Rike und Ruanda

Ein Listen- und Termintaktermensch in einer buhoro buhoro-Welt

Von Autos, Fußballspielen und Waschmaschienen

Es ist gar nicht möglich, all das Neue und Interessante zusammen zu fassen, das wir hier so erleben, aber ein paar kleine Storys möchte ich euch doch mit auf den Weg geben. Unser erstes Autoabenteuer, ein großes- von uns leider verpasstes- Fußballspiel, Unterhaltungen beim Kinderchor und Waschmaschienen spielen dabei eine große Rolle.

Autoabenteuer

Wie schon erwähnt, hat man sich hier wohl dazu entschieden, uns jetzt auch schon alleine Auto fahren zu lassen. Die erste dieser Möglichkeiten kam wirklich aus dem Nichts: Emma und Ich saßen vor dem Haus der Kommunität und warteten auf Père Gaspard, der mit uns nach Huye fahren wollte. Etwas verspätet kam er dann auch auf uns zu- in der Hand die klimpernden Schlüssel für einen der Wagen. Er überreichte sie uns und verabschiedete sich dann direkt wieder. Okay… dann gehen wir das mal an! Völlig panisch und etwas orientierungslos (den Weg, den wir fahren sollten, sind wir davor erst einmal gefahren, als Mitfahrer und nicht wirklich auf die Umgebung achtend) stiegen wir ins Auto. Emma setzte sich ans Steuer und mit etwas Teamarbeit beim Anfahren am Berg, schafften wir es problemlos aus der Ausfahrt und auf die Straße.

Ich hab ja schonmal den Verkehr in Kigali beschrieben- so in etwa kann man sich das auch in Huye vorstellen, nur alles ein bisschen kleiner und mit noch viel mehr beladenen Fahrrädern und langsam über die Straße gehenden Menschen. Da hat man echt viel, auf das man gleichzeitig aufpassen muss. Allein diese (sicher überstandene) Autofahrt war eine reine Reizüberflutung, mega spannend aber auch sehr nervenaufreibend.

1. Autofahrt geschafft!

Es ist cool, dass wir so ein bisschen selbstständig sein können und nicht immer auf die Brüder angewiesen sind, wenn wir etwas in der Stadt erledigen müssen. Ich werde aber definitiv auf Emma angewiesen sein, denn ich haben meinen Führerschein erst vor knapp 6 Wochen gemacht, bin seit dem kein einziges Mal gefahren und fühle mich demensprechend noch nicht so bereit, in einem fremden Land Auto zu fahren…mal schauen, wie das in ein paar Monaten aussieht.

TVET School – Noviziat

Leider etwas zu spät erfuhren wir von einem Fußballspiel, dass gegenüber im Noviziat stattfinden sollte. Dort auf einem der großen Fußballplätze fand ein richtiges Derby statt: die Schüler der TVET School gegen die Novizen, die sich momentan im Noviziat auf das Leben als Salesianer vorbereiten. Wir hatten leider schon einen visumsbedingten Ausflug nach Huye geplant und kamen deshalb erst nach dem Spiel auf dem Gelände des Novizats an. Dort wurden wir aber trotzdem freundlich empfangen und zusammen mit allen Fußballspielern auf eine Fanta eingeladen. In einem Raum voller Jungs, denen man den gemachten Sport ansehen konnte, tranken wir dann unsere Fanta und hörten den kurzen Reden von TVET-Schülern, Novizen und Père Christian über das Spiel und über Teamgeist zu. Christian ist einer der Salesianer, der in der Kommunität beim Noviziat lebt und sich auch um die Novizen und das Jugendzentrum dort kümmert. Bei ihm fühlen wir uns immer sehr wohl und es ist schön, wenn er zwischendurch mal rüber kommt und in der Oratoriumszeit mit uns quatscht! Ich finde es sehr cool, dass es direkt auf der anderen Seite eine weitere Einrichtung der Kommunität gibt, in der wir laut Christian und den Novizen jeder Zeit willkommen sind.

