Den aufmerksamen Lesern unter Euch sollte ja schon längst aufgefallen sein, dass ich in 2 Aufgabenbereichen tätig bin. Zum einen in den Hogares, also die Heime in denen die Kinder den ganzen Tag über sind und die auf dem gleichem Gelände liegen, wo ich auch wohne. Zum anderem bin ich aber auch noch  im Oratorium Buen Pastor tätig, das etwas außerhalb der Stadt liegt und in das die Kinder nur am Nachmittag kommen, um dort ihre Freizeit zu verbringen.

Doch zumindest haben diese Kinder zur Zeit alle etwas gemeinsam, seit Mitte Dezember haben sie alle Schulferien und zwar Sommerferien, denn schließlich befinden wir uns auf der Südhalbkugel und hier sind jetzt fast jeden Tag um die 35°C und da hat man nicht wirklich Lust in die Schule zu gehen. Die Ferien gehen noch bis zum 05.März, also hat man genügend Zeit, das zu tun worauf man gerade Lust hat oder das wozu man in der Schulzeit keine Zeit hatte. Doch irgendwann wird vielleicht trotzdem ein Zustand von Langerweile eintreten und um das etwas vorzubeugen und den Kindern und Jugendlichen schöne Erlebnisse zu bereiten, wurden sowohl für das Oratorium, als auch für die Heime eine Reise organisiert und bei beiden durften wir mit dabei sein.

PS: Wem der ganze Artikel zu lang ist und zu viele Details enthält, kann das Ganze auch getrennt nach den beiden Reisen lesen. Auf jeden Fall würde ich mich sehr freuen, wenn ihr bis zum Schluss durchhalten würdet.

Junin de Los Andes – Auf geht´s in die Anden

Mit ungefähr 40 Kindern, Jugendlichen, Erziehern und Animatoren des Oratoriums, ging es am 15.12.2017 um 6 Uhr los nach Junin de los Andes. Normalerweise braucht man von Villa Regina bis nach Junin de los Andes ungefähr 10 Stunden mit dem Bus. Das haben wir leider nicht ganz geschafft, weil wir immer wieder angehalten haben, um Dies und Jenes zu tun. Unter anderem haben wir auch mitten im Nirgendwo

Eine Art Sanktuarium für Ceferino

einen Stopp gemacht, wo eine Art Kirche für den Don Bosco Seligen Ceferino Namuncurá errichtet wurde, der aus dem indigenen Volk der Mapuches stammt. Nach 16 Stunden Busfahrt sind wir dann endlich in Junin angekommen. Dort waren wir in einer Art Jugendherberge untergebracht, die direkt neben einer Don Bosco Grundschule lag. Jedoch gab es deutliche Unterschiede, zu dem was man in Deutschland unter einer Jugendherberge versteht. Zum einen gab es genau 2 große Zimmer, eins für die Mädchen, das andere für die Jungs, das heißt, dass ich mit ungefähr 20 anderen Mädchen in einem Zimmer geschlafen habe, eine Erfahrung, die ich bisher noch nicht gemacht habe, aber schön war. Zum anderen waren wir auch komplett für uns selbst zuständig, das heißt selber kochen, selber abwaschen, selber putzen… Eigentlich genauso, wie es Zuhause auch ist.

 

Natürlich gab es in der ganzen Woche

Jaa es war wirklich kalt

eine ganze Menge Ausflüge und schöne Erlebnisse für die Kinder und Jugendlichen, die sie nicht alle Tage haben. So waren sie bei ungefähr 12° Wassertemperatur, im Fluss baden, der eine so starke Strömung hatte, dass das in Deutschland wahrscheinlich verboten wäre, weil man könnte ja wegtreiben oder was auch immer… Ich wäre auch sehr gerne baden gegangen, aber ich hatte nicht wirklich Lust mich zu erkälten, schließlich waren wir ja erst am Beginn unserer Reise. Da man in Junin an sich aber nicht viel unternehmen kann, sind wir auch nach Martin de los Andes gefahren. Als wir angekommen sind, hieß es aber erstmal: FRIEREN! Denn schließlich waren wir aus Regina so um die 30° C gewöhnt, in Martin de los Andes aber auch in Junin ging es aber in der Früh bis auf 5° herunter. Doch trotz desssen war man direkt zu Beginn von dem Blick fasziniert, den man direkt am See genießen konnte, der von Bergen umschlossen war. Nachdem einige Kinder einen Großteil ihres Geldes auf einer kleinen Shoppingtour ausgegeben hatten (wie es bei Kindern eben so üblich ist), ging es mit dem Schiff zu einem anderen Ufer des Sees. Die Aufgabe bei dieser Fahrt war es, dass es nicht rauskommen sollte, dass wir Deutsche sind, weil man sonst für uns den dreifachen Fahrpreis verlangt hätte. Das hat aber nicht ganz funktioniert, da wir ständig mit „alemana“ gerufen wurden, was übersetzt „Deutsche“ heißt, doch trotzdem wurden auch wir bis zum anderen Ufer mitgenommen. Und das hat sich auch wirklich sehr gelohnt, es war ein super schöner Strand mit einem fantastischen Panorama. Natürlich sind direkt alle baden gegangen, sogar ich habe mich dazu überwunden, obwohl das Wasser auch nur circa 12° hatte, aber immerhin hatten wir 24° Außentemperatur und es ist wirklich immer wieder beeindruckend wie lange die Kinder im Wasser bleiben können und ihnen nicht langweilig wird. Ein besonderes Erlebnis war auch, als wir und ein paar der Jugendlichen die Möglichkeit hatten, von einer 3m hohen Klippe zu springen! Wieder in der Jugenherberge angekommen, sind dann erstmal alle fix unter die Dusche gesprungen und wie üblich mussten wir immer etwas auf das Abendbrot warten, das es immer so gegen um 11 Uhr gab, durchschnittlich sind alle also immer so um 1.30Uhr ins Bett gegangen, aber schließlich sind wir ja in Argentinien und da sind solche Zeiten eben absolute Gewohnheit.

