Während in Deutschland bereits der Wahlkampf gestartet ist und wir uns eigentlich wundern, wen man in der Politiklandschaft überhaupt noch wählen kann oder gar wählen möchte (!), so ist auch auf den Philippinen Wahlstimmung aufgekommen.

So ganz überzeugt, dass es juristisch einwandfrei ist, dass ich als Helfer bei diesen Wahlen fungieren werde, bin ich zwar nicht, aber immerhin wurde mir glaubhaft versichert es wäre so.

Das dem amerikanischen Wahlsystem nicht unähnliche Bild, das sich mir hier ergibt ist relativ unübersichtlich. Ich kann nicht einmal genau sagen, auf welcher Ebene (Bezirk, Regional oder was auch immer) genau gewählt wird, aber immerhin gibt es viele Plakate.
Mit viele meine ich damit, dass sie allgegenwärtig sind. Inklusive den immer öfter auftretenden T-Shirts und natürlich der kleinen Pick-Ups, die mit Lautsprecher und umgedichteten Pop-Songs die Straßen Cebus beschallen. Ich habe inhaltlich noch keine Werbung erlebt, noch wird einem klar wofür diese Parteien genau stehen. Einzig die Personen scheinen von Bedeutung zu sein. Ein wenig bin ich froh, dass ich hier morgen nicht wählen, sondern nur helfen muss.

So sehr die Wahlen mir allgegenwärtig sind, so sehr sind Worte über den Inhalt dieser Wahlen unauffindbar. Es scheint mir fast, als rede niemand darüber. Wobei es natürlich auch daran liegen mag, dass ich als „Foreigner“ damit nicht wirklich etwas zu tun habe.

Soweit erst einmal vom politischen Geschehen dieser Tage. Ich möchte ein paar kleine Glanzlichter aus den vergangen Wochen aufzeigen:

Da war zum einen der Auftritt der Philharmonie von Cebu, bei dem ich als Percussion Spieler mitgestalten durfte. Abgesehen davon, dass diese ganze Vorstellung ein wenig „weltfremd“ in den Philippinen wirkte, war es natürlich eine interessante Erfahrung. Angeblich waren unter den Gäste sogar hochrangige Politiker, aber in dieser Welt fehlt mir, wie ich Eingangs bereits erwähnte der Überblick.

Zum anderen gab es einen witzigen Ausflug von allen Mitarbeitern am 1. Mai. Wer hätte gedacht, dass ich doch noch meinen „Feiertag“ an diesem Datum hier bekomme. Zusammen mit Fabian waren wir an einem Strand, der mir von seinem Umfang und seinen anderen Besuchern her klar machte, wie denn für die Filipinos „Urlaub“ aussieht. Vor allem eben für jene, die wenig Geld haben, was die große Mehrheit ist. Das man da eine Menge Spaß und Freude haben kann, dies hatte ich sowieso erwartet. Und nicht zuletzt, weil Fabian und ich gerne den ein oder anderen Witz oder Spaß in petto hatten war es ein voller Erfolg für alle Beteiligten.

Interessant dabei mag für einige sein, dass die Mitarbeiter hier zwar einen festen Job und damit schon eine gewisse Sicherheit haben, aber deswegen nicht automatisch zum Mittelstand gezählt werden können. Beim Blick in die Runde fielen einem eben doch die Unterschiede auf, denn wo manche ein Tablet in der Hand hielten hatten andere sehr viel ehrliche Freude über die kleinen Gewinne von einigen Spielen in Form von Nahrungsmitteln, die sie wohl gut verwenden konnten.

