Ein Jahr auf den Inseln

Dieser Alltag ist nicht alltäglich!

Lagebericht #4

Das Dumaguete Resume

Es ist soweit. Die Entscheidungen sind gefallen und die Tür für den Wechsel steht offen. Und diesen Sonntag werde ich hindurch gehen.
Mein Wechsel in ein anderes Projekt steht. Plötzlich ging es alles sehr schnell. Nachdem Wochen verstrichen waren und ich mich intensiv mit dem Thema Geduld auseinandersetzen konnte reichte jetzt ein Anruf und der Projekt wechsel ist perfekt.

Wie dann das zukünftige Projekt aussieht, dass berichte ich hoffentlich sehr bald im nächsten Lagebericht.
Jetzt wird es erst einmal Zeit für eine Reflexion meiner Dumaguete-Monate.

Wie man schon erwartet wird dies ein längerer Artikel, nicht zuletzt wegen diverser Bilder.
Daher eine Gliederung, damit jeder sich das für ihn Interessanteste leicht raussuchen kann.

1. Der Inhalt einer „normalen“ Woche

  • Die Farm
  • Meine Mannschaft
  • Das Orphanage
  • Das Feeding Programm
  • Taekwondo

2. Besondere Tage

  • Coastal-Cleaning
  • Das Camp
  • Der Abschied

3. Kleinigkeiten, die die Zeit besonders machten

4. Fazit

Der Inhalt einer „normalen“ Woche

Die normale Woche wie ich sie beschreibe ist von ihrem Ablauf her kein einziges mal wirklich genau so verlaufen. Allerdings ist es das Ergebnis, welches sich aus meiner Suche nach Aufgaben ergeben hat und es wäre meine normale Woche, würde ich noch länger bleiben.

Die Farm

Vor allem wegen meiner Allergie hat sich die Arbeit, die ich für die Farm erledige drastisch verringert. Ich war im Endeffekt vor allem dafür verantwortlich zu schauen, ob die Entwicklung so voranschreitet, wie wir es uns wünschen. Tatsächlich ist in den zwei Monaten das ganze ein wenig voran gekommen. Weiterhin wird gehofft, dass die Microfarm bis zum Ende meiner Zeit auf den Philippinen fertig gestellt ist.
Links kann man dabei schon einige Dinge erkennen, die wichtig für die Microfarm sind. Zum einen wäre da die große Anzahl an Setzlingen, die herangezogen wird. Zum anderen kann man links schon den „Naturzaun“ erkennen und die Wege, die vorher nicht existierten.

Außerdem wird das Feld im Zentrum bereits bestellt und trägt schon Früchte. Es ist allerdings weiterhin ein weiter Weg zu gehen.

Von allen meinen Aufgaben kann ich die auf der Farm am einfachsten abgeben. Das wichtigste war es eine schnelle, gute und effiziente Planung aufzustellen. Da war es hilfreich, dass ich bereits ein gute Bild vor Augen hatte. Dieses konnte ich weitergeben und ein Großteil der zukünftigen Farm entspricht wohl meinen Vorstellungen. Ich habe tatsächlich das Gefühl hier etwas Bleibendes zu hinterlassen.

Meine Mannschaft

Montags, Dienstags und Donnerstags am Nachmittag habe ich eine Fußballmannschaft übernommen. Die Jungs (und die beiden Mädels) sind aus der „Elementary-School“, also noch gerade am Anfang der zweistelligen Jahreszahl.