Beim nächsten großen Fußballspiel werden wir auf jeden Fall dabei sein!

Und, was hast du so vor mit deinem Leben?

An einem Sonntag hieß es auf einmal: einer von euch kann hier im Oratorium bleiben, der andere kommt mit zur Gemeinde. So kam es dann, dass ich mich auf den Weg zur „Gemeinde“ machte und nicht wirklich wusste, was mich da jetzt erwartet…angekommen bei der Rango Church bei uns die Straße runter wurde dann klar, warum ich hier war: in dem Saal neben der Kirche fand die Probe des Kinderchors statt, der jeden Samstag in der Morgenmesse singt. Dadurch, dass ich einige Gesichter aus der Morgenmesse oder aus dem Oratorium erkannte und sie auch mich, wurde ich freudig aufgenommen und in eine Bank geschoben. Nur einen Augenblick später saß ich schon -eingequetscht zwischen Kindern- in der Bank und versuchte einen Rhythmus in ihrem Klatschen zu finden und summte die mir bekannten Melodien mit. Mit Liedtexten war da nicht viel: vorne beim Chorleiter gab es genau drei Liedbücher, in denen er immer hektisch hin-und herblätterte, um die richtigen Lieder zu finden. Die Kinder sangen alle auswendig. Also fand ich mich damit ab, die Wörter mit zu singen, die ich verstand- was leider nicht viele waren. Es hat aber trotzdem mega Spaß gemacht, da die Kirchenlieder hier alle recht schnell und fröhlich sind und immer von einem Klatschrhythmus begleitet werden! 🙂

Wovon ich euch aber eigentlich berichten möchte, ist die Unterhaltung, die ich nach der Chorprobe geführt habe. Die Kinder, der Chorleiter, Ich und eine Frau, die mir davor bei der Probe noch nicht aufgefallen war, sind nach der Probe raus aus dem Saal in einen Garten zwischen Kirche und Probenraum gegangen. Dort wurde mit den Kindern ein neues Lied einstudiert. Davon habe ich aber relativ wenig mitbekommen, da ich anfing, mich mit der unbekannten Frau zu unterhalten.

Wie sich herausstellte, ist sie Aspirantin bei einem Schwesternorden, der zur Gemeinde gehört. Als Aspiratin (im religiösen Kontext) schaut man sich das Leben in einer Kommunität an, um dann zu entscheiden, ob man diesen Weg auch einschlagen möchte. Nach einem Jahr kommunitärem Leben, gehts in eine andere Einrichtung des Ordnens, dann ins Noviziat zur Vorbereitung und dann zum Philosophiestudium. Schnell wurde mein Aufenthaltsgrund und ihr starkes Vertrauen zu Gott und Glauben in das Leben im Ordnen geklärt und ich befand mich mitten in einer Diskussion über Gott und die Welt. Das aber buchstäblich gemeint. Es ging um den Willen Gottes, das Leben im Orden, mein Jahr hier in Ruanda und inwiefern mich das prägen wird. Die Aspirantin, dessen Namen ich leider vergessen habe, war der festen Überzeugung, dass ich nach diesem Jahr auch in einen Orden eintreten sollte. Ich bin mir da ja nicht so sicher… 😉 Sie konnte gar nicht verstehen, wie ich noch nicht wusste, was ich mit meinem Leben anfangen möchte. Da ich auch auf die Frage, ob ich dann anstelle des Lebens im Orden eine Familie gründen werde, ebenfalls damit anwortetet, dass ich nicht weiß, was passieren wird, war sie etwas ratlos.

Sie sprach auch die Probleme Ruandas an, die das Land ihrer Meinung nach hat und mit denen man sich noch viel mehr beschäftigen müsste. Dabei sprach sie vor allem die Problematik mit Familien an, in denen es schnell zu Uneinigkeiten kommen kann, die dann einige Kinder dazu bringen, auf der Straße zu leben.