 

 

 

Der Strand mit dem super schönen Panorama

Besonder schön und erlebnisreich war der Auflug in den Nationalpark Lanin. Dieser Park liegt ziemlich nah an der chilenischen Grenze und verdankt seinen Namen dem 3747m hohen Vulkan, der das Wahrzeichen des Parkes ist.

Der 3747m hohe Vulkan Lanin

Nach der Busfahrt angekommen, ging es gleich mit einer kleinen Wanderung zu einem der vielen Seen weiter. Es ist wirklich beeindruckend wie unberüht die Natur hier noch ist und dass noch nicht alles von Menschenhand für kommerzielle Zwecke verändert wurde. Dementsprechend trifft man nicht wirklich viele Touristen und wenn, dann sind es meisten Einheimische aus Argentinien. Am See angekommen konnte man erst einmal die herrliche Aussicht mit den schneebedeckten Kuppen der Berge bestaunen. An diesem Tag gab es tatsächlich niemanden der baden gegangen ist, denn selbst den Härtesten unter den Harten waren 15° Außentemperatur etwas zu kalt. Dieser Tag brachte auch ein sehr einprägendes Erlebnis mit sich, denn als ich ganz nüchtern auf eine kleine Vogelspinne hingewiesen wurde,  konnte ich einen Schrei vor Angst leider nicht ganz unterdrücken. Nachdem wir dann wieder in der Jugendeherberge angekommen waren, hieß es vor allem vorbereiten, denn der letzte Abend stand ganz im Thema des „Fogons“, einer Art Abschlussrunde, bei der jede Gruppe etwas Vorbereitetes präsentieren konnte und vor allem Spiel und Spaß im Raum standen. Am nächsten Tag wurden schnell alle Koffer gepackt, das Haus geputzt, das letzte Mittagessen zusammen gegessen und dann haben wir gemeinsam die Rückfahrt angetreten.

Bei einer Party darf das Konfetti natürlich nicht fehlen

 

Auf geht´s nachhause

Besonders wertvoll auf dieser Reise war, dass man zu vielen Kindern und Jugendlichen eine bessere und nähere Beziehung aufbauen konnte, weil man sich fast 24/7 gesehen hat und nicht nur am Nachmittag, wie es sonst der Fall ist. Großartig finde ich es aber auch, dass es Erzieher und Animatoren gibt, die sehr viel Zeit und Aufwand darin investieren, den Kindern eine schöne Woche zu ermöglichen, eine Chance, die auf jeden Fall nicht selbstverständlich ist.

Las Grutas – 2 Wochen pure Sonne

Nachdem also Weihnachten und Silvester hinter uns lagen, ging es schon fast nahtlos in die nächste Reise über. Diesmal sind wir vom 08.01-20.01 mit den Heimkindern nach Las Grutas, Richtung Osten, ans Meer gefahren. Wie hätte es auch anders sein können, gibt es dort natürlich auch eine Jugendherberge der Salesianer, jedoch mit dem deutlichen Unterschied, dass es viel kleinere Zimmer, mit maximal 8 Betten gab, was also deutlich entspannter war. Die erste Woche haben wir mit rund 60 Kindern verbracht, sowohl Jungen als auch Mädchen im Alter von 5-18 Jahren. Direkt nach der Ankunft ging es auch so schnell wie möglich ans Meer, denn an unserem ersten Tag war es mit 44° C unerträglich heiß . Sehr praktisch dabei war, dass das Haus