Ich als Coach, der selbst eigentlich kein richtiger Fußballer ist, habe einfach mein Wissen über Training zusammen genommen und versucht ein gutes Programm zusammen zu stellen. Ohne dabei zu vergessen, dass der Spaß im Mittelpunkt steht. Allerdings muss man wissen, dass die Mannschaft hier durchaus im Wettbewerb stehen. Und da glänzte die Truppe bisher nicht besonders. Dies galt es zu ändern.
Ohne jetzt jedes einzelne Training hier aufzulisten kann man echt sagen, dass wir aus einem zusammengewürfelten Haufen eine gute Mannschaft gemacht haben. In nicht einmal 4 Wochen. Ja, hier geht ein wenig der Stolz mit mir durch, denn die Truppe hat sich mächtig gewandelt.
Das Training und die gemeinsamen Spiele werde ich wohl sehr vermissen.
Ich hatte es schwer bedauert versäumt zu haben Fotos von den Trainings im Regen zu machen, doch zum Glück war mir am Tag des letzten Trainings das Wetter zugeneigt und der Platz mit Wasser voll gesaugt. Dementsprechend sahen wir dann auch aus. Denn eines kann man keinem von uns nachsagen, nämlich, dass wir nicht mit vollem Einsatz spielen würden.

Ausgiebiges Duschen war nach jedem Training Programm!

Alles in allem bin ich aber sehr dankbar, dass ich so eine tolle Truppe bekommen habe und ich hoffe, dass sie einiges aus dem Training für sich positiv verbuchen können. Ich habe jedenfalls mein Bestes gegeben. Und dafür mehr als nur ein Trikot bekommen!

Das Orphanage

Jeden Samstag und Sonntag für wenigstens eine Stunde war ich dort. Das Orphanage ist in der Realität ein zweistöckiges Haus neben der Schule. Eigentlich hat es nichts direkt mit den Salesianern zu tun. Doch leben da circa 30 Kinder zusammen, die aus Armen Verhältnissen kommen und/oder mit Behinderungen leben müssen.
Unter der Woche haben sie soweit ich das weiß einen festen Zeitplan, aber am Wochenende konnte ich jeweils eine Zeit lang ihnen ein wenig meiner Zeit schenken. Mit Spielen oder Geschichten, manchmal auch ein wenig Deutschunterricht.

Diese Kinder haben wohl als erste mein Herz erobert, denn auch wenn sie anfangs schüchtern waren, so öffneten sie sich erstaunlich schnell gegenüber dem Riesen aus Deutschland. Mittlerweile bin ich ihr Kuja, also der große Bruder.

Das schöne ist wirklich dabei, dass die Jungs und Mädel begeisterungsfähig waren. Wir können uns daran echt alle ein Vorbild nehmen, denn viel ist es nicht, das sie an Perspektive haben.

Ich werde sie wohl ziemlich vermissen!

Das Feeding Programm

Montags, Mittwochs und Freitags am Vormittag haben Franziskaner Schwestern ein Feeding Programm ins Leben gerufen, dass an der Kathedrale in Dumaguete stattfindet. Davon habe ich leider erst recht spät erfahren. Seitdem war ich aber dort vor Ort und habe versucht es zu unterstützen.
Effektiv wird dort eine kleine Halle für drei Stunden geöffnet. Dann wird zusammen gebetet und ein wenig unterrichtet. Und wenn Volontäre wie ich da sind, dann wird auch gespielt.

Hier habe ich die engste Erfahrung mit Armut gemacht, denn diese Menschen kommen direkt von der Straße. Viele brauchen die geringe medizinische Versorgung hier so dringend, dass es einem richtig nahe geht. vor allem junge Boys und junge Mütter mit ihren Babys sind hier. Außerdem ein paar ältere Menschen.

Und nachdem versucht wurde ein wenig Inhalt für deren Zeit zu schaffen gibt es eine Mahlzeit für jeden.
Das ganze sieht dann vor dem Austeilen so aus:

Meine Arbeit hier hat mir tatsächlich das Gefühl gegeben, dass es sinnvoll ist hier zu sein! Ich bin nun besonders gespannt, wie das Feeding Programm, welches ich in Cebu unterstützen werde, aussieht.

Taekwondo

Mir persönlich habe ich auch eine kleine Freude gemacht. Jeden Freitag und Samstag Nachmittag gab es circa 2 Stunden voller Kampfsport für mich. Auch die anderen Teilnehmer fanden es wohl klasse, dass ein wesentlich älterer und größerer Junge bei ihnen mitmacht. Alles in allem haben wir sehr voneinander profitiert.

