Ich bin gerade am Zähneputzen, als scheinbar in der ganzen Siedlung um das Don Bosco Gelände herum Geschrei ausbricht. Feuerwerkskörper werden gezündet, Autos fangen an zu hupen. Gerade eben wurden wohl die Wahlergebnisse offiziell verkündet.
Der letzte Präsident Ghanas, John Atta Mills, ist zu Beginn dieses Jahres an Krebs gestorben. Die Neuwahlen wurden auf den 07. Dezember gelegt. 4 Wochen davor beginnt der ghanaische Wahlkampf. Hausmauern werden Schritt für Schritt mit Wahlplakaten tapeziert. Zwischen Straßenlaternen hängen die Farben der Parteien. Und immer öfters sieht und hört man im täglichen Straßenverkehr Lastwägen, auf deren offener Tragefläche gigantische Musikanlagen aufgebaut sind, die die gesamte umliegende Gegend mit den aktuellen ghanaischen Hits beschallen und damit auch manchmal zwei deutschen Volontären das Unterrichten erheblich erschweren. Auf den Trageflächen stehen 5-10 Ghanaer, die ein T-Shirt mit Parteilogo tragen und zu der Musik tanzen. Der ganze Lastwagen ist geschmückt mit Fahnen und Bannern, entweder in Blau Rot Weiß, für die NPP oder Weiß Grün Rot Schwarz für die NDC. Zu dem Wahlkampf hinzu kommen von allen Seiten Aufrufe zum Frieden während den Wahlen: Im Fernsehen werben die ghanaischen Fußballstars für Frieden und bei uns wird gebetet für Frieden. Da für die Ghanaer die Wahl eher wie ein Fußballspiel ist, in dem man versucht zu gewinnen, gibt es eigentlich nur die zwei großen Parteien. Man sieht zwar Werbung für viele anderen, doch bei den Ergebnissen sollen die NPP und die NDC fast 99% der Stimmen bekommen. Am Wahltag selber wird uns geraten zu Hause zu bleiben, um etwaigen Ausschreitungen aus dem Wege zu gehen. Tatsächlich ist dieser Tag dann so ruhig wie kein anderer zuvor. Als dann die auch zuvor regierende NDC gewonnen hat, sind die Anhänger der Verliererpartei sichtlich angeschlagen, wie Fußballfans, deren Club verloren hat, die Anhänger der Siegerpartei aber schwenken am nächsten Tag ihre Fahnen, tragen farblich passende Mützen und feiern ausgelassen – wie Fußballfans eben.
Melanie
Das stimmt so nicht ganz. Atta Mills ist im Juli überraschend an Krebs gestorben, da war der Wahlkampf allerdings schon in vollem Gang. Denn die Wahlen waren keine Neuwahlen, sondern ganz reguläre Wahlen im 4-Jahres-Rhythmus wie in Deutschland.
Daumen hoch für die NDC! Ich hatte erwartet, dass ein bisschen mehr Demokratenwind à la Obama aus den USA herüberschwappt, aber ich bin natürlich froh, dass die Wahlen gewaltfrei verlaufen sind. Wie ist denn jetzt die Situation? Erkennt die NPP die Wahlen an oder ist die Stimmung geladen?
Ich war bis Juli als weltwärts-Freiwillige in der Volta Region und bin gespannt, was ihr beiden noch erleben werdet in Ghana peaceful country.
Ihr zwei, habt ein schönes Weihnachtsfest, schlaft während der Predigt nicht ein, trinkt ein, zwei, drei Star Beer für mich mit… und wenn ihr mal über die Volta Bridge kommt, grüßt mein Hohoe von Akua 🙂