In den letzten zwei Wochen ist einiges passiert und da wollte ich euch mal auf den neusten Stand bringen. Unser Wochenende in Kigali mit einem deutschen Weihnachtsmarkt, das Provincialhouse, ein kleiner Ausflug nach Save und Hochzeitsvorbereitungen!

Unser Wochenende in Kigali

Von der deutschen Botschaft wurden wir vor 2 Wochen (die späte Berichterstattung ist meinem eigenen Blogeintragsrhythmus zu verschulden…) zu einem Empfang aller deutschen Volontäre und Entwicklungshelfer und einem deutschen Weihnachtsmarkt eingeladen. Ja, ihr habt richtig gehört: ein Weihnachtsmarkt. Im November. Find ich cool! So haben wir uns am Freitagnachmittag in den Bus nach Kigali gesetzt, kurz beim Provincial House vorbei geschaut, in dem wir über das Wochenende schlafen konnten und sind dann weiter zu dem Empfang. Dieser fand im Haus einer Mitarbeiterin der deutschen Botschaft statt. Über einige Umwege (bei der falschen Adresse vom Moto abgestiegen, überfordert durch den Stadtteil, der aus Mauern und Sicherheitssytemen bestand- hier wohnen alle möglichen Botschafter) sind wir dort dann auch gut angekommen ! 🙂

Der große, einladende Wohnzimmerbereich, ein Empfangsraum, die Terrasse und der Garten wurden für diesen Anlass hergerichtet, überall gab es kleine Häppchen und Stände mit Getränken, unter denen sich auch deutscher Weiß- und Rotwein befand. Beim Buffet konnte man sich den Bauch mit Pommes, Schokocremegläschen und anderen Kleinigkeiten vollschlagen.

Mit der leise im Hintergrund laufenden Jazzmusik, meinem Weinglas in der Hand an einem der weißen Stehtische im Garten stehend habe ich mich schon sehr fancy gefühlt! 😉

Die Gespräche mit den anderen Freiwlligen und auch mit den Entwicklungshelfern waren sehr interessant, genau so wie die unterschiedlichen Projekte, in denen sie arbeiten: Altenpflege, Kinderheime, Unterstützung für psychisch Kranke, ökologische Projekte, Finanzberatung/ Schulungen um eigenen Geschäfet aufbauen, Straßenkinderprojekte etc. Dabei wurde mir auch bewusst: Freiwilligendienst in Ruanda ist nicht gleich Freiwilligendienst in Ruanda. Klar, mit einigen Sachen müssen wir uns alle auseinander setzten, wie zum Beispiel das Bild des reichen Weißen, das direkt auf uns alle projeziert wird oder die völlig andere Kultur und Sprache. Doch auch das ist bei Vielen unterschiedlich; in manchen Projekten ist Kinyarwanda gar nicht nötig. Die Projekte und Lebenssituationen der Freiwilligen sind so unterschiedlich und vor allem zwischen Projekten in Kigali und in anderen, kleineren Städten etwas ländlicher sind große Unterschiede im Lebensstil, Aufgabenbereichen und Freizeitbeschäftigungen zu sehen.

