe ein positives Fazit, da unsere Kursteilnehmerinnen nicht nur ihr Englisch deutlich verbessert haben, sondern auch zu unseren Freunden geworden sind, mit denen wir unglaublich viel Spaß hatten. Im Verlauf des Freiwilligendienstes werden wir die vier sicher noch einmal besuchen.

Der Abschied von unseren Kursteilnehmerinnen!

Der Abschied von unseren Kursteilnehmerinnen!

Um 17:45 Uhr findet dann „Reading Practice“ mit den Jungs aus dem Hostel statt. Manche Schüler sind seit einem Jahr am College („First-Year-Students“), andere seit zwei („Second-Year-Students“) und ein paar seit drei („Third-Year-Students“). Ich bin für die „Second-Year-Students“ verantwortlich. Inzwischen kenne ich meine Jungs gut und ich weiß, welchen ich manchmal einen strengen Blick zuwerfen muss. In der Regel läuft das ganze so ab: Ich lese den englischen Satz vor, die Jungs antworten im Chor. Nach zwei Durchgängen bestimme ich zwei Jungs, die meinen Job erledigen und zusätzlich den Satz in Tamil vorlesen, sodass sie nicht nur den englischen Satz, sondern auch die Übersetzung im Kopf haben. Die letzten fünf Minuten liest dann reihum jeder einen Satz vor, sodass ich jeden Jungen mindestens einmal gehört hab. Um 18 Uhr ist die Leseübung dann auch schon vorbei. Mir macht es immer viel Spaß mit den Jungs, auch wenn ich selten mal über ein Wort stolpere, bei dem ich mir unsicher über die Aussprache bin. Aber das ist halb so wild; einer von den Jungs korrigiert dann immer postwendend.

Danach gehen wir noch eine Stunde zu den Kids aus dem Dorf. Zwei ältere Collegeschüler aus dem Dorf leiten das abendliche Lernen der Kinder von 6 bis 16 Jahren. Felix und ich setzen uns dazu, versuchen für etwas Ruhe zu sorgen und irgendwo zu helfen. Allerdings beschränkt sich unser Einsatzgebiet auf Mathe und Englisch aufgrund unserer mangelnden Tamilkenntnisse. Man findet aber immer jemanden, der über deine Anwesenheit erfreut ist. Oft sind die Kinder etwas unruhig, aber wer will es ihnen verdenken. Die Kinder freuen sich aber immer, wenn man kommt. Und es ist ein tolles Gefühl, wenn die Kinder kreischend aus der Ferne auf dich zu laufen und sich freuen dich zu sehen.