Heute feiern wir auf meinem Blog Jubiläum: Das hier ist nämlich schon der 10. Eintrag. Könnt ihr´s glauben? Ich nicht! Passt doch somit ganz gut, dass ich heute mal auf ein interessantes Thema eingehen will: Neben den Erzählungen über Ausflüge und das Leben in Benin habe ich nämlich das Gefühl, dass in meinen Blogeinträgen oft mein Alltagsmittelpunkt zu kurz kommt: Die Arbeit mit den Kindern. Da wir in sechs verschiedenen Projekten tätig sind, ist es gar nicht so einfach, diese in einem Blogeintrag unter einen Hut zu bekommen. Aber ich gebe mein Bestes 😉 Lest euch doch gerne vor diesem Blogeitrag die Projektbeschreibungen durch, um den Durchblick zu behalten (am Handy oben links zu finden, am Laptop oben Mitte).

Meine Rolle

Die Erwachsenen, die mit den Kindern arbeiten, werden hier Tata (~Tante) oder Fofo (~Onkel) genannt. So auch ich: Tata Teresa. Das Yovo (~Weiße) versuchen wir zumindest den Kindern unserer Projekte abzutrainieren, was meist ganz gut klappt. Generell haben wir das Gefühl immer so ein bisschen zwischen den Kindern und Erwachsenen zu stehen. Das liegt u.a. daran, dass wir nie mit Kindern alleine arbeiten müssen und die Tatas und Fofos lediglich unterstützen. Dadurch müssen wir nicht ganz so distanziert mit den Kindern arbeiten und können so mit ihnen scherzen, sie umarmen oder quatschen. Unsere Aufgaben bestehen in der École alternative, der Baraque und dem Espace Eveil u.a. daraus, Beschäftigungen wie Bastelaktivitäten für die Kinder zu organisieren und ihnen bei der Umsetzung zu helfen.

Schon viele Stunden haben Valerie und ich damit verbracht uns Bastelideen, Singsänge und Spiele zu überlegen, die auch reell umsetzbar sind. Dazu haben wir unsere Kindheitserinnerungen oder auch einfach das Internet durchforstet. Eine Schwierigkeit beim Basteln besteht darin, dass es den Kindern oft an der benötigten Feinmotorik fehlt und so der Vergleich mit sich in selbigen Alter nicht unbedingt funktioniert. Eine zweite Schwierigkeit besteht darin, dass wir den Kindern oft nur wenig Kreativität entlocken können. So versuchen sie oft Bastelbeispiele von uns eins zu eins zu kopieren, auch wenn wir extra betonen, dass sie eigene Ideen mit einbringen sollen. Die dritte Herausforderung besteht darin, Bastelprojekte nicht ausarten zu lassen und wir bspw. bei einer Wassermalbildersession nicht einen ganzen Stapel weißer Papiere auf einmal aufbrauchen. Aber an sich kann man diesen Eifer auch als Kompliment an unsere Bastelprojekte deuten. Es bereitet große Freude zu sehen, wie aus Überlegungen im Raum vor unserem Zimmer plötzlich durch viele Kinderhände lange Girlanden, zahlreiche Fensterbilder oder kleine Papiertiere entstehen. Und es bereitet Freude, den Kindern dabei zu helfen und zu sehen wie sie die Bastelschritte plötzlich verstehen.

Die Beziehung zu den Kindern

Die Beziehung zu den Kindern/Jugendlichen hier könnte unterschiedlicher nicht sein. Unser Aufgabenbereich, Anzahl der Kinder im Projekt, Alter,… das sind alles Aspekte die hier natürlich mit reinspielen. So gibt es Projekte, wie den Espace Eveil oder das Maison du Soleil, bei denen ich mittlerweile mit Stolz behaupten kann, dass (fast) alle Namen sitzen. In anderen Projekten immerhin alle Gesichter, aber in der École alternative wäre selbst das nicht möglich. Allerdings habe ich in allen Projekten Bezugskinder/-jugendliche, die ich mittlerweile ganz gut kenne.

Als Icebreaker oder für den kleinen Spaß zwischendurch sind Klatschspiele absolut dankbar. Außerdem versuchen die Kinder uns oft Fon (eine weitverbreitete Sprache hier) beizubringen oder fragen mich verdutzt was die roten Punkte auf meinen Füßen sind. „Mücken haben mich gestochen und ich habe gekratzt.“ Oft schauen sie sich auch die Armbänder, die Valeries und meine Arme zieren, genau an. „Woher hast du das?“, fragen sie dann und ich erzähle ihnen über jedes Armand von wem ich es bekommen habe. „Krieg ich eines?“, fragen sie anschließend. „Nein, das sind Geschenke, die möchte ich nicht hergeben“, erkläre ich jedes Mal aufs Neue. Der Umgang der Kinder/Jugendlichen untereinander wirkte auf mich anfangs ein wenig ruppig, was hier aber generell normaler ist. Wenn zwei allerdings anfangen sich zu schlagen, schreiten ich oder die anderen Tatas aber natürlich ein. Zugleich habe ich aber auch das Gefühl, dass hier wenig gepetzt wird und kaum Mitleid herrscht. Das betrifft ebenso auch das Selbstmitleid.

Außerdem wird ihnen viel zugetraut: Ich erinnere mich gerne, wie neben dem Gebäude der Vorschule Espace Eveil, die auf dem Gelände einer Schule steht, einmal eine Ziege vorbeigelaufen ist und die Tata zu zwei der kleinen Jungs meinte, sie sollen die Ziege verscheuchen. Ein herrliches Bild, wie die beiden Burschen hinter der Ziege herrannten, bis diese sich nicht mehr auf dem Gelände befand. Eine andere Geschichte ist, wie bei einer unserer ersten Zemfahrten ein 12-jähriges Mädchen aus der Baraque von der Tata beauftragt wurde, uns ein Zem zu organisieren und auszuhandeln. Das war der springende Punkt, an dem Valerie und ich beschlossen haben, uns die nächsten Male selbst ranzuwagen.

Valerie und ich arbeiten insgesamt mit ein paar hundert Kindern zusammen. In manchen Projekten ist es deswegen ausgeschlossen, dass man alle genauer kennenlernt, was dann in diesen Projekten aber auch nicht die Erwartung ist. Es ist aber dennoch nett, weil man so jeden Tag aufs Neue die Möglichkeit hat, neue Kinder/Jugendliche kennenzulernen. Allerdings gibt es auch Tage, an denen es mir in gewissen Projekten schwerer fällt, den Zugang zu den hierbei meist Jugendlichen zu finden. Das kann frustrierend sein, weil ich selbst oft recht hohe Ansprüche an mich habe. In anderen Situationen wiederum wollen so viele Kinder/Jugendliche gleichzeitig etwas von mir, dass es mich herausfordert jedem gerecht zu werden und v.a. auch die leiseren Kinder neben den lauten nicht zu vergessen.

Eines haben die Kinder und Jugendlichen aber auf alle Fälle gemeinsam: Sie sind allesamt super liebenswürdig und so stelle ich immer wieder fest, dass nichts so herzerwärmend ist, wie ein Kinderlächeln.

LG Teresa

PS: Darf ich vorstellen: Die Baraque! Ein einziger Erinnerungshaufen an die Bastelprojekte der letzten Monate und Vorvolontäre. Mittlerweile ungefähr doppelt so vollgehängt wie auf dem Bild. Zum Glück gibt es noch einen zweiten Raum, den es nun weiter zu schmücken gilt!