Der „german christmas market“ wurde mit diesem Jahr schon zum 4.Mal gefeiert und gilt als Zeichen der deutsch-ruandischen Zusammenarbeit, vor allem was Projektunterstützung angeht. So wurde der Weihnachtsmarkt von einigen deutschen Organisationen unterstützt und die Stände, an denen man entlang bummeln konnten, waren von unterstützten Projekten und lokalen Unternehmen. Es gab viel Unterschiedliches zu sehen: Kunst, selbstgemachte Schuhe, Weihnachtskarten und -deko, Kleidung, Schmuck, Seife, Schokolade, Kerzen, aber auch einige Infostände zu Projekten. Außerdem gab es einen Kinderstand mit unterschiedlichen AKtikvitäten (an dem auch deutsche Freiwllige schichtweise geholfen haben), einen Glühweinstand und ein Zelt, in dem man alle möglichen leckeren Sachen finden konnte. So zum Beispiel auch Puddingteilchen und Weckmänner! Um die Stangen der Zelte, unter denen sich die Stände aufgebaut hatten, wurde Geschenkband gewickelt und überall konnte man Lametta oder Lichterketten sehen. Dazu spielten die Lautsprecher „I’m dreaming of a white christmas“ und „Jingle Bells“ und ein als Weihnachtsmann verkleideter Mann stapfte durch die Masse der glühweintrinkenden Besucher. In der knallen Sonne. Zwischendurch kam ich mir schon recht komisch vor, mitten in diesem Szenario zu stehen 😉

Auf dem Weihnachtsmarkt sind wir auf viele englisch- und deutschsprachige Familien mit kleinen Kindern getroffen. Und die leben alle hier in Kigali? Nach einigen Gesprächen mit den Kindern oder deren Eltern während unserer Schicht am Kinderstand kam heraus: Kigali scheint sehr familienfreundlich zu sein. Aus diesem Grund verschlägt es vor allem Familien mit kleinen Kindern für einige Jahre nach Kigali. Meißtens (zumindest basierend auf meinen Unterhaltungen) ist die Arbeit/ Entwicklungshilfe der Grund für den Umzug. In Kigali gibt es auch einige gute internationale Schulen, sodass auch die Rückkehr in die USA oder ein anderes Heimatland, bezüglich des Schulsystems kein Problem darstellt.

einige Eindrücke vom Weihnachtsmarkt 🙂

Ein paar Erkenntnisse und das Provincial House

Was mir dieses Wochenende nochmals vor Augen gehalten hat, ist, dass ich definitiv ein Stadtkind bin. Klar, als wir in Kigali am Busbahnhof ausstiegen, waren das viel zu viele Eindrücke auf einmal, wenn man bedenkt, dass wir die letzten 2 1/2 Monate ein ruhiges Dorfleben geführt haben. Aber nach ein paar Stunden haben ich gemerkt, dass ich dieses Gewuseln, das Geschäftige und die Action auch irgendwie etwas vermisst habe. Das Leben in Rango finde ich entspannt, kein Frage, und ich kann auch definitiv für ein Jahr dieses stressfreie und gar nicht wuselige Leben leben. Doch ich denke, danach wird es mich schon wieder in eine große Stadt ziehen 😉

Mir ist auch noch was anderes aufgefallen, was ich sehr spannend fand: während unserer ersten Tage in Kigali kam es mir so vor, als wären Emma und Ich die einzigen Menschen mit einer anderen Hautfarbe, die in der Stadt unterwegs sind. Doch schon bei unserer ersten Motofahrt während unseres zweiten Aufenthalts in Kigali sind mir so viele hellhäutige Menschen aufgefallen, die ihrem Alltag nach gehen, musikhörend spazieren, joggen oder einen Kinderwagen vor sich her schieben. Hat sich mein Empfinden so verändert? Ich war während unserer ersten Tage in Ruanda wohl doch mehr geflashed als erwartet und habe viel Dinge total anders wahrgenommen. Eben weil so viele neue Eindrücke auf einmal da waren.

Im Provincial House hat man uns -wie letztes Mal- sehr freudig empfangen und wir haben uns sofort wohl gefühlt. Es gab für uns am Samstagmorgen sogar ein „special“ Frühstück mit Körnerbrot, Frischkäse, verschiedener Arten Salami und Käse, das war mal wirklich special! Dass wir uns so wohl gefühlt haben, lag vor allem an einem etwas älteren kandischen Salesianer, den wir schon beim letzten Mal kennen gelernt haben, ein wirklich sehr liebenswürdiger aber auch bewundernswerter Mann.