Wer als erstes im Wasser ist

nur circa 10 Minuten vom Strand entfernt lag, so konnte man diesen also super leicht zu Fuß erreichen. Nachdem sich alle genügend augetobt hatten, ging es wieder zurück in die Herberge, wo schon das leckere Essen auf uns wartete. Aufgrunddessen, dass wir so nah am Strand waren und die Kinder nicht genug vom Meer bekommen konnten, war der Strand also jeden Tag angesagt. Ein typischer Tag sah ungefähr so aus: Gott sei Dank konnten wir immer bis so 10 – 11 Uhr schlafen, denn wenn man immer erst so gegen 1.30 Uhr ins Bett geht, braucht man das schon. Gemeinsam wurde ein kleines Frühstück gegessen und dann ging es ca. bis 1 Uhr zum Strand. Als wir wieder zurück gekommen sind, gab es Mittagessen und dann hat sich jeder zur Ruhe gelegt. Diese Siesta ging ungefähr immer bis  5 Uhr und dann ging es wieder bis abends zum Strand. Wer jetzt aber glaubt, dass man den Vormittag und den Nachmittag am Strand vergleichen kann, liegt leider falsch. Denn der Unterschied zwischen Ebbe und Flut des atlantischen Ozeanes ist so extrem, dass wir am Vormittag ungefähr 5m oder noch weniger Strand hatten und am Nachmittag 300m gehen mussten, um das Wasser zu erreichen. Manchmal konnte das echt anstrengend sein, weil der größte Teil des Sandes immer nass war und man seinen Liegestuhl jede Stunde verrücken musste. Aber das sind ja alles nur Luxusprobleme. Luxus ein guter Stichpunkt, denn den hatten die Kinder teilweise in diesen beiden Wochen wirklich.

 

Denn diese 2 Wochen bedeuten für die Kinder eigentlich nur Spaß und Freude, ok abgesehen von den Diensten, wie Tischdecken oder Putzen, die sie übernehmen müssen, aber das ist ja nur absolut zweitrangig. Denn es gibt so viele Menschen, die diesen „Urlaub“ untersützen und dazu beitragen, dass er noch schöner wird, als er eigentlich schon ist. Denn im Vergleich zu dem „Frühstück“ was die Kinder immer im Hogar essen, haben sie dort die Sachen der Bäckereien vom Vortag gratis bekommen. Dass diese Sachen aus Blätterteig oder anderes Gebäck schon einen Tag alt waren, machte dabei absolut keinen Unterschied. So haben wir auch jeden Tag „Churros“ bekommen, eine Art frittierte Stange mit Füllung, die sonst wirklich sehr teuer wäre. Auch durften die Kinder eine Runde kostenlos „Banana Boat“ fahren, was wohl eines der absoluten Highlights war, für mich übrigens auch.

Unsere „Banana-Boat-Mannschaft“

Noch sitzen alle auf der Banane…

Außerdem  durften wir in den Zirkus gehen, zweimal pro Woche gab es Fleisch zum Grillen, Orangen zum Nachtisch und und und. Und das alles wurde  von Leuten aus dem Ort gesponsert, die ein Herz für die Kinder haben und deren Aufhalt noch verschönern wollen. Es ist wirklich schön zu sehen, dass es solche Menschen gibt, denen das Wohl der Kinder am Herzen liegt.

Nach der ersten Woche sind dann einige der Kinder wieder zurück nach Villa Regina gefahren und dafür sind dann andere angereist, die die erste Woche noch nicht mit dabei waren. Der Ablauf der Woche war dann ziemlich genau der gleiche, aber es hat trotzdem viel Spaß gemacht, denn auch auf dieser Reise konnte man viel mehr Zeit mit den Kindern und Jugendlichen verbringen als in unserem Alltag im Hogar. Auch hier sind neue Freundschaften entstanden, was ohne die Reise eher schwieriger gewesen wäre, weil man normalerweise nicht so viel Zeit miteinander verbringt.

Und genau aus diesem Grund und aus vielen weiteren, bin ich sehr dankbar dafür, dass es uns ermöglicht wurde, bei beiden Reisen mit dabei zu sein und die tollen Erlebnisse gemeinsam mit den Kindern teilen zu können. Wenn ich schon einmal beim Bedanken bin, möchte ich mich auch nochmal ganz herzlich bei allen Leuten bedanken, die mein Spendenkonto mit Zahlen füllen, es ist wirklich immer wieder toll zu sehen, dass es  Menschen gibt, die mein Tun hier unterstützen.

So jetzt muss ich aber auch schon meine Koffer packen, denn für uns geht es morgen nach Buenos Aires und in einer Woche geht es dann Richtung Bolivien, wo das Zwischenseminar stattfinden wird, auf dem sich alle Don Bosco Volontäre aus Südamerika treffen, um coole und sinnvolle Sachen zu machen.

Übrigens gibt es auch wieder neue Bilder in Momentaufnahmen.

Bis Dahin

Eure Lida