Lida in Argentinien

Villa Regina – Aufbruch in die Stadt der Königin

Dienen.

[…]Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern, dass er diene[…] Mk 10,45

Diese Bibelstelle hilft mir jeden Tag aufs Neue. Ich bin nicht hier, um mich von irgendwelchen Leuten bedienen zu lassen, ich habe mich bewusst für dieses Jahr entschieden, um ein Jahr anderen Menschen zu dienen und meine Zeit gemeinsam mit ihnen zu verbringen.

Und genau diese Bibelstelle oder die Aussage aus dem Film Victoria und Abdul: „Worum geht es im Leben? Um das Dienen“ geben mir von Tag zu Tag neuen Mut und neue Kraft, dass egal was ich tue, es immer in Dienst an den Kindern und Jugendlichen steht.

Es ist nicht leicht in ein fremdes Land zu kommen, dessen Sprache man nicht spricht, nicht weiß wie die Kultur tickt, nicht weiß wie das Projekt organisiert ist und was einen erwartet. Es gibt so viele Dinge, die man vorher nicht wissen kann, aber steckt vielleicht darin auch ein Abenteuer, zu erfahren wie man solche Situationen bewältigt, sich selbst entwickelt und daran wächst?

Am Anfang war es wirklich nicht leicht, man hat nichts verstanden, irgendwie konnte und wollte man sich noch nicht so richtig an alles gewöhnen und dann kommen dann immer solche Sätze wie „Du verstehst mich ja eh nicht“. Natürlich sind das Kinder und häufig meinen sie es nicht so, wie sie es gesagt haben, aber trotzdem wurde es gesagt und der Satz steht im Raum. Genau in diesen Zeiten bin ich früh aus dem Bett aufgestanden und habe mir gesagt: „Lida du bist hier, um den Kindern zu dienen“. Eine Veränderung, an der ich wirklich gewachsen bin. In Deutschland hätte ich nicht den Müll von anderen aufgehoben, alle anderen Leute vor mich in die Essensschlange gelassen, meine Sachen an alle verliehen, auch wenn ich weiß, dass ich sie vielleicht nicht wieder bekomme, einen Großteil meiner mitgebrachten Süßigkeiten an andere zu verschenken, aber jedes Mal wenn ich so etwas mache, fällt mir immer wieder der Satz ein: „Ich bin nicht gekommen, um mich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen“. Eine völlig neue Erfahrung, die auch glücklich machen kann, wenn man sich darauf einlässt und tagtäglich neu die Einsicht zeigt.

Und so fühlt es sich jeden Tag besser an. Vor allem die kleinen Jungs sind mir wirklich ans Herz gewachsen, mit ihnen Zeit zu verbringen, macht einfach so viel Spaß, es fühlt sich manchmal wirklich so an, als wären sie meine kleinen Brüder. Auch wenn von manchen erwartet wird, dass wir als Volontäre ständig WOW Aktionen und besondere Sachen mit den Kindern und Jugendlichen machen, sage ich mir „Ich bin nicht hier, dass

Was für eine Überraschung zum Nikolaustag.

es ständig bombastische Aktionen gibt, wir immer was verschenken und ich so die Welt verändern kann, nein ich bin hier, um da zu sein und um zu helfen. Natürlich gibt es auch Tage, an denen wir mal etwas Besonderes planen, denn mit solchen Aktionen kann man die Kinder zum größten Teil sehr glücklich machen. Wie zum Beispiel, als wir zum Nikolaustag kleine Nikolausstiefel befüllt haben oder kurz vor Weihnachten Plätzchen gebacken haben.

Von den Meistern höchstpersönlich ausgestochen.

 

Und trotz dessen gibt es aber auch immer wieder mal Tage, an denen man am liebsten im Bett bleiben würde, an dem das Rumgetobe der Kinder ziemlich anstrengend sein kann, man das Gefühl hat plötzlich doch kein Spanisch mehr zu verstehen, man absolut keine Lust auf das Hühnchen hat und und und… Dennoch weiß man, dass es JEDEN Tag etwas gibt, für das es sich lohnt aufzustehen, man muss nur mit Gottvertrauen in die Zukunft schauen und sich sicher sein, Gott wird das schon richten.

So kann ich also mit Vorfreude und Spannung auf das Jahr 2018 schauen, was es so mit sich bringen wird, apropos 2018, ich wünsche Euch ein frohes, buntes, verrücktes, niemals langweilig werdendes, von Gott erfülltes, lustiges und friedliches Jahr 2018. Auch für mich geht es mit dem Jahr 2018 weiter, so ein Zufall, und auch wenn es weitergeht, möchte ich mich ganz besonders bei allen Menschen bedanken, die mich unterstützt haben, an mich gedacht haben, für mich gebetet haben, für mich gespendet haben und das hoffentlich auch weiter tun werden… Ein fettes DANKE für Alles, denn so weiß man, dass es immer Menschen gibt, die hinter einem stehen.