Er ist nun schon fast 40 Jahre in Ruanda und hat in dieser Zeit in den verschiedensten Einrichtungen der Salesianer gearbeitet und gelebt. Zu einer dieser Kommunitäten hat er uns am Sonntagvormittag mitgenommen: Gatenga, ein Stadtteil von Kigali, in dem sich ein sehr großes Gelände der Salesianer befindet, auf dem gleich zwei Kommunitäten leben. Dort ist das Pre-Noviziat (erste Anlaufstelle nach einem Jahr als Aspirant, um Salesianer zu werden) und eine weitere Kommunität mit einer TVET School, einem Oratorium und einer großen Kirche, in der Sonntags mehrere Messen gefeiert werden. Im Garten dieser Kommunität befinden sich über 200 Orchideen vom besagten Salesianer, der diese dort jahrelang liebevoll gepflegt hat. Insgesamt kümmerte er sich wohl um 800 Exemplare dieser Blume, bevor er ins Provincial House zog. Aber keine Sorge! Eine Auswahl an 200 Orchideen hängt verteilt über das gesamte Gelände des Provincial Hauses auch dort unter seiner Obhut rum. Er war unzählige Male in den Nationalparks Ruandas, hat verschiedenen Orchiedeenarten erforscht und die unterschiedlichen Vogelarten in Ruanda studiert. Er kann einem zu allem möglichen etwas sagen und ich freue mich schon sehr auf seine Geschichten und kleinen Vorträge, wenn wir das nächste Mal in Kigali sind! 🙂

hier baumeln einige der Orchideen in Gatenga rum

Welcome Vacances“-Party

Letzes Wochenende wurde hier auf dem Salesianergelände eine Ferien-Willkommens-Party gefeiert. Nur in einem Land wie Ruanda, in dem offiziell Kinyarwanda, Englisch, Französisch und Swahili gesprochen wird, ist es möglich, eine Welcome (=willkommen auf Englisch) Vacances (=Ferien auf Französisch) zu feiern! Auf dem Basketballplatz des Oratoriums wurden große Boxen und eine Musikanlage aufgebaut und es gab ein kleines Programm, dass sich alle Besucher, die sich auf die Wiese vor dem Basketballplatz gesetzt hatten, anschauen konnten. Das organisierte Programm bestand aus Tanzwettbewerben, Modern Dance Aufführungen, Rapsongs, Gitarrenliedern und zwischendurch Gebeten. Irgendwann tauchten echt böse aussehende Regenwolken auf und wir sind mit der ganzen Meute in den grande salle geflüchtet. Dort ging es dann nach einem kurzen Aufbau weiter mit dem Programm. Dass wir nun alle zusammen in einer kleinen Halle saßen, hat die Stimmung noch viel besser gemacht. Es wurde laut applaudiert, mitgesungen und am Ende wurden einige Bänke zur Seite geschoben und es wurde getanzt! 🙂

Es war sehr schön, so viele Kinder auf einem Haufen zu sehen. Unter ihnen waren einge, die wir von unserem Samstagsprojekt kennen oder welche, die manchmal ins Oratorium kommen. Es waren aber auch sehr viele Kinder und Jugendliche da, die wir noch nie gesehen haben und die auch uns neugierig betrachteten! 🙂

Okay, ich merke gerade, ich habe n bissl zu viel zu erzählen und mache hier jetzt zwei Beiträge draus. Der zweite Beitrag wird in den nächsten Tagen erscheinen, obwohl mein perfektionistisches Ich wahrscheinlich ausrasten wird (so würde ich ja einen Beitrag an einem Tag hochladen, der den Rhythmus zerstört und ich würde mit dem ganzen erzählen nicht hinterher kommen, denn es gibt einiges von dem ich euch auch in den nächsten Wochen berichten möchte!) Ach, ich kann mir das gerade selbst nicht erklären, nehmt’s einfach so hin 😉

Murabeho!

Rike