Und wie gut die kleinen sind, dass kann man kaum glauben. Am auffälligsten war es jedoch, wenn wir bei den Dehnungsübungen nebeneinander auf der Mathe standen. Ich fühlte mich ziemlich hölzern!

Besondere Tage

Ein paar Tage meiner Zeit in Dumaguete waren besonders bereichernd und lehrreich. Hier ein kleiner Auszug:

Coastal Cleaning

Auf der Suche nach Aufgaben hatte ich den Principal der Elementary-school darum gebeten mir bei Möglichkeiten Bescheid zu geben. Dies hat er auch tatsächlich zwei mal getan. Das erste davon war das Coastal Cleaning.

Vom Ablauf her ist es einfach beschrieben. Morgens früh an einem Freitag sind wir mit circa 20 Kindern an unserem Strand los gelaufen. Knapp zwei Stunden lang in die südliche Richtung waren wir dann unterwegs und sammelten dabei alles an Müll auf, was uns in die Hände kam. Von Plastiktüten über alte Reifen und verrottenden Schuhen.
Danach ging es zu einem kleinen Stück Strand. Dort durften wir auch einmal ins Meer und den schwarzen Sandstrand genießen. Daher heißt die Insel im übrigen auch Negros. Auch der Sturm im Anschluss konnte dann die Laune nicht mehr trüben.
Doch Bilder sagen hierzu mehr als Worte:

Das Camp

Ein zweites mal sprach mich der Principal wegen eines Camps auf dem Gelände der Farm an. Eigentlich habe ich hier zwar nicht viel getan, doch sind ein paar schöne Fotos entstanden, die ich gerne mit euch teilen wollte.

Der Abschied

Nachdem ich erfahren habe, dass es für mich zurück nach Cebu geht musste ich das natürlich weitergeben. Dabei sagten die Principals, ich sollte das am folgende Tag doch der ganzen Schule sagen bei der morgendlichen Versammlung.

Ich dachte mir dabei nichts böses und stellte mich am folgenden Morgen also mit ins Gym und redete gerade noch mit Brother Joakim als ich plötzlich in einem schönen Englisch-Philippinischen Akzent „Max Stark“ hörte.
Der Principal der Elementary begann eine wunderschöne Rede über mich zu halten.

Nachdem er diese beendete kam ich unter Applaus auf die Bühne und sagte allen, wie dankbar ich war, dass sie mich zwei Monate lang aufgenommen hatten.
Als ich fertig war wieder Applaus und angeblich eine Menge Tränen. Doch damit war es nicht genug, denn plötzlich hieß es „Lehrer auf die Bühne“ . Ich schaute mich völlig verwirrt um und sah, wie alle Lehrer singend auf die Bühne traten und mir ein Abschiedslied sangen. Danach wurden ein paar Fotos gemacht und am Nachmittag gab es noch ein kleines Essen, wo mir unter anderem ein zusammen geschnittenes Foto im Rahmen vom Abschied überreicht wurde.
Ich bin jedenfalls tief berührt, auch meine Fußballmannschaft war voller Tränen und ich musste mehrere male sagen, dass ich unbedingt versuchen würde auf einen kurzem Besuch während des Restes meines Jahres vorbei kommen würde.

Kleinigkeiten, die die Zeit besonders machten

Es gibt einige Dinge, die mich hier begleiteten, die zumindest einmal erwähnt werden sollten.

Zum einen wären da die Tiere, genauer zwei Hunde, Whitie und Noah, eine Katze, die ich Kat taufte und viele Kaninchen inkl. Nachwuchs.

Besonders bei Whitie ist es eine erwähnenswerte Kleinigkeit, denn jeden Abend, wenn ich in mein Zimmer ging begleitete er mich zu meiner Tür und passte auf mich auf. Ich war Teil des Rudels.

Zum anderen habe ich eine Frucht kennen gelernt, die sich Mangostin nennt. Wer möchte möge sie googlen oder gar im Handel erhalten, es lohnt sich. Generell gilt, dass ich nahrungs-technisch voller Glück hier unten war.

