Teil II der Titelserie „Messi – Mate – Merienda“

„Amargo o con azúcar?“ („Bitter oder mit Zucker“). Dies war eine Frage, die ich schon in den ersten Tagen in Argentinien gelernt habe zu beantworten. Es geht hierbei darum, wie du deinen Mate(-Tee) denn gerne trinkst, mit oder ohne Zucker. Hier handelt es sich genauso um eine Glaubensfrage, wie bei der Frage „Boca oder River?“ (wer lieber was zum Thema Fußball lesen will: hier mein letzter Blogeintrag mit dem Titel „Messi“ https://blogs.donboscovolunteers.de/messimatemerienda/2019/12/03/messi/). Einmal entschieden, bleibt man oft ein Leben lang bei der gleichen Antwort.

Was ist ein Mate?

Heute soll es also um das geliebte Nationalgetränk der Argentinier gehen, den Mate(-Tee). [Ich nenn ihn ab jetzt nur noch Mate, weil hier kein Mensch dazu Tee sagt und wenn man „té“ sagt, dann meint man hier in 90% der Fälle die einzig getrunkene Teesorte Schwarztee].

Doch die deutsche Terminologie „Mate-Tee“ hat natürlich auch seinen Sinn, denn so ist der Mate genauso ein Aufgussgetränk aus verschiedenen Kräutern, den man dann ebenfalls heiß genießt. Diese besonderen Kräuter kommen vom Mate-Strauch (laut Wikipedia eine Stechpalmenart), werden hier als „Yerba“ bezeichnet und in Argentinien großteils in der Provinz Misiones, also im äußersten Nordosten des Landes an der Grenze zu Brasilien, wo es schön warm und feucht ist, angebaut.

Wie mache ich einen Mate?

Neben dem Yerba benötigt man ein Mategefäß („Kalafasse“ oder meist einfach nur „Mate“ genannt), einen Bombilla (eine Art Strohhalm aus Metall) und heißes Wasser.

Es gibt eine Unmenge an verschiedenen Mategefäßen. Die Größe kann hier ebenso variieren wie das Material und das Design. Eine übliche Version ist ein Mate aus Holz, doch genauso gibt es Kalafassen aus getrockneten Früchten/Schalen, Plastik oder Varianten mit Metall bzw. Blech. Das einzige, was man Kauf vielleicht beachten sollte, ist, dass man das Yerba nach dem Gebrauch auch wieder aus dem Gefäß bekommt (siehe nächstes Bild).

Ob sich Marthas Kalafasse besser als Trinkgefäß oder als Blumenvase verwenden lässt, ist eine Frage, die mich in letzter Zeit viel beschäftigt hat…
mein geliebtes Don-Bosco-Mate-Gefäß mit drei sehr leckeren Yerbas

In den Mate gibt man also das Yerba hinein. Dann empfiehlt es sich die Kräutermischung etwas zu schütteln und mit 45° Steigung im Gefäß zu platzieren. Das ist wichtig, um das Yerba Stück für Stück aufgießen zu können, beginnend ganz unten, bis man am Schluss bei den letzten Aufgüssen ganz oben angekommen ist. Bevor man die Kalafasse allerdings mit Wasser befüllt, sollte man noch den Bombilla am unteren Ende des kleinen Abhanges in das Yerba stecken. Dann wird das am besten um die 80°C heiße Wasser hinzugefügt [um so eine genaue Wassertemperatur zu erreichen, kann man hier bei vielen Wasserkochern eine genaue Temperatur einstellen]. Wir im Oratorio machen das Wasser allerdings ganz einfach auf dem Gasherd (mehr über Gasherde gibts bei Martha: https://blogs.donboscovolunteers.de/tauschealpengegenanden/2019/12/09/von-gasherd-bis-nachtaktiv/) warm. Das Wasser wird immer nur bis zur Oberfläche in das Yerba gegeben und keinesfalls das ganze Yerba mit Wasser geflutet. Dann wird reih um der Mate jeweils leer getrunken und wieder bis zur Oberfläche befüllt, das ganze wiederholt sich bis die Thermo leer ist.

Hier meine erste Mate-Zubereitung… ein wunderbares Lehrvideo für alle Mate-Anfänger 😛 : https://drive.google.com/open?id=1N8e3CRMxcBqKMHQjmqfFv87Nbr7Hp3to (–> für alle, die sich nicht zurecht finden: einfach herunterladen und mit beispielsweise Windows Media Player öffnen)

Mate als Gemeinschaftselement

Wie schon am Ende des letzten Absatzes erwähnt, trinkt man Mate eigentlich fast nie allein. Zwar besitzt wahrscheinlich jeder Argentinier sein eigenes Mategefäß und seine eigene Thermosflasche, jedoch benötigt man in einer Runde von 3, 4, 5, … Leuten eigentlich nur ein Set. Getrunken wird dementsprechend aus dem gleichen Gefäß und dem gleichen Bombilla (… für den hygienebewussten deutschen Normalbürger erstmal eine Umstellung…). Selbst wenn einen eine kleine Erkältung erwischt, wie es mir im Frühling einige Male passiert ist, wird darauf bestanden, dass man trotzdem mit trinkt. Gott sei Dank hat sich, so wie ich das mitbekommen habe, keiner angesteckt… anscheinend ist man durch das Bombilla-Teilen auch ganz gut abgehärtet. Ansonsten ist Mate-Trinken einfach immer eine gute Sache um ein bisschen zu ratschen und es lockt auch meistens zusätzlich Leute an, die sich dazu setzen.

