Mwiriwe, guten Tag!

Vor gut einer Woche sind Cili (Cecilia) und ich in der TVET School Don Bosco in Rango angekommen. Alles ist noch neu und aufregend, von der Arbeit mit den Kindern bis hin zum ruandischen Essen. Einige meiner ersten Eindrücke möchte ich hier mit euch teilen.

Gemeinsam mit unserem Gepäck sind wir sicher in Kigali, der Hauptstadt Ruandas, gelandet. Weil es schon spät war, haben wir im Don Bosco Provincial House übernachtet und wurden am nächsten Tag abgeholt, um nach Rango zu fahren. Rango ist ein Dorf mit ca. 15000 Einwohnern in der Nähe der größeren Stadt Huye (früher Butare) im Süden Ruandas. Während der dreistündigen Fahrt hatten wir schon die Gelegenheit, einige der zahllosen Hügel zu sehen, für die Ruanda bekannt ist.


Unser neues Zuhause, das ist die kleine Kommunität der Salesianer Don Boscos. Hier leben vier Priester und ein Bruder, seit neuestem außerdem Cili und ich. Wir essen gemeinsam mit den Salesianern, nehmen an den Morgen- und Abendgebeten und den Messen teil.

Die Don Bosco TVET School ist ein Ausbildungszentrum, in dem die Schüler*innen verschiedene Berufe lernen können. Jeden Nachmittag findet auf dem Gelände außerdem das Oratorium statt, wo Kinder und Jugendliche ihre Freizeit verbringen können. Hier ist jeder willkommen: die Straßenkinder, die in Rango leben, andere Kinder und Jugendliche aus der Umgebung sowie Student*innen, die meistens das Volleyballfeld nutzen wollen. Meine Aufgabe ist im Moment hauptsächlich, im Oratorium für die Kinder und Jugendlichen da zu sein, mit ihnen zu spielen, Zeit zu verbringen, zu lernen oder mir eine andere Beschäftigung auszudenken – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Außerdem kümmern wir uns um Verletzungen und kranke Kinder.

In der Kommunität wird Französisch gesprochen, da habe ich meistens keine Probleme, den Gesprächen zu folgen. Außerhalb sprechen aber nicht viele Menschen fließend Englisch oder Französisch, viel gängiger ist die Landessprache Kinyarwanda, die ich leider bisher fast gar nicht verstehe. Schon zweimal haben wir uns bisher mit einem Kinyarwanda-Lehrer getroffen. Er bringt uns viele neue Vokabeln bei und erklärt uns ruandische Sprichwörter und Traditionen.

Obwohl ich schon kleine Fortschritte mache, bin ich leider noch weit davon entfernt, die schnellen Unterhaltungen zu verstehen. Im Oratorium sprechen viele Kinder ein paar Worte englisch und bringen uns diese auf Kinyarwanda bei – oder sie zeigen einfach auf einen Gegenstand und sagen dann das passende Wort. Umgekehrt fragen sie uns: Wie sagt man das auf Englisch? Wie sagt man das auf Deutsch? Wir können also alle voneinander lernen, müssen uns aber trotzdem oft mit Händen und Füßen verständigen. Zum Glück kann ich Sätze wie „sprich langsamer“ oder „ich verstehe dich nicht“ schon auf Kinyarwanda sagen. 😊


Die Sonne geht hier jeden Morgen gegen sechs Uhr auf, durch die Fenster der Kapelle können wir beim Morgengebet das orange-rote Licht der aufgehenden Sonne sehen. Sobald es hell ist, sind die Straßen auch schon voller Menschen. Fahrräder, Busse und Mototaxen sind schon früh unterwegs. Am Abend geht die Sonne pünktlich um sechs wieder sehr schnell unter, mit der Dunkelheit setzt auch das laute Zirpen der Grillen ein, was mir total gut gefällt, und die Straßen leeren sich wieder.

Gerade beginnt eine der zwei Regenzeiten, fast jeden Nachmitttag überrascht uns ein starker Regenguss oder ein Gewitter (inzwischen ist es eigentlich keine Überraschung mehr) und wir stellen uns mit den Kindern unter.


In den ersten Tagen wurden Cili und ich viel herumgeführt, sowohl auf dem Gelände als auch in der Umgebung. Dabei ist uns aufgefallen, dass die meisten Menschen uns hinterherschauen, wenn wir vorbeilaufen. Je weiter man sich vom touristisch geprägten Kigali entfernt, desto seltener begegnet man Menschen mit weißer Haut. Da ist es absolut verständlich, wenn die Leute neugierig reagieren oder Kinder auf uns zeigen und „Muzungu“ rufen – „Weißer“. Trotzdem muss ich mich an die viele ungewollte Aufmerksamkeit erst noch gewöhnen. Dafür freuen sich die meisten umso mehr darüber, dass wir uns Mühe geben, Kinyarwanda zu lernen. Als wir uns im Sonntagsgottesdienst der Gemeinde auf Kinyarwanda vorgestellt haben, haben alle spontan angefangen zu klatschen.


Soviel zu meinen Erlebnissen der ersten Tage in Rango. Auch die nächsten Wochen werden bestimmt noch von Ungewohntem und neuen Erfahrungen geprägt sein. „Petit à petit“, sagen die Priester oft, das heißt frei übersetzt „Stück für Stück“. Wir sollen uns genug Zeit nehmen, um uns einzufinden und die Menschen und die Kultur besser kennenzulernen.

Viele liebe Grüße dem Land der tausend Hügel und bis bald!
Maria