Was in Ruanda so gegessen wird und was nicht, was auf den Feldern so wächst, was und wie gekocht wird, und was sonst noch so rund um das Thema Ernährung spannend ist, davon möchte ich hier ein bisschen erzählen.
Ruanda hat eine sehr hohe Bevölkerungsdichte und deshalb auch einen großen Bedarf an Lebensmitteln. Importiert wird nur wenig, der Großteil der täglichen Nahrung stammt aus nächster Umgebung. Und um viele Menschen zu ernähren, muss schließlich auch viel Landwirtschaft betrieben werden. Deshalb wird beinahe an jedem freien Stück Land angepflanzt. Zum Glück ist das Klima so freundlich (nicht zu warm und nicht zu kalt), dass im ganzen Land viele Pflanzen sehr gut wachsen können, und die zwei Regenzeiten im Jahr ermöglichen für viele Pflanzen sogar zwei Ernteperioden.
Was man bei ausnahmslos jeder warmen Mahlzeit auf dem Teller vorfindet, sind Bohnen. Die gibt es oft entweder zusammen mit Reis oder mit „Akawunga“, einer festen Pampe aus aufgekochtem und gestampftem Maismehl (auf Englisch: Mais-bread). Das ist vor allem sehr verbreitet, weil es sehr billig ist und nicht kompliziert zuzubereiten.
Neben Bohnen, Mais und Reis werden aber noch viele andere Sachen angebaut wie Hirse, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Manioc-Pflanzen, Kürbisse, Kochbananen, Erdnüsse, Kohl, Auberginen, Tomaten, Kürbisse und Spinat. Außerdem eine Vielzahl an Früchten, unter anderem Bananen, Marakujas, Baumtomaten, Guaven und Papayas. Dank des freundlichen Klimas kann sogar Salat angebaut werden, das ist aber nicht allzu verbreitet.
Auch aus gemahlener Hirse oder Manioc-Wurzeln wird oft zäher Brei gekocht, davon reißt man mit der Hand kleine Stücke ab und tunkt sie in Bohnen oder Soße. Falls sich jemand das jetzt fragt: Im Allgemeinen wird aber mit Besteck gegessen. Nur bestimmte Gerichte isst man traditionell mit der Hand, dafür nimmt man dann nur die rechte Hand, die linke Hand bleibt sauber, und man wäscht sich vor und nach dem Essen die Hände. (Was ich besonders gern mag ist der Brei aus gemahlener Manioc-Wurzel, der hier Ubugari genannt wird. Der Rest Ubugari, der nach dem Kochen unten im Topf klebt und ein wenig anbrennt, wird Ubukoko genannt und meistens auch noch ausgekratzt und gegessen – sehr lecker. Dafür gibt es extra ein Wort auf Kinyarwanda: „Gukokora“ bedeutet, das Ubukoko nach dem Ubugari-Kochen aus dem Topf zu kratzen. 🙂 )
Zum Frühstück gibt es in vielen Familien Igikoma, das ist ein sehr flüssiges Porridge, das aus verschiedenen Mehlsorten gekocht wird. Die einzige Brotsorte die verbreitet ist, ist sehr weiches, süßes Weißbrot. Außerdem gibt es – zum Frühstück oder als Snack – Amandazi, das sind süße, frittierte Hefeteigbällchen, oder eine Art Muffin, die „Cake“ genannt wird.
An Festen gibt es immer Pommes, meistens dazu eine große Auswahl an anderen Beilagen und Gemüsesorten.
In der Kommunität gibt es eine Mischung aus ruandischem bzw. ostafrikanischem und europäischem Essen – wir sind schließlich eine sehr internationale Mischung und es soll für jede*n etwas dabei sein. Auf dem Gelände sind sehr viele Beete. Hier wird sowohl ein großer Teil des Essens für die Kommunität angebaut, als auch für das Mittagessen der Schüler*innen am Ausbildungszentrum. Außerdem gibt es regelmäßig Eier von eigenen Hühnern, eine Zeit lang gab es Milch von der eigenen Kuh, und zu sehr besonderen Anlässen wird mal ein Huhn oder eine Ziege geschlachtet.
In den meisten Familien wird auf kleinen, offenen Kohle-Feuerstellen gekocht, auf die jeweils ein Kochtopf passt. Beinahe immer sind die Frauen fürs Kochen zuständig. In sehr vielen Familien gibt es aber auch angestellte, die für Hausarbeit und Kochen zuständig sind, ein sehr kleines Gehalt bekommen und dafür bei der Familie wohnen dürfen.
Zu trinken gibt es meist Wasser oder Tee (mit viel Milch und Zucker). Kaffee wird in Ruanda zwar angebaut, aber kaum konsumiert. Es gibt verschiede Sorten Fanta (mir schmeckt Fanta Citron am besten) und auch verschiedene Sorten Bier, auch traditionelles Bier aus Bananen oder Hirse. Außerdem ist fermentierte Milch sehr beliebt.