Wann trinkt man Mate?

Eigentlich immer. Das klingt jetzt übertrieben… ist es vielleicht auch ein bisschen, aber tatsächlich nur ein ganz kleines bisschen… denn Mate ist tatsächlich die Flüssigkeit die Martha und ich am meisten zu uns nehmen, weit vor normalem Wasser oder Gaseosa (Limo). Es beginnt am Morgen beim Frühstück mit einem Mate cocido (die Beutelvariante), dann folgt die Lernzeit der Jungs, da trinken wir beide eigentlich immer ’ne komplette Thermosflasche allein (finde den Fehler 😉 ) leer. Nach dem Mittagessen hören wir oft nen Podcast, schreiben Blog oder lesen etwas, dazu passt ein Mate auch immer gut und um 6 oder halb 7 zur Merienda-Zeit ist es für uns zur Gewohnheit geworden mit Coco, dem Hausmeister, und ein paar Jungs Mate zu trinken und danach besteht bei der offiziellen Merienda auch noch mal die Möglichkeit sich einen Mate cocido zu gönnen. Insofern kann man sagen kommen wir täglich warscheinlich meist auf einen Matekonsum von fast 2 Litern… also @Mama: zu wenig Flüssigkeit nehm ich hier sicher nicht zu mir 🙂

So lässt sich die Lernzeit aushalten…

Wirkung von Mate

Genau wie Kaffee hat Mate eine aufputschende Wirkung. Die Studenten unter euch, die sich für ihre Hausarbeiten in der Bibliothek mit Club-Mate (deutsches Erfrischungsgetränk, die Red.) eindecken, wissen das wahrscheinlich. Beim einen schlägt diese Wirkung mehr an, beim anderen weniger. Mir hilft der Mate am morgen immer sehr gut auf die Beine zu kommen, allerdings brauch ich da immer relativ viel davon oder alternativ das hervorragende Yerba mit Guaraná-Geschmack (energetisierende Superfruit, die Red.). Was man vielleicht nicht unbedingt machen sollte, ist sich kurz vor dem ins Bett gehen einen Mate reinstellen… hab ich zumindest gehört… Martha hatte halt dann ein paar Stunden weniger Schlaf ^^

Don-Bosco-Yerba (hergestellt in einer Landwirtschaftsschule der Salesianer in Misiones) macht die Salis froh und die Volos ebenso 😀

Trinken auch Kinder Mate?

Jein. Ab einem gewissen Alter, so um die 10 – 12, manche früher manche später (und manche auch nie) fangen einige chicxs an mit dem Matekonsum. Die Kids trinken wenn dann mit Zucker… amargo schmeckt den meisten erst später. Viele bleiben dem Zucker aber auch treu… auf dem Land zum Beispiel trinkt man nur süßen Mate… dementsprechend gönnen sich viele unserer Jungs (die ja vom Land kommen) auch 2 fette Esslöffel (!!!!!) Zucker in ihrem Mate cocido.

Tereré

Was die Kinder jedoch lieber trinken, ist Tereré. Tereré ist die kalte Eiswürfel-Version von Mate. Besonders an den vielen heißen Sommertagen, wenn auf dem Sportplatz Hochbetrieb herrscht, ist das Getränk eine willkommene Erfrischung für Groß und Klein. Der Tereré, der hier am beliebtesten ist, wird mit Saft zubereitet. Ebenso gibt es es allerdings den, von mir präferierten, Tereré paraguayo (also die parguayanische Version), den man einfach mit kaltem Wasser aufgießt.

Amargo o con azúcar?

Zurück zur Frage vom Anfang, was trinken die Alemanes denn jetzt? Martha und ich haben uns relativ schnell für amargo entschieden. Jedoch habe ich auf dem Land auch den Mate mit Zucker sehr zu schätzen gelernt… zusammen mit einer frischen Tortilla macht das durchaus was her 😛

Tortilla

Aber mit Essen geht es dann das nächste Mal weiter, wenn wir uns dem Thema „Merienda“ widmen.

Um beim Abschiedsgruß weiter etwas zu variieren, sag ich heute einfach mal „Tschöööö mit ööööö“ und bis zum nächsten Mal

euer Simon