Meine zweite Familie!

Nachdem ich meine Familie und meine Freunde im kalten Deutschland zurückgelassen habe, wurde ich hier in eine neue, zweite Familie aufgenommen: Die Familie der Salesianer hier in Keela Eral. Insgesamt sind hier vor Ort sechs Fathers und drei Brothers. Da die Don Bosco Mission in Keela Eral sehr groß ist, gibt es dementsprechend auch viele Salesianer. Wir verbringen viel Zeit mit ihnen beim gemeinsamen Unterrichten, beim Spielen mit den Jungs oder auch einfach bei den gemeinsamen Mahlzeiten, die von Tag zu Tag unterhaltsamer werden. Heute will ich diese neue Familie vorstellen.

Father Amaladoss

Fangen wir mit Father Amaladoss (kurz: Father Amal) an. Er ist der Rektor des Colleges und sozusagen Chef oder Oberhaupt des ganzen Projekts. Als dieser war er auch derjenige, der mit uns Kontakt aufgenommen hat, als wir noch in Deutschland verweilten. Er ist sozusagen auch der Hauptverantwortliche für uns; und diese Aufgabe erledigt er sehr gewissenhaft und liebevoll. Er kümmert sich rührend um uns und organisiert für uns viele Ausflüge und Kurztrips hier in Tamil Nadu. Father Amaladoss ist ständig unterwegs, mal in Salem, mal in Tiruchy, mal ganz woanders. Wenn er aber da ist, können wir immer mit unseren Anliegen in sein Rektorat kommen. Beispielsweise um Zugtickets für den Urlaub buchen, um den nächsten Kurztrip zu Mitvolontärinnen zu planen oder um nach einer Computermaus zu fragen, die man dann selbstverständlich nach wenigen Sekunden in der Hand hält. Das ihm das Wohl seiner Volontäre sehr am Herzen liegt, sieht man auch daran, dass er veranlasst hat, dass gelegentlich extra für uns Pommes Frites oder Hähnchenkeulen zubereitet werden, dass wir auch ja genug essen. Er meinte schon zu uns, dass wir in den zwölf Monaten mindestens 10 Kilos zunehmen müssen. Bedauerlicherweise haben wir beide im ersten Monat einen Fehlstart nach Maß hingelegt und ein Kilo verloren, obwohl wir immer kräftig zuschlagen. Aber es ist ja auch noch Zeit!

Felix, Father Herwin und ich am Strand!

Father Herwin ist der Verwalter des Boys Hostels. Er kümmert sich um die 80 Jungs und erledigt die organisatorischen Dinge rund um das Hostel. Zudem ist er auch unser regelmäßiger Ausflugsbegleiter. Sei es nur für einen Kurztrip in die nächste Stadt, um Olivenöl einzukaufen oder aber für einen Tagesausflug zum südlichsten Punkt Indiens „Kanyakumari“. Dort in der Nähe wohnt auch seine Familie, die wir dann natürlich besucht haben. Es war einer der schönsten Tage hier in Indien. Die dreistündige Autofahrt in den Süden zahlte sich in jeglicher Hinsicht aus. Das lag nicht zuletzt an der Gastfreundschaft von Father Herwins Familie. Das Haus der Familie liegt in unmittelbarer Nähe zum Strand, sodass wir die Gelegenheit für eine Abkühlung im Meer sofort ergriffen. An einem anderen Tag fuhren wir erneut mit Father Herwin zu einem Strand, der ungefähr anderthalb Stunden von Keela Eral entfernt liegt. Seit dem hat sich der „Running Gag“ etabliert, dass Father Herwin uns regelmäßig frägt, ob wir heute noch ans Meer fahren. Tja, nur zu schade, dass das leider nicht jeden Tag geht.

Father George

Nun zu Father George. Father George ist Leiter des „Spoken English Course“. Er gibt uns gelegentlich Unterrichtsmaterialien und sagt uns, was in den Unterrichtsstunden zu tun ist. Er lässt uns in der Umsetzung immer viel Spielraum. In der Regel entscheiden Felix und ich dann zusammen, wie wir was machen wollen. Zudem ist er sehr verständnisvoll und hat nichts dagegen, wenn Felix und ich beispielsweise einen Spontanausflug zu einem Volleyballspiel unseres Collegeteams unternehmen und damit kurzfristig eine Unterrichtseinheit verpassen.

