Muraho an alle Leser*innen und herzlich Willkommen zu diesem Blogeintrag!

Kinyarwanda – was ist das für eine Sprache? Ist das schwer zu lernen? Wie klingt das eigentlich und gibt es Klicklaute? Diese Fragen wurden mir in letzter Zeit oft gestellt, deshalb schreibe ich jetzt ein bisschen über die Sprache, die ich seit fast acht Monaten lerne.


Ich komme mit Kinyarwanda inzwischen wirklich gut zurecht. Bis vor Kurzem hatten wir jeden Tag – außer am Wochenende – eineinhalb Stunden Kinyarwanda-Unterricht, inzwischen findet der Unterricht nur noch zweimal pro Woche statt. Unser Lehrer will uns nicht nur die Sprache beibringen, sondern spricht auch offen mit uns über Geschichte und Politik Ruandas oder erklärt uns Kulturelles wie zum Beispiel die Abläufe einer ruandischen Hochzeit – sehr kompliziert! Das macht den Unterricht abwechslungsreich und interessant.

Ich kann mich immer irgendwie ausdrücken, wie viel ich verstehe hängt aber meistens davon ab, wer spricht. Die Kinder verstehe ich eigentlich immer, die Erwachsenen dann, wenn sie langsam sprechen oder ich die Person gut kenne und mich schon an den Sprachrhythmus gewöhnt habe. Bei den Predigten in der Messe und den schnellen Unterhaltungen zwischen Muttersprachler*innen komme ich leider nur teilweise mit, und auch nur dann, wenn ich mich gut konzentriere. Wenn ich etwas nicht verstehe frage ich meistens aber einfach nach, dann wird das Wort für mich übersetzt oder umschrieben und ich habe schon wieder eine neue Vokabel gelernt.

Kinyarwanda ist eine Bantu-Sprache und wird in ganz Ruanda sowie in einigen angrenzenden Gebieten der Nachbarländer gesprochen. Die Sprache Kirundi, die im Nachbarland Burundi gesprochen wird, ist Kinyarwanda bis auf einige Worte und Ausdrücke so ähnlich, dass sich Ruander*innen und Burunder*innen problemlos unterhalten können. Das liegt daran, dass die beiden Gebiete früher zusammengehört haben und erst in der Kolonialzeit voneinander getrennt wurden. Man kommt also auch in Burundi mit Kinyarwanda gut zurecht.

Kinyarwanda zu lernen lohnt sich für alle, die planen nach Ruanda zu kommen – zumindest einige Worte sollte man draufhaben. Denn obwohl Englisch und Französisch (zusammen mit Kinyarwanda und Swahili) offizielle Landessprachen sind, gibt es doch viele Menschen, die nur Kinyarwanda sprechen.

Kinyarwanda ist eine sehr reiche Sprache mit einem großen Wortschatz. Beispielsweise gibt es ein sehr ausführliches Vokabular rund um die Kuh, die in der ruandischen Gesellschaft sehr geschätzt wird, sowie sehr, sehr viele unterschiedliche Verben. Im Laufe der Kolonialzeit wurden einige Wörter aus den Sprachen Deutsch, Flämisch, Französisch und Englisch in die Sprache Kinyarwanda aufgenommen, so heißt Schule zum Beispiel „ishuli“. Außerdem sind einige Begriffe der verwandten Sprache Swahili, die unter anderem in den Nachbarländern DR Kongo und Tansania gesprochen wird, auch in Rwanda geläufig. Für die Uhrzeiten beispielsweise werden die Zahlen auf Swahili verwendet.

Kinyarwanda ist eine sehr poetische Sprache – voller Sprichwörter, Umschreibungen und Anspielungen. Rhetorische Fähigkeiten werden hoch geschätzt und sind auch bei den Jugendlichen schon weit verbreitet: Fast jede*r kann spontan eine Geschichte mit Moral aus dem Ärmel schütteln und vor allem den Kindern werden oft lehrreiche Fabeln und Geschichten erzählt, anstatt Verhalten direkt zu kritisieren.

Nein, Kinyarwanda hat keine Klicklaute. Dafür aber eine Menge anderer Konsonantengruppen, die ganz anders ausgesprochen werden als in mitteleuropäischen Sprachen, und die man erst einmal alle lernen muss.

Wie jede andere Sprache hat auch Kinyarwanda einige Elemente die leicht, und andere die schwer zu erlernen sind. Unter den Bantusprachen gilt Kinyarwanda aber als schwierig zu lernen, vor allem im Vergleich zu Swahili – das hätte ich angeblich in drei Monaten so gut lernen können, wie ich Kinyarwanda in knapp acht Monaten gelernt habe. Was mir am Anfang besonders schwergefallen ist, sind die 16 verschiedenen Nomengruppen (oder 8 – je nachdem, ob Singular und Plural zusammengezählt werden oder nicht). Es gibt also 16 verschiedene Vorsilben für Nomen, an die dann der Großteil der restlichen Satzglieder angeglichen werden muss.


Wenn ihr jetzt neugierig geworden seid, dann schaut gerne bald wieder vorbei, denn ich habe vor, nach und nach noch ein bisschen genauer auf die Sprache einzugehen – falls tatsächlich jemand auf meinen Blog stößt, der oder die gern Kinyarwanda lernen möchte.

Ganz liebe Grüße und Murabeho!
Maria