Wir diskutierten über viele verschiedene Sachen und es war mega interessant, sich ihre Meinung an zu hören. Das war mit das erste richtige Gespräch, das ich hier mit jemanden- außer Emma- über viele ernste Themen geführt habe. Dieser Austausch hat mich richtig motiviert. Wie denken andere Ruander über das Leben im Orden? Was sind ihrer Meinung nach Probleme in Ruanda, die man angehen müsste? Wie sehr bestimmt der Glaube an Gott ihr Leben?

Ein Königreich für eine Waschmaschiene

Die Devise beim Kofferpacken, die wir bei den Vorbereiungsseminaren bekommen haben: Klamotten für zwei Wochen enpacken. Aus diesem Grund war unser Vorrat an frischer Unterwäsche und Oberteilen nach gut 2 1/2 Wochen seeehr knapp. Darum machten wir uns auf die Suche nach dem Waschraum. Von dem Leiter der Kommunität erfuhren wir, dass regelmäßig eine Frau vorbei kommt, um die Wäsche der Brüder zu waschen. Wir -als strong independent women- wollen und können unsere Wäsche natürlich auch selber machen. Im Waschraum angekommen trafen wir sogar auf 3 Waschmaschienen – alles deutsche Modelle. Zwei von denen waren nicht angeschlossen, doch die dritte Waschmaschiene lächelte uns förmlich an! Wir haben uns natürlich sehr gefreut, dass es hier eine Waschmaschiene gibt, denn wir wussten vor unserer Ankunft nichts über die Waschverhältnisse vor Ort. Im Deckel gabs auch ne schöne Anleitung, welche Knöpfe wir wie für welche Art von Wäsche drehen müssen. Dunkle Wäsche zusammen gepackt, Waschpulver in den richtigen Behälter, alles richtig eingestellt, nur ein Problem: wo befindet sich bitteschön der Knopf zum Anschalten?

Um dieses Problem zu lösen, haben wir uns an insgesamt 2 Salesianer, unsere Köchin und den Kuchenjungen gewand, doch keiner hatte einen Plan. Also musste wir die ganze Wäsche wieder rausholen und solange auf unserem kleinen Haufen sauberer Wäsche verharren, bis 2 Tage später die Wäscherin kam.Von ihr haben wir dann erfahren, dass die Waschmaschiene momentan nicht funktioniert. Toll… 😉

Donnerstag ist Wäschetag

-der Slogan, den ich aus diesem Grund eingeführt habe. Sehr motivierend, findet ihr nicht? Mit der passenden Playlist und genügend warmem Wasser sind wir dann einige Tage später unser Wäscheproblem angegangen und waren wirklich erfolgreich. Zuerst hat es echt Spaß gemacht, die ganze Wäsche ins Wasser zu schmeißen und zu waschen, doch der Part mit dem ständigen Auswringen lehrt einen dann doch, Waschmaschienen sehr zu schätzen 😉

Donnerstag ist Wäschetag- woop woop

Umuziki

In der letzten Woche wurde ich von einem der Schüler des Ausbildunszentrums zum Dance Club eingeladen, der Nachmittags für eine Stunde nach dem Mittagessen stattfindet. Emma und Ich sind da sehr gespannt hingegangen und es war wirklich cool! Zu der Zeit haben die Schüler noch für ihre Entsendungsfeier ins Praktikum geübt, deshalb haben wir größtenteils nur zugeschaut, aber nach einige Zeit hat mich einer der Schülr zu sich gewunken und meinte, ich solle das doch auch mal probieren. Also habe ich mich in die letzte Reihe gestellt und versucht, die Bewegungen nach zu machen. Da mich viele von den an der Seite sitzenden Schüler angeschaut haben und ich auch nicht ganz mit dem schnellen Rhythmus der Musik klar kam, habe ich mich entwas unwohl gefühlt. Aber nachdem ich ein gewisses Schema in den Tanzschritten erkennen konnte und mich ein bisschen lockerer gemacht habe, hat es richtig Spaß gemacht!! 🙂 Viele von den Bewegungen waren mir fremd , da sie sehr schnell gemacht werden, Vieles mit gebeugten Knien getanzt wird und ich defintiv noch nicht den richtigen „Bounce“ habe. Es hat aber sehr Spaß gemacht, das mal auszuprobieren! Im Nachhinein erzählte mir einer der Schüler, dass das eine Mischung aus African Dance und Hip Hop war. Aha 😉

