Ich gehe jetzt zwar nicht mehr in die Schule, aber ich gehe immer noch zur Schule. Jeden morgen ist es meine Aufgabe die „small boys“ auf dem Schulweg zu begleiten. Im Moment haben die älteren ( 8-12 Jahre und 12-18 Jahre) Prüfungen, weswegen  gerade nur 6 Kinder sich auf den Weg machen. Wir verlassen also das Grundstück durch unser großes, mit „fake-Gold“ verziertes Tor und machen uns auf den Weg.

Los geht’s

Gleich auf der Straße stellt sich die Frage: links oder rechts? Ich meine, links wäre schneller, aber die Kinder sind schon immer rechts gegangen. Also rechts. Wenn die großen dabei sind laufen wir in 2er-Reihen, jetzt aber kann jeder laufen, wie er will. Schnell merkt man, wie die Kinder drauf sind. An schlechten Tagen laufen sie eher vereinzelt und langsam, an guten Tagen meistens in 3er-Gruppen und schneller. Schneller heißt aber, immer noch relativ langsam für meine Verhältnisse. Aber die kleinen können ja nichts dafür, dass sie halb so groß sind wie ich.

Während wir durch unser muslimisches Viertel mit den Gassen laufen, zeige ich ab und zu auf etwas und die Kinder nennen mir den Namen auf Tamil. Aufgrund ihrer mangelnden Englischkenntnisse und meinem nicht vorhandenen Tamil, ist das eine gute Kommunikationsmöglichkeit. Ich habe jetzt aber von den größeren gelernt, dass Backsteine nicht „sandal“, sondern „kai“ heißen. Entweder haben die kleinen nicht verstanden, was ich wollte oder sie haben mich konsequent verarscht.

Die Hauptstraße – erste Etappe geschafft

Bis wir zur großen Straße kommen, müssen wir immer wieder auf hupende Fahrzeuge Rücksicht nehmen. An der großen Hauptstraße wird das Hupen dann aber zum Dauergeräusch und wir müssen etwas warten bis wir eine Möglichkeit finden, die Straße zu überqueren. Auf der anderen Straßenseite geht es dann am Straßenrand weiter und man weicht Müll und Pfützen aus. Zwischendurch stehen auch Kühe im Weg.

Die Kinder laufen am Straßenrand

Heute ist die Straße noch relativ leer.

Wenn man dann den Straßenknick, an dem es immer unangenehm riecht, weil die Fischhändler ihre Fischreste hier liegen lassen, passiert hat, kommen wir an einem Teestand vorbei. Wenn ich sicher bin, dass mein Magen gerüstet ist für indische Straßenhändler, werde ich hier, denke ich, ab und zu mal Stopp machen auf dem Rückweg.

Blick auf den See

An der Seite kann man die Notunterkünfte ausmachen

Wir nehmen währenddessen eine kleine Abkürzung am Regen bedingten See vorbei. Wenn ich die Kinder abholen werde am Mittag, werden, sie wieder Steine in den See werfen. Am Seerand leben in ein paar provisorischen Zelten ein paar Obdachlose Familien. Sie lächeln uns immer nett an.

Das Gewusel beginnt

Weiter geht es  dann an einer etwas kleineren, aber dafür um so volleren Straße. Als erstes fallen einem hier die Schlachtereien auf. Die Fleischstücke hängen am Ladendach und einmal wurde sogar ein Tier geschlachtet. Bevor ich wusste, dass unser Projekt in einem muslimischen Teil von Coimbatore ist, hat mich das etwas gewundert, weil in Hindus ja kein Fleisch essen.

Blick auf einen Metzgerladen

So sehen viele Schlachterein hier aus

 

Als nächstes kommen wir an einer Stelle vorbei, wo neben der Straße kaum Platz ist, weswegen die Kinder kurz einzeln gehen müssen. An dieser Stelle gibt es im Kanal daneben öfters eine Ratte, die unsere kleine Truppe beobachtet. Haben wir diesen kurzen Engpass bewältigt, kommen wir dann auch an dem Mann vorbei, der jeden morgen seine Kohlen anzündet für sein Bügeleisen. Er lächelt uns an und wir lächeln zurück. Jeder, den ich hier anlächel, lächelt übrigens zurück, was sehr schön ist.

Wir sind da

Ein Kind springt über Steine

Fast jeden Morgen ist hier eine Pfütze

Zu guter letzt springen die Kinder noch über die Pfütze vor dem Schuleingang mit Hilfe von Steinen, die dafür in Reihe liegen. Ich bewundere die Kinder, dass sie teilweise den schwierigen Weg barfuß laufen. Ich rufe noch „Bye“ und trete dann alleine meinen Rückweg an.

Dies war nun ein kleiner Einblick in das Leben hier. Auch wenn gerade zwei Wochen Prüfungen für die älteren sind, komme ich nun so langsam in einen Rhythmus. Das Essen ist immer lecker und mir geht es hier gut ( Ab und zu sitze ich mal länger auf der Toilette). Dadurch, dass ich noch sehr schöne letzte Wochen mit dem Sommerlager mit der KjG Hl. Dreifaltigkeit, dem Familienurlaub in Frankreich und generell schönen Tagen in Deutschland hatte, muss ich gestehen, dass ich schon auch Heimweh hatte. Zum Glück legt sich das jetzt aber langsam.

Ich freue mich immer, wenn ihr euch bei mir meldet und über jede Rückmeldung.

Viele Grüße

Euer Matteo

P.S.: Schaut auch mal bei den anderen Volunteeren und deren Blogs vorbei.