Vanakkam! und Puriyala!

Vanakkam alle zusammen!

Insgesamt bin ich jetzt schon über eine Woche in Indien. Unglaublich! Die ersten 10 Tage sind wie im Flug vergangen und es ist wahnsinnig viel passiert. Aber mal langsam von Beginn an:

Der Flug

Kurz vor dem Abflug am Flughafen in München...

Kurz vor dem Abflug am Flughafen in München…

Nach der schweren Verabschiedung von unseren Familien, gab es dann kein zurück mehr und es ging wirklich los …. Unser erster Teilflug war von München nach Abu Dhabi. Schon der erster Flug war mit einer indisch/ arabischