oder ausgeschrieben „fin de semana“ bedeutet Wochenende. Da bei uns ein langes Wochenende vor der Tür steht, an dem wir bis Montag nach San Miguel de Tucumán zum „Zatti joven“ einem riesigen Freiwilligentreffen der Salesianerprovinz Argentinia Norte fahren dürfen, dacht ich mir ich berichte euch mal was sonst so an Wochenenden hier abgeht. Außerdem ist das die kongeniale Ergänzung zu Marthas ersten Teil über unsere Werktage… 😀

Vorbereitung fürs Zatti Joven mit den Volontären von hier

Wochenende bedeutet für uns erstmal, dass die ganzen Jungs weg sind, denn die Residentes dürfen (oder müssen) alle am Wochenende zu ihrem Tutor (meist irgendein Verwandter oder Bekannter, der in der Stadt wohnt). Wann die Chicos abhauen ist relativ offen, das zieht sich meist über den ganzen Freitag, manchmal bleiben einige auch hier (wie zum Beispiel als wir am Nachhaltigkeitstag teilgenommen haben –> siehe Marthas Blog).

Freitag = Feierabend

Für Martha und mich ist dann am Freitag ab der Siesta Feierabend, was eigentlich recht fein ist, da wir dann auch mal am Abend in die Stadt gehen können. Unter der Woche haben wir nämlich immer in der Siesta frei und da ist die Stadt ziemlich tot und alle Geschäfte außer unser Stammsupermarkt „changomas“ zu. So sind wir die letzten beiden Freitage einfach in die Stadt, haben das kleine aber schöne Zentrum von Santiago erkundet, haben uns eine Karte für den Stadtbus besorgt (damit wir nicht jedes Mal ne Stunde in die Stadt laufen müssen), haben uns ’nen Café con leche gegönnt und sind durch die Sportgeschäfte der Stadt gentingelt.

Das wohlverdiente Freitags-Siesta-Bier… Quilmes ist echt fein :p
…und ein Café con leche… gibt’s was besseres?

Exkurs

Aber häääh warum Sportgeschäfte? Nun hier in Argentinien ist es so, dass man ungefähr nach Name und Alter (und bei mir vielleicht noch Größe…) sofort nach einem Fußballverein gefragt wird, „zu dem man gehört“. Grundsätzlich könnte man wahrscheinlich in jedem argentinischen Pass unter der Religionszugehörigkeit eine zweite Zeile mit Vereinszugehörigkeit einfügen… Wir haben uns bisher recht erfolgreich vor einer Wahl gedrückt, und das obwohl schon ein Superclasico zwischen den Boca Juniors und River Plate, den größten Vereinen des Landes anstand. Aber früher oder später müssen wir wohl Farbe bekennen… Und deswegen haben wir uns halt dann mal das Angebot an Trikots von Boca, River, Independiente und Co. angesehen. Und seit unbesorgt… es wird ganz sicher noch ein eigener Blogeintrag über fútbol folgen 😀

Das einzige Bild, das ich vom Superclasico hab 🙁 aber war auf jeden Fall ein Highlight mit den 30 Jungs, die mit vollem Herz und voller Kehle dabei waren, das Spektakel zu erleben

Action am Samstag

Dann steht der Samstag an und da ist im Oratorio dann wieder einiges los. Es beginnt vormittags mit der catequesis, das bedeutet Kommunion- und Firmvorbereitung für die Kids aus der Pfarrei. Das ist alles relativ aktiv und mit vielen Spielen, aber so den 100%-Durchblick hab ich bei der catequesis noch nicht.

Am Nachmittag ist dann die lokale Don-Bosco-Jugendbewegung (ähnlich katholischen Jugendverbänden wie Landjugend, KSJ, Kolping Jugend,…) angedacht. Dort wird nochmal unterschieden in „exploradores“ und „mallín“. Das erste ist so etwas wie Pfadfinder im Don-Bosco-Kontext, so wurde uns das zumindest zu Beginn erklärt. Es hat durchaus auch Ähnlichkeiten (in Sachen Kleidung, Fahne, …), doch waren wir dann trotzdem beide ziemlich platt, was hier für ein militärischer Ton herrscht und wie sich die Kids in Reih und Glied aufstellen und salutieren müssen. Irgendwie eine bisschen andere Art der Don-Bosco-Pädagogik als ich sie bisher kennen gelernt habe… Das hat mich als kleinen Pazifisten dann doch ziemlich abgeschreckt und mir meine Entscheidung zugunsten von „mallín“ relativ einfach gemacht.

„Mallín“ bedeutet Quelle und entspricht schon viel mehr meiner Art der Pädagogik und Animation. Hier wird mehr mit „laissez-faire“ und lockererem Ton gearbeitet. Außerdem gibt es immer viele Spiele, bei denen die Leiter auch gerne selbst mitspielen. Und dank der hauseigenen Quelle gibt’s bei heißem Wetter (was wohl oft der Fall sein wird) auch Wasserspiele…. jippiiiiiiiiiie. Nach den Spielen gibt’s dann meistens noch ein Gebet und ein Lied… aber das Singen müssen wir noch ein bisschen üben ^^

Mallín

Nachdem „exploradores“ und „mallín“ ihr Ende gefunden haben, gibt’s dann merienda. Das heißt Weißbrot und Trinkjoghurt für um die 70 Kids. Da aber alle schön im Quadrat auf dem Sportplatz hocken, läuft das auch super geregelt ab. Den Abschluss bildet dann noch die Messe, wie immer mit super schöner spanischer Musik <3

Merienda…
…mit Trinkjoghurt und Brot

Ein Sonntag auf traditionelle Art und Weise

Der Sonntag ist dann, ganz traditionell und katholisch, unser komplett freier Tag. Da hat man dann auch mal die Möglichkeit etwas zu unternehmen. Beispielsweise mit den mega netten lokalen Freiwilligen hier. So waren wir beispielsweise letzten Sonntag mit Noelia im Patio del Indio Froilán. Das ist ultra der krasse Shit hier… kennt jeder und will auch jeder hin ^^ Das ganze ist ein abgegrenztes Areal etwas außerhalb der Stadt mit vielen Bäumen und Bänken, einer großen Bühne und vielen Verkaufsständen. Dort kann man verschiedenstes Essen und Trinken kaufen, sowie Handwerkskunst beim Trommelmacher bestaunen oder calabazas (Mate-Becher ^^) kaufen.

Die Menschen (von jung bis alt) kommen hierher aber vor allem wegen dem Geschehen auf und vor der Bühne. Dort wird nämlich Folklore getanzt. Santiago del Estero ist sowas wie die Folklore-Hauptstadt Argentiniens und deswegen ist das Patio auch ein Anziehungspunkt für Tanzvereine und Touristengruppen. Letzten Sonntag beispielsweise waren Tanzgruppen aus La Rioja, Chaco oder Tucumán da. Wir, die wir nun bisher nur einmal den Chacarera (der typische Folklore-Tanz hier) ausprobiert haben, haben uns dann lieber ein Tortilla geholt und uns mit unserem Mate ein schattiges Plätzchen gesucht. Das war allerdings auch schon ein Hochgenuss den tanzenden Paaren zuzusehen… dieses Taktgefühl und diese abgestimmten Bewegungen… und sogar die Kleinsten haben das schon drauf (das hat uns bisschen die Hoffnung genommen, das wir das in einem Jahr lernen, wenn die das schon seit ihrer Kindheit regelmäßig trainieren…).

handgefertigte Trommel

Aber wir werden auf jeden Fall weiter fleißig dran bleiben und Tanzschritte trainieren… ob Chacarera, Salsa oder sonst was 😀

und leider hab ich es nicht geschafft ein Video vom Tanzen hochzuladen, vielleicht gibt’s dann eins, wenn wir das Tanzen auch drauf haben 😛

Heiße Grüße aus Santiago und bis demnächst

Simon