Später wurde „Let me love you“ von Justin Bieber angemacht und eine „Fashion Show“ veranstaltet. Dabei sind fast alle Schüler aufgesprungen und haben nacheinander oder zusammen eine Laufstegperformance hingelegt. Emma und Ich wurden auch mitgezogen und so sind wird gut 20 Miunten wie Models durch den grande salle gelaufen und haben immer wieder dieses Justin Bieber Lied gehört. Das war wirklich lustig und es war auch schön, so noch mehr Zeit mit den Schülern zu verbringen. Das Lied ist jetzt aber leider als Ohrwurm im Kopf geblieben…

Vorheriger Beitrag

Was wir gerade so machen

Nächster Beitrag

Père Hugo wird 86!

  1. Birgit Terhardt

    Das hört sich alles wirklich spannend an. Aber einer Autofahrt würde ich auch nach vielen Jahren Fahrpraxis nicht entspannt entgegen sehen. 😉
    Um eins beneide ich dich jedoch wirklich nicht. Und das ist die fehlende Waschmaschine. Dafür bekommst du aber bestimmt eine super gute Armmuskulatur, und das ist ja auch viel Wert.
    Auch schön zu hören, das die Musik und der Tanz anscheinend dich wieder gefunden hat. Beides hat bisher immer schon zu Dir gehört, und ich freue mich schon jetzt auf eine zukünftige Vorführung.

    liebe Grüße
    Birgit

    P.S. Es gibt weitaus schlimmere Lieder als Ohrwurm :))

    • Bärbel Dierkes

      Gute Morgen Rike und Emma. Ich sitze gerade bei meiner Mutter (sie schläft noch) auf dem Sofa, trinke einen Kaffee und lese eure Blogs. Es ist spannend wie unterschiedlich ihr schreibt und man erfährt gleich doppelt so viel. (-: Denn obwohl du und Emma in einem Projekt seid, erlebt ihr z.T. ganz unterschiedliche Dinge. Ich freue mich sehr, dass ihr eine tolle Zeit habt. Falls du (und auch Emma) die Gelegenheit haben solltest dir das Auto zum üben auszuleihen, (vielleicht vorerst nur auf einer Nebenstraße auf der nichts los ist), solltest du sie nutzen. Autofahren ist wie Zähneputzen- es will geübt werden. (-;
      Nun wünsche ich euch einen tollen Sonntag. Ihr werdet bestimmt gleich zum Gottesdienst gehen. Wir übrigens auch.
      Ganz liebe Grüße. Bärbel (Emmas Mama)
      Ps. Ich hoffe, ich kriege es jetzt hin meinen Kommentar richtig hochzuladen (oder wie nennt man das?) Beim letzten mal war er weg.

    • Friederike Feithen

      Hallo Biggi,

      ja, es freut mich auch sehr, dass ich die Musik hier nicht vermissen muss! 🙂
      Das mit der Waschmaschiene ist glaub ich reine Gewöhnungssache…das bekommen wir schon noch hin und das mit den Armmuskeln werden wir ja dann in nem Jahr sehen 😉

      Liebe Grüße!

Schreibe einen Kommentar

Ich stimme zu, dass meine Angaben aus dem Kommentarformular zur Beantwortung meiner Anfrage erhoben und verarbeitet werden. Hinweis: Sie können Ihre Einwilligung jederzeit für die Zukunft per E-Mail an info@donboscomission.de widerrufen. Detaillierte Informationen zum Umgang mit Nutzerdaten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Läuft mit WordPress & Theme erstellt von Anders Norén