… Ja, was nimmt man eigentlich mit wenn man für ein Jahr die vertraute Heimat verlässt?
Ich unterbreche hier mal eben und stelle mich kurz vor: Hallo, Ich bin die Lilli. 18 Jahre alt, frische Abiturientin, Optimistin. In meiner Freizeit mache ich Musik, male und tanze. In den nächsten 12 Monaten werde ich bei den Salesianern Don Boscos einen Freiwilligendienst mit den benachteiligten Kindern der Stadt Vijayawada in Indien absolvieren.
Also, was nimmt man mit? Gewichtig nichtig und doch sehr wichtig ist die Vorbereitung die meine Mitvolontäre und Ich im Aktionszentrum Benediktbeuern genießen durften. An drei Seminaren wurden wir über interkulturelles Lernen, Organisatorisches, Grundlegende Psychologie, Wirken und Pädagogik des Heiligen Don Boscos, Vorurteile und Stereotypen (die von uns selber und unserer Gastländer), Unterrichten/Spielanleitung und so vieles mehr informiert. Langweilig wurde das ganze nie: Zahlreiche ehemalige Volontäre erzählen witzige und aufregende Geschichten aus ihrem Jahr im Ausland. Zudem werden in den Pausen “Energizer” und andere Spiele gespielt und abends wird im Keller bei geselligem Zusammensein gesungen und “Uno” à la Primus (Primus ist ein sehr cooler Salesianer aus Indien) gespielt. Zur Vorbereitung durften wir auch noch zwei Wochen in einer salesianischen Einrichtung ein Praktikum machen. Hier durften wir in das praktische Arbeiten der Salesianer reinschnuppern. Natürlich fand man auch hier den offenen, herzlichen und jugendlichen Geist vom Hl. Don Bosco!
Ebenfalls gewichtslos sind die ganzen Impfungen die Ich mir eingeholt habe- von Tollwut zu Typhus und japanischer Enzephalitis- Ich hab mir ALLES geholt. Sicher ist sicher, nun fühle mich wie ein gentechnisch-aufpolierter, unzerstörbarer Superorganismus. Natürlich habe Ich auch ein Reiseapotheke, an der Ich nun doch etwas zu tragen habe. Mit Fieberthermometer, Aspirin und Co., Pflaster jeder Größe und Farbe, Mittel für akuten Durchfall (Ich ahne es schon), Wundspray und Läusemittel bin Ich hoffentlich gegen alles gewappnet was meine Impfungen nicht aufhalten können.
Und natürlich packe ich den Standard-Satz ein: Kulturbeutel, Schlafanzüge, Bettwäsche, Socken, etc. Wobei ich auf meine T-Shirts und Jeans verzichten darf-denn Ich hab schon in meinem “Ehrenvertrag” des Projekts gelesen: Ich soll mich wie die Leute in Indien kleiden- ist ja klar. Sonst falle Ich ja total auf. Außerdem ist das ja auch ein besonderes Klima in Indien und die Einheimischen wissen bestimmt was da am praktischsten ist!
Schwerer als die ganzen Textilien wiegen meine zahlreichen Bücher. Meine Mutter arbeitet im Don Bosco Verlag. Deswegen bin Ich mit so ziemlich jeder Ausgabe der kleinen Heftchen der “50 besten Spiele zum Umgang mit Konflikten/… zum Austoben/…zur Frustrationstoleranz/ …” ausstaffiert. Dann gibt es auch immer mal wieder was Neues für die Kinder. Und Ich muss nicht hundert mal das Gleiche spielen. Außerdem darf der Naturalist`s Guide to “the birds of India”, “the reptiles of India” und “the mammals of india” nicht fehlen. Denn wenn Ich einen besonders schönen Vogel sehe kann Ich dann den exakten Namen schreiben. Daraufhin könnt ihr den Namen in eine Suchmaschine eingeben und dann auch den Vogel sehen. Ein Wälzer von einem Reiseführer ist natürlich auch im Gepäck, nur meine Bibel hat noch mehr Seiten. Und die darf natürlich auch in meinem Koffer nicht fehlen.
Doch noch mühseliger als an den Bücher trage Ich wahrscheinlich an meinem kleinen Herzen. Schon jetzt wird es schwer wenn Ich an den Abschied von meiner Familie und meinen Freunden denken muss. Aber durch das Internet bleibt man verbunden, manche wollen mich besuchen kommen und die ferne Fremde; das Versprechen von kleinen Abenteuern, neuen Erfahrungen, würzigen Eindrücken und der sinnvollen Arbeit mit großartigen Menschen lockt mich. Und so schaue ich meinem Abflugstag mit steigender Ungeduld und wachsender Freude entgegen.
Liebe Grüße an alle da draußen,
eure Lilli
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