Der Trend, sich vegetarisch oder vegan zu ernähren, ist in Ruanda noch nicht angekommen. Für viele Menschen ist es trotzdem selten, mal ein Stück Fleisch zu essen. Das liegt daran, dass tierische Produkte, vor allem Fleisch, aber auch Milch, Eier und Käse etc., im Vergleich zu anderen Lebensmitteln sehr teuer sind und viele es sich deshalb nicht leisten können oder möchten. Es gibt in den meisten Haushalten sowieso keine Kühlschränke, um solche Lebensmittel frischzuhalten. Deshalb ernährt sich ein Teil der Bevölkerung die meiste Zeit über unbewusst vegan. Da einer Ernährung aus fast ausschließlich Bohnen, Reis und Akawunga aber einige wichtige Nährstoffe fehlen, fällt es oft auf das Kinder aus weniger wohlhabenden Familien sich langsamer entwickeln oder einfach kleiner bleiben – was nicht nur an regelmäßigem Hunger, sondern auch an fehlenden Nährstoffen liegt. Diese sehr einseitige Ernährung gibt es aber nur in den finanziell ärmsten Familien. Familien mit durchschnittlichem Einkommen haben in der Regel einen sehr gemischten Speiseplan, zu dem oft auch Kartoffeln, Kochbananen, Obst und Gemüse und einiges mehr gehören.
Durch die Arbeit mit den Kindern aus teilweise sehr armen Familien habe ich mitbekommen, dass es in manchen Familien nur eine Mahlzeit am Tag gibt, weil das Geld nicht für mehr ausreicht. Hunger ist hier ein wirklich ernstes Problem (also nicht in ganz Ruanda, aber in den meisten ländlichen Gebieten). Teilweise gehen Kinder nicht zur Schule, weil sie zuhause nicht genug Essen bekommen und deshalb den ganzen Tag auf der Straße verbringen, um sich durch kleine Arbeiten wie Einkäufe für Leute nach Hause tragen ein wenig Geld für Essen dazuzuverdienen. Oft gehen Erwachsene, die eine Vollzeitstelle haben, vor oder nach der Arbeit noch zur Feldarbeit um ein wenig mehr Geld zu verdienen, weil der Lohn nicht ausreicht, um die Familie zu ernähren.
Grundsätzlich ist das Thema Essen in der ruandischen Kultur aber eher tabuisiert. Man unterhält sich nicht einfach mal so darüber, was man diese Woche mal kochen möchte oder was man heute schon so gegessen hat. Außerdem wird nicht auf der Straße gegessen, auch nicht auf der Terrasse, im Hof, an öffentlichen Orten oder irgendwo, wo man von fremden Menschen gesehen werden kann. Einmal wurde mir gesagt, das liege daran, dass man die Lebensmittel wertschätzen möchte. Jemand anderes meinte es sei so, weil man nicht wisse, wann andere Menschen, die man auf der Straße trifft, zuletzt gegessen haben. Man esse also nicht auf der Straße aus Fairness den Mitmenschen gegenüber.
Falls ihr jetzt Lust bekommen habt, zuhause mal etwas Ruandisches zu kochen, dann probiert es doch zum Beispiel mal mit Reis und Bohnen… 😉
Für alle, die ein bisschen experimentierfreudiger sind, hänge ich aber gleich noch ein anderes Rezept an. Viel Spaß beim Ausprobieren und bis bald!!
Kneuts d’amour – Liebesknoten
(Wird bei uns in der Kommunität oft gemacht. Sie heißen so weil sie so aussehen wie die Arme von zwei Menschen, die sich beieinander einhaken. Es ist eine Abwandlung von den Hefeteigbällchen „Amandazi“ – im Prinzip dasselbe ohne Hefe.)
Ihr braucht als Maßeinheit eine kleine Espressotasse oder einen Eierbecher.
- Fünf Eier und eine Tasse Zucker zu einer Masse verrühren und dafür mit dem Schneebesen mit der Hand schlagen.
- Vier Tassen Mehl, einen gehäuften Esslöffel Backpulver, nach Gefühl 100-150g Butter gewürfelt, eine dreiviertel Tasse Milch und eine dreiviertel Tasse Öl dazugeben und zu einem Teig kneten, etwa eine halbe Stunde gehen lassen.
- Den Teig in etwa tischtennisballgroße Teile teilen. Jedes Stück zu einer daumendicken Rolle rollen und dann einen Knoten formen.
- Knoten frittieren bis sie gold-braun sind. Das müssten etwa 5 Minuten lang dauern wenn das Öl heiß ist, aber lieber auf die Farbe als auf die Zeit achten.
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