Und jetzt kommt es… Was hast du eigentlich zu Weihnachten und zu Silvester gemacht?

So spektakulär war es tatsächlich nicht. Weihnachten, also besser gesagt Heilig Abend haben wir gemeinsam mit den Salesianern bei 34° C verbracht. Nein, so richtige Weihnachtsgefühle gab es nicht, aber wenn es keine Familie, kein Schnee bzw. kalte Temperaturen und keine Bratwurst gibt, kann man sich mehr auf das konzentrieren, was wirklich zählt. Auch wenn der „Weihnachtsgottesdienst“ tatsächlich nur 45 Minuten ging, kann man sich jedes Jahr aufs Neue über die frohe Botschaft, die Geburt des Erlösers freuen. Das Essen war sehr gut, kommt aber wirklich nicht an die besten Weihnachtsbratwürste von der Fleischerei Drechsler heran, auch gab es nur kaltes Essen, mit der Begründung „Wer will bei 34° schon eine heiße Suppe essen, aber immerhin gab es ein halbes Schwein mit vollständigem Kopf, was will man mehr? Nachdem wir den Abend mit den Padres verbracht haben, sind wir danach noch zu Raffa und Maru, den Leitern des Oratoriums eingeladen wurden und haben da, in ausgelassener Stimmung, mit Feuerwerk in Weihnachten reingefeiert. Von Besinnlichkeit war tatsächlich also nicht wirklich viel zu spüren, immerhin konnten wir uns durch deutsche Süßigkeiten etwas wie Zuhause fühlen.

Nachträglich ein frohes Fest!

 

 

Der Blick vom 2057m hohen Cerro Lopez

Und Silvester?
Ja Silvester, war vorvorgestern wirklich sehr entspannt. Zur Zeit sind Clemens und ich nämlich nicht in Villa Regina, sondern in Bariloche, einer Stadt mit vielen Bergen (man könnte auch sagen, dass es die Anden ist), sehr guter Schokolade und sehr hohen Preisen. So haben wir den Silvesterabend mit den Angestellten und einigen Hotelgästen des salesianischen Hotels, sehr gutem Essen und sehr guten Gesprächen verbracht. Pünktlich um 0:00 wurde natürlich auf zwanzig achtzehn angestoßen, auf das Feurwerk haben wir aber vergebens gewartet, denn das ist in den größten Teilen Argentiniens verboten, aber zu Weihnachten, darf das Böllern auf keinen Fall fehlen. Also keine Raketen, keine Böller, kein Knalltraumata, wahrscheinlich das ruhigste Silvester, das ich jemals erlebt habe, also Ihr seht, hier in unserem Urlaub ist nicht wirklich viel los.

Was gibt es Schöneres als Schnee?

Was für ein wunderschöner Stollen, ist mit 20€ auch ein absolutes Schnäppchen!

In diesem Sinne freue ich mich auf ein gemeinsames Jahr 2018 mit Euch und vielen schönen Erlebnissen.

Lida

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2 Gruppen – 2 Reisen

  1. Marlies Körner

    Hallo Lida,
    ich eben deinen kleinen Bericht gelesen wie du Weihnachten und Silvester verbracht hast. Wir wünschen dir ein frohes und gesundes neues Jahr mit Freunden an deiner Seite die dir helfen die Zeit fern der Heimat und der Famiele gut zu überstehen.Nach etwas Wärme sehnen wir uns hier auch.
    Herzliche Grüße.
    Marlies und Michael Körner

  2. Hi Lida, ich habe diesen alten Beitrag gerade beim Stöbern endeckt. Ich finde das faszinierend was du schreibst und habe dich auf meinem Blog (blogs.donboscovolunteers.de/martininderelfenbeinkueste) Zitiert. Ich hoffe das geht klar.

    Danke und Grüße
    Martin

    • Lida Gnatzy

      Hey Martin,
      Ich freue mich total, mal von dir zu hören. Umso mehr freue ich mich, dass dich mein Blog fasziniert und dass du mich gleich verlinkt hast…super cool von dir.
      Siehst du mal, was wir alles gemeinsam haben, obwohl wir in so unterschiedlichen Ländern sind.
      Ich wünsche dir noch erlebnisreiche Tage in deinen letzten Monaten.
      Liebe Grüße
      Lida

      • Hey Lida, das stimmt wohl. Ich vermute wir sind wirklich in 2 verschiedenen Welten Und doch sind da überall Menschen, die uns und die wir lieb gewonnen haben; die die froh und glücklich sind, dass wir da sind. Ich bin überzeugt, dass das unsere Arbeit (so verschieden sie auch sein mag) verbindet. Halt die Ohren steif und vielleicht lernt man sich mal kennen.

        Des meilleures salutations et que Dieu te protège.
        Petit blanc Marteng

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