Nahrung ist tatsächlich ein allgegenwärtiges Thema auf den Philippinen. Ein Treffen ohne Essen scheint hier kein Treffen zu sein. Würde ich vorschlagen, dass wir einen Ausflug machen sollten, so wäre einer der ersten Fragen, wie man denn den Lunch organisieren sollte.
Und was den Inhalt des Essens angeht, so ist einer der positiven Aspekte, dass ich mich für eine vegetarische Lebensweise entschieden habe, dass ich mal ganz bewusst wahrnehme, was hier wie viel gegessen wird.
Im Nachhinein ist es also mehr als ironisch, dass ich vor meinem Abflug noch einmal in einer amerikanischen Steakbar war, weil ich dachte, dass es auf den Philippinen für mich vor allem Fisch und Reis gebe. beides ist zwar Bestandteil jeder (Fisch jeder zweiten) Mahlzeit, aber ein Frühstück/Lunch oder Dinner ohne Fleisch ist hier nahezu unvorstellbar. Ich glaube, genauso, wie ich noch keine Mahlzeit ohne Reis gesehen habe, genauso gab es noch keine ohne Fleisch. Teilweise gibt es außer Reis und Fleisch nicht anderes. Für diese Tage habe ich mir ein Glas Apfelmus (Welch ein Glück, dass dieses hier in einem der Supermärkte verkauft wird) bereit gestellt, damit der Reis nicht ganz alleine auf dem Teller liegt.

Ein weiteres Glanzlicht war ein Ausflug mit den „älteren“ Scholars, den „Formators“. Wieder einmal wurde mein Eindruck bestätigt, dass die meisten jungen Filipinos nicht, oder nur sehr schlecht schwimmen können.
Kurzerhand entschied ich mich dazu in dem von einer Quelle gespeisten Pool, den wir an diesem Tag besuchten, Schwimmunterricht zu geben.
Was sich als nicht einfach, aber sehr witzig herausstellte begeisterte auch Fabian, der kurzer Hand auch seine Einstellung als Schwimmlehrer begann. Ein paar haben tatsächlich gelernt ein ganze Stück zu schwimmen, obwohl es wirklich schwer war, bei dem ganzen Unsinn ernsthaft zu lehren. Aber alle hatten Spaß und ein paar mehr können sich nun über Wasser halten.
Gleichzeitig haben wir Marieke und Ai, also zwei Volontäre an diesem Tag offiziell verabschiedet. Beide sind bereits abgeflogen und seit dem bin ich in Lourdes der einzige dort ansässige Volontär. Wir hoffen weiterhin, dass Fabian bald dort eine Unterkunft findet und mich hier aktiver unterstützen kann. Nicht zuletzt, weil es doch viele wertvolle Zeit kostet, dass er täglich um die drei Stunden zwischen seinem Wohnort und Lourdes hin und her gurken muss.

Denn gerade in der Abendzeit, die er wegen seiner täglichen heimreise immer verpasst habe ich eine der schönsten Entwicklungen mit forcieren können.
Im Youth Center werden nun jeden Abend neben dem Basketballplätzen auch die kleinen Fußballtore genutzt. Ich werde in Zukunft noch ein paar mehr Bälle besorgen, damit dieser Trend auch auf längere Zeit eine Chance hat.
Der Anfang dieser Entwicklung war ein wenig zehrend, denn nicht selten stellte ich mich mit einem Ball in die Mitte des Hofes und spielte erst eine Weile mit mir allein, da keiner auf meine Frage, ob er denn mitspielen möchte sich traute einzugehen. Tatsächlich beobachte ich es oft, dass Leute ein wenig verängstigt sind. Teils mag es an meine befremdlichen Aussehen liegen, teils daran, dass ich nicht gerade ein zurückhaltender Mensch bin, aber zum großen Teil ist es eben auch Teil der Kultur. Manchmal habe ich da ein wenig das Gefühl, ich sei das genaue Gegenteil. Macht aber nichts, bringt meisten viel Spaß.
Mittlerweile spielen wir an fast jedem Abend und die Jungs dort werden auch immer stärker. Trotzdem bin ich jetzt froh in der Schule doch recht oft auf kleinen Feldern Fußball gespielt zu haben. Die Erfahrung ist hilfreich hier zu bestehen.

Was bleibt sonst noch zu sagen? Eine Menge. Die Zeit rennt mittlerweile unaufhörlich und jedes mal, wenn der Blick zum Kalender geht frage ich mich, wo ich denn denn den letzten Monat verpasst habe, da es schon wieder Mitte Mai ist.

Zusammengefasst: Mir geht es gut!

P.S. Bilder gibt es auf Anfrage und Vorschläge zu allen genannten oder auch ungenannten Aktionen, Ereignissen und Fragen.