Lida in Argentinien

Villa Regina – Aufbruch in die Stadt der Königin

Ist das Leben auf der anderen Seite des Ozeans eigentlich ganz anders?

Ja das Leben ist hier auf jeden Fall anders, ob es ganz anders ist, zu diesem Entschluss werde ich vielleicht am Ende dieses Blogeintrages kommen.

Typisch Argentinien?

Ja was ist eigentlich Argentinien? Ja das ist eine sehr gute Frage, schließlich ist ja nicht jeder Argentinier im Norden genauso wie ein Argentinier wie im Süden, oder ein Argentinier in Villa Regina wie ein Argentinier in Chimpay, natürlich ist jeder Mensch in Argentinien unterschiedlich und individuell, aber ich glaube, dass es hier in Argentinien trotzdem Sachen und Angewohnheiten gibt, die ein sehr hoher Prozentsatz erfüllt. Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel, aber ich bin ja auch deutsch und trinke kein Bier, man sieht nicht alles trifft für alle zu. Aber eines kann ich schon mal vorwegnehmen, ich kenne mittlerweile ziemlich viele Menschen hier, aber bis jetzt habe ich noch keinen Einzigen getroffen, der Tango tanzen kann. In den folgenden Zeilen, werde ich mal ein paar Dinge aufschreiben, die ich fast tagtäglich erlebe. Natürlich bin ich erst 6 Monate hier, habe vielleicht gerade mal 1% des Landes gesehen, trotzdem habe ich mittlerweile einen ganz guten Einblick in das bekommen, über das ich schreiben möchte.

  • Mate! Wenn es schon nicht der Tango ist, dann auf jeden Fall Mate. Mate besteht aus den zerkleinerten Blättern der Stechpalme. Einer Art Becher, der traditionell aus einem Kürbis besteht, heute sind aber alle Materialien wie Plastik, Porzellan, Aluminium und und und vertreten. Er wird zunächst mit diesen zerkleinerten Blättern, dem

    Selbst die Kleinsten fangen schon zeitig damit an.

    sogenannten Yerba, befüllt. Auf diese Blätter wird dann heißes Wasser gegossen, bis sie an der Oberfläche erscheinen. Vor dem „Aufguss“ wird noch ein Strohalm aus Metall reingesteckt, der am Ende ein kleines Sieb hat, damit kein Grünzeug mit in den Mund gelangt. Der Matebecher wird dann komplett ausgetrunken, wieder aufgegossen und an den rechten Nachbarn weitergerreicht. Mit dem Austrinken sollte man auch nicht zu lange brauchen, denn die anderen warten schon auf ihren Mate, deshalb ist es mir schon häufiger passiert, dass ich mir in der Hektik meine Zunge verbrannt habe. Manche trinken den Mate so bitter, wie er im Normalzustand ist, viele machen aber ein bisschen Zucker mit rein, damit er etwas süßer schmeckt. Und dieses Getränk ist wirklich das Nationalgetränk, denn es wird zu jeder Tageszeit und an jedem Ort getrunken. Egal ob am Strand, im Büro oder im Park, immer hat einer seine Matetasche, mit einem Matebecher, „Strohhalm“, einer Thermosflasche mit heißem Wasser, ein Gefäß mit Yerba und ein Gefäß mit Zucker, dabei. Für mich ist es also mittlerweile zum Alltag geworden Mate zu trinken. Im Sommer bevorzuge ich aber Tereré, wo zum Aufgießen nicht heißes Wasser, sondern eiskalte Limo verwendet wird. Falls jetzt noch die Frage aufkommt, ob alle aus dem gleichen „Strohhalm“ trinken, ja das tun sie und das ist hier auch völlig normal, von wegen Hygiene und so…

  • Fleisch, Fleisch und nochmal Fleisch, wahrscheinlich einer meiner Lieblingspunkte. Viele denken jetzt wahrscheinlich an weite Steppen mit aregentinischen Rindern, die sich von dem saftig grünen Gras ernähren. Auch wenn das leider nicht mehr der Wahrheit entspricht, habe ich hier mein bis jetzt bestes Rindersteak gegessen.

    Ohne Worte…

    Ja wir essen hier jeden Tag Fleisch, also eigentlich absolut nichts für Vegetarier, auch wenn schon einige unserer Vorgänger diesen Fehler begangen haben. Im Heim essen wir zwar jeden Tag das gutbekannte Pollo, also hochgezüchtetes Hühnchen, aber wer könnte auch für 200 Kinder jeden Tag Rindfleisch bezahlen? Einige Leute, die sich das aber leisten können, essen aber so gut wie jeden Tag Rindfleisch, natürlich in allen möglichen Varianten. Fleisch darf bei einer Hauptspeise auch niemals fehlen. Manchmal gibt es auch anderes Fleisch, aber  Schwein besteht hier zum Beispiel zu ungefähr 50% aus Fett, da bleibt man doch lieber beim Rind. Teilweise kommt es dann auch vor, dass Fleisch ohne jegliche Beilage höchstens mit etwas Brot gegessen wird. Bei diesem Thema sollte man auf keinen Fall vergessen, dass Asado zu erwähnen.

  • Asado würde man in Deutschland mit Grillen vergleichen, es ist aber tatsächlich nochmal etwas ziemlich Anderes. In den meisten Fällen wird am Wochenende oder zu Feiern ein Asado veranstaltet. Dazu benötigt man nur ein Asado-Grill und pro Person ungefähr 0,5 kg Fleisch. Ja, während man in Deutschland mit einem Steak und einer Bratwurst rechnet, rechnet man hier mit einem halben Kilo. Natürlich wird größtenteils Rind auf den Grill gelegt, da kann das Stück Fleisch auch schon mal etwas größer sein und 6 Kilo wiegen. Meistens gibt es aber auch noch Chorizo, eine Art Bratwurst. Das Feuer wird hier nicht mit Grillkohle gemacht, sondern es wird Holz verbrannt und die heiße Glut wird dann unter dem Grillrost verteilt, deswegen kann es schon mal 2 Stunden dauern, bis das Essen auf den Tischt kommt. Gesellschaftlich lässt es sich dann wieder ganz gut mit Grillen vergleichen, man trifft sich mit Familien oder Freunden, trinkt zusammen ein Bierchen und unterhält sich.

    Der gute Asado Mann.

  • Der gute Zucker macht alles süß. Manchmal fühle ich mich echt etwas überzuckert. Denn fast alle Produkte hier enthalten viel bis seeeehr viel Zucker, besonders die Getränke würden niemals ohne ihn auskommen. Das fängt schon früh an, wenn wir gemeinsam mit den Jungs zum Frühstück Tee trinken. Meistens trinken die Kinder hier einen Art Schwarztee, der von Natur aus ziemlich bitter ist. Nachdem aber der Koch der Zucker in den Tee getan hat, schmeckt man vom ursprünglichen Tee kaum noch etwas. Auf eine Kanne mit ungefähr 5 Litern Inhalt, kommen ungefähr 3 große Suppenkellen voll Zucker. Wenn es mal „Saft“ statt Wasser gibt, ist das kein richtiger, sondern wird entweder aus hypersüßen Sirup, oder aus Saftpulver gemacht, das wahrscheinlich zu fast 80% aus Zucker besteht.

    Mhhh, lecker süße Torte mit Dulce de Leche.

    Hier gibt es auch keine Nutella, dafür essen die Kinder für ihr Leben gerne Dulce de Leche, eine Creme die aus karamellisierten Zucker und Milch hergestellt wird. Man kann sich das ungefähr wie Karamell vorstellen, es ist aber auch deutlich süßer. Diese Creme ist in sehr vielen Backwaren enthalten, wird häufig fett aufs Brot geschmiert oder wird auch gerne mal löffelweise pur gegessen, vielen von Euch kommt das sicher bekannt vor.

  • Die Nacht ist der eigentlich Tag. Viele der Menschen, die ich kenne sind wirklich schon fast nachtaktiv. Wenn man sich mit Freunden trifft, wird die Zeit meist zwischen 9 Uhr und 10 Uhr gelegt. Im Heim esse ich immer so gegen 9.30 Uhr Abendessen. Wahrscheinlich bin ich auch die erste, die isn Bett geht, aber den meisten reichen eben so 6-7 Stunden Schlaf und das schon in jungen Jahren. Irgendwann  muss man sich ja an diese Zeiten gewöhnen, das passiert aber nicht erst im Grundschulalter, sondern schon von Kindesbeinen an. So kommt es auch vor, dass Kleinkinder, die erst 1 Jahr alt sind, gerne mal bis 1 Uhr Nachts aufbleiben, Schlaf wird ja völlig überbewertet.

    Manche Kinder würden wahrscheinlich auch lieber ins Bett gehen.

    Ein weiteres gutes Beispiel dafür, dass die Nacht zum Tag gemacht wird, ist, dass ein Discobesuch nicht so zwischen 12 Uhr und 1 Uhr startet, sondern zwischen 3 Uhr und 4 Uhr morgens, man verlässt die Disko dann auch erst wieder so gegen 8 Uhr, wenn es draußen schon wieder hell ist. Man feiert also genau in der Zeit, wo man normalerweise schlafen würde.

So jetzt habt Ihr mal einen kleinen Einblick davon bekommen, was bei mir hier so abgeht aber das war natürlich noch nicht alles, also seid auf Part II gespannt!

Fortsetzung folgt!

Liebe Grüße an alle gehen raus.

Lida

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  1. Jeannette Gnatzy

    Da dreht sich ja doch einiges anders, ja andere Länder, andere Sitten. Ist doch toll, dass du das erleben kannst

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