Übers Wochenende waren Felix und ich in Vilathikulam bei unseren „Nachbarinnen“ Anna und Lydia zu Besuch. Einige Schüler aus unserem College in Keela Eral wohnen in Vilathikulam und pendeln jeden Tag mit dem Schulbus zur Schule. Für Felix und mich war das ungemein praktisch, da wir den Schulbus zurück nach Vilathikulam um 16 Uhr nahmen, um in das Projekt der beiden zu gelangen. Im Bus wurden wir, wie sonst auch, mit den Fragen vieler neugieriger Jungs durchlöchert. In Vilathikulam angekommen verbrachten wir einige Zeit mit den Jungs aus dem Hostel im Projekt mit dem Namen „Don Bosco Vembu“. Theresa, vor zwei Jahren Volontärin in Vilathikulam, absolviert gerade dort ein Praktikum fürs Studium und war bereits auch bei uns in Keela Eral.

Auf Anleitung von Theresa machten wir uns am Samstagmorgen um 8 Uhr auf den Weg Richtung Madurai. Wir mieteten uns dafür einen „Driver“, der uns den ganzen Tag von A nach B kutschierte. Am Ende des Tages zahlten wir 3200 Rupien, was pro Person dann 640 Rupien ergab. Das sind umgerechnet 8,50€. Sehr, sehr günstig. Auf jeden Fall saßen wir schließlich im Auto nach Madurai. Wir waren gut anderthalb Stunden unterwegs, bis wir dann endlich einen Parkplatz in der Nähe des Markts und des Tempels gefunden hatten. Unser „Driver“ schien sich leider nicht besonders gut auszukennen, sodass er das ein oder andere Mal nachfragen musste, wie er zu der entsprechenden Sehenswürdigkeit gelangen konnte.

Zuerst ging es in den Markt, der gerade vor dem prächtigen Hindutempel Meenakshi in einer Halle seine Zelte aufgeschlagen hatte. Bereits vor dem Ankommen beim Markt wurden wir von zahlreichen Indern und Inderinnen umworben. Ob Postkarten, Schmuck oder Erfrischungen; ständig wurden wir angesprochen. Um voreilige Investitionen zu vermeiden, schlenderten wir erstmal gemütlich über den Markt und entschieden uns für den Stand mit den meisten Stoffen. Wir suchten uns einen Stoff aus und ließen uns ausmessen. Ich gab eine indische Hose und ein indisches Hemd in Auftrag, das im direkten Anschluss fertig gestellt wurde. Aufgrund unserer großen Bestellung dauerte es einige Zeit bis alle Kleidungsstücke fertig waren. So nutzten wir die Zeit, um den Meenakshi Tempel zu besichtigen. Er ist der Göttin Parvati und dem Gott Shiva geweiht, die in Madurai geheiratet haben sollen. Die ältesten Teile des Tempels stammen bereits aus dem 12. Jahrhundert. Der Tempel in seiner heutigen Form wurde im 17. Jahrhundert fertig. Wir nahmen uns einen Guide und los ging die Tour durch die riesige Anlage. Außerhalb der Tempelanlage stechen vor allem die großen Tempeltürme ins Auge. Aber auch innerhalb des Tempels wurden wir immer wieder von großen Figuren oder Verzierungen überrascht. Das tiefe Innere des Tempels ist nur Hindus vorbehalten, was schade aber auch nachvollziehbar ist. Mein Highlight war der Tempelteich im Innern der Anlage, der leider aber nicht mehr so schön angerichtet war wie er auf den Postkarten abgebildet ist.

Normalerweise ist in den großen Hindutempeln auch ein Elefant zu finden. Als Felix und ich in Tirunelveli mit zwei Fathers unterwegs waren und einen anderen Tempel besichtigten, war dies der Fall. Wir gaben dem Elefanten 10 Rupien auf seinen Rüssel, jener gab diese dann an seinen Besitzer weiter. Anschließend legte der Elefant dann seinen Rüssel auf unseren Kopf. Dies ist ein Zeichen des Segens. Felix und ich waren wirklich überrascht als wir um die Ecke bogen und auf einmal ein großer Elefant vor uns stand, da wir Elefanten nur im Zoo eingezäunt und aus einiger Entfernung gesehen hatten. Bedauerlicherweise war der Elefant in Madurai an diesem Tage weggesperrt. Schade …

Nachdem wir den Tempel besichtigt hatten, ging es wieder zurück auf den Markt. Bereit unsere neuen Errungenschaften abzuholen, waren diese natürlich nicht wie vereinbart um 12 Uhr fertig, sondern erst eine Stunde später. Wir nutzten die Zeit für frisch gepressten „Juice“ und besichtigten den Markt ein zweites Mal. Neben einem kleinen Holzelefanten als Andenken, kaufte ich auch einige Postkarten. Kleiner witziger Infofakt am Rande: Eine Karte von Indien nach Deutschland zu schicken kostet weniger, als eine innerhalb von Deutschland zu verschicken; nämlich umgerechnet gerade einmal 32 Cent. Irgendwie paradox, aber für mich recht praktisch.

Als dann endlich unsere indische Bekleidung fertig war, ging es schnell zurück zu unserem Auto und anschließend in ein Hotel, um zu essen. Wir waren teilweise sehr überfordert mit der Speisekarte, da wir den indischen Namen der Gerichte nicht entnehmen konnten, um was es sich jetzt dabei handelt. Schlussendlich waren wir dann aber alle zufrieden mit ihrer Wahl. Für mich gab’s Nudeln mit frittiertem Gemüse. Sehr lecker (und ein bisschen scharf)!

Gut gesättigt ging es nun zur geistigen Nahrung ab ins Gandhimuseum in Madurai. Wir lasen uns durch die vielen Berichte und lernten das ein oder andere dazu. Irgendwann kamen ein Haufen indischer Schulklassen, die übers ganze Museum verteilt waren, sodass das konzentrierte Lesen etwas behindert wurde. Da wir noch zwei Programmpunkte vor uns hatten, konnten wir uns sowieso nicht ewig Zeit lassen.

Next Stop: Thirumalai Nayak Palace. Der im 17. Jahrhundert erbaute Palast ist sehr groß und hauptsächlich aus vielen Betonpfeilern aufgebaut. In dem Bereich des Palasts, den man heutzutage besuchen kann, hauste zu seiner Zeit der König von Madurai. Abends findet hier regelmäßig eine Lichtershow statt, die wir aber aufgrund unseres engen Zeitplans nicht besuchen können. Trotzdem fanden wir hier Gelegenheit für einige schöne Bilder.

Anschließend besuchten wir noch eine Mall und entflohen etwas den typischen indischen Geschäften. Es sah alles wie in einem westlichen Einkaufszentrum aus. Ich kaufte mir noch eine Sporthose und ein Tshirt für das tägliche Kicken mit den Jungs. Die Mädels wiederum waren sehr angetan von einem Laden, in dem es zahlreiche Gewürze und Düfte gab. Nachdem wir uns noch etwas Popcorn (mit Masalagewürz) und Eis gönnten, ging es wieder in Richtung Auto und Richtung Vilathikulam. Die lange Rückfahrt verbrachte ich im Halbschlaf auf der Rückbank. Die Straßen mit vielen Schlaglöchern und Bremsschwellen machten einen tiefen Schlaf unmöglich. Gegen neun Uhr kamen wir wieder in Vilathikulam an. Felix und ich entschieden uns spontan doch noch eine Nacht dort zu bleiben. Der Tag endete für mich mit vielen enttäuschenden Runden Ligretto …

Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück mit dem örtlichen Bus „nach Hause“ nach Keela Eral.