Father Ryan

Schulleiter des Colleges ist Father Ryan. Er hat sein Büro im College und ist erster Ansprechpartner für die Schüler bei wichtigen Angelegenheiten. Bei offiziellen Veranstaltungen wie dem „Sports Day“ oder Schulaufführungen ist er immer anwesend und hält davor eine kleine Ansprache.

Father Amaladoss und Father Charlie als Zuschauer am Sports Day

Father Charlie ist der Chef der Computer – Lehrerschaft. Im College gibt es sechs verschiedene Departments. Eines davon ist das BCA – Department. Hier erlangen die Schüler einen „Bachelor of Computerapplications“. Das ist wahrscheinlich mit dem Fach bzw. Studiengang der Informatik zu vergleichen. Gemeinsam mit ihm entwarfen wir eine College – ID – Card für die Schüler des Colleges. Im Anschluss daran setzten Felix und ich in mühsamer Arbeit immer wieder neue Bilder, neue Schülernamen und Adressen in die Designvorlage ein. Am Ende waren es 303 ID – Cards. Zum Schluss habe ich spaßeshalber noch meine eigene ID – Card erstellt.

Meine eigene ID – Card!
Name, Schülernummer, Adresse, Handynummer

Father Michael

Nun fehlt noch Father Michael. Er ist der Chef des Englisch – Departments. Regelmäßig veranstaltet dieses Department verschiedenste Aufführungen oder Wettbewerbe. Beispielsweise ein Literatur – Wettbewerb in Englisch oder eine englische Unterhaltungsshow. Sein Englisch ist auch auf einem sehr guten Niveau, womit er leicht für uns zu verstehen ist.

Neben den eben erwähnten Tätigkeiten sind alle Fathers auch als Priester tätig. So sind die Gottesdienste hier in der Don Bosco Mission immer abwechslungsreich, da es sechs verschiedene Pfarrer gibt. Vorausgesetzt für mich sie sind in Englisch!

Nun da ich alle Fathers vorgestellt habe, komme ich zu den drei Brothers im Projekt. Da wären einmal Brother Prabhu und Brother Johnpeterson (kurz: JP). Beide studieren noch am College. Brother Prabhu im dritten und letzten Jahr, JP im ersten. Wir haben viel Spaß mit ihnen, da wir oft beim Essen nebeneinander sitzen und sie auch regelmäßig zu den Spielen mittags mit den Jungs aus dem Hostel kommen. Leider hat sich JP kürzlich beim Kicken verletzt, sodass er einige Wochen pausieren muss.

Brother David

Der dritte Brother ist Brother David. Er studiert nicht am College, sondern ist gemeinsam mit Father Herwin verantwortlich für die Jungs aus dem Hostel. Er wohnt selbst auch im Hostel und begleitet die Jungs bei ihrer täglichen Routine. Bei den Morgenarbeiten, beim Essen, beim Lernen oder auch beim Spielen. Im Mai werden uns Brother Prabhu und Brother David leider verlassen. Brother JP hingegen bleibt für ein weiteres Jahr in Keela Eral, um weiter zu studieren. Anschließend wird er nach Vilathikulam ins Projekt gehen und von dort aus immer nach Keela Eral pendeln.

Das waren jetzt auch endlich alle Fathers und Brothers! Mit gutem Gewissen kann ich auch die Jungs aus dem Hostel zu meiner neuen, zweiten Familie zählen. Besonders viel Zeit verbringe ich jeden Mittag mit den Jungs auf dem Fußballplatz. Jijin und Thomas beispielsweise sind beide zwei überragende Fußballer und Freunde für Felix und mich. Mindestens einmal die Woche spielen wir aus gegebenem Anlass Deutschland gegen Indien. In der Regel sind die Partien immer ausgeglichen und hart umkämpft. Außerdem kann man sich mit ihnen super über die Neuigkeiten der Fußballwelt austauschen, was mir hier in den ersten Tagen echt gefehlt hat. Ich fühle mich von Tag zu Tag wohler hier und bin gespannt, was die nächsten Monate bringen werden.

Viele Grüße aus Indien!