Außerdem habe ich jeden Abend an den „Eveningprayern“ der Salesianer teilgenommen. Es war gleichzeitig eine beruhigende, geradezu meditative Erfahrung. Außerdem fühlte man sich so viel mehr in die Gemeinschaft integriert.

Neben der Bekanntschaft mit einer deutschen Volontärin, die auch im Feeding Programm half und die interessanten Unterhaltungen mit den Deutsch-Philippinisch gemischten Kindern an der Schule ist noch eines erwähnenswert:
Meine immer gleiche Jogging-strecke zum Boulevard und zurück.

Fazit

Zwei Monate voller Erfahrungen und netter Menschen, Neuigkeiten und Geduld.

Von der Arbeit mit der Armut habe ich hier zwar wenig aktiv machen können, aber ich habe viel gelernt. Generell waren die zwei Monate lehrreicher als manch ein Schuljahr. Ich würde niemals von verschwendeter Zeit reden. Es ist ein großes Glück, dass ich soviel Gutes erfahren durfte. Doch jetzt muss es endlich in die richtige Arbeit gehen. Und ich bin sehr zuversichtlich.

Hoffen wir also, dass ich schon bald im fünften Lagebericht beschreibe, dass ich viel zu wenig Zeit habe um die ganze Arbeit gut zu beschreiben.

Bis bald und vielen Dank an alle, die so tapfer Daumen gedrückt und gebetet haben!

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Lagebericht #5

  1. Daniela Marschall-Kehrel

    Hallo Max,

    es freut mich sehr, daß sich nun endlich etwas bewegt, obwohl der letzte Lagebericht gut darstellt, daß Du den Menschen und die Menschen Dir viel gegeben haben.

    Bleibe gesund und gib gut auf Dich acht, denn wir sind hier gerade in großer Sorge, weil Milena, trotz aller Vorsicht, heftig von einer Malaria erwischt wurde und wir im Laufe des Abends wenigstens erreicht haben, daß sie morgen früh nach Kumbo ins Krankenhaus gebracht wird.

    So ist das für uns hier zu Hause manchmal nicht einfach auszuhalten und zu Passivität verdammt zu sein und doch sind wir voller Gottvertrauen, daß Ihr das alles irgendwie aushaltet und hinbekommt.

    Meine guten Wünsche, Gebete und Gedanken begleiten Dich weiter. Sei lieb gegrüßt und umarmt von Deiner Daniela

    • Max

      Liebe Daniela,
      das hat mich jetzt erst einmal ziemlich geschockt.
      Ich wäre froh, wenn ihr mich vielleicht per Mail auf dem Laufenden halten könnt. Ich bin sicher das wird gut gehen, aber Malaria ist halt nicht besonders spaßig um es mal so zu formulieren.
      Dass das nicht auszuhalten ist nicht aktiv werden zu können empfinde ich auch so.
      Ich bin in Gedanken und Gebeten bei euch und bei ihr.
      Ich kann euch nur den guten Rat senden ruhig zu bleiben und betonen, dass alle mir bisher bekannten Malariafälle bei Volontären gut gegangen sind.

      Ich bin so nah bei euch wie es bei 10.000 Kilometer Entfernung möglich ist.
      Euer Max

      • Daniela Marschall-Kehrel

        Lieber Max,

        danke für Deine liebe Nachricht. Nach einem Höllentransport der heute morgen um 5 losging und 3 Stunden auf den katastrophalen Straßen gedauert hat, st sie inzwischen im Krankenhaus und man kümmert sich wohl gut um sie.

        Jetzt können wir erst mal nichts tun als an sie denken und besonders für sie beten, wenn es etwas neues gibt, melde ich mich wieder.

        Gehts’s Dir an Deinem neuen Platz gut? Freue mich schon auf Deinen nächsten Labebericht.

        Liebe Grüße auch von der ganzen Familie

        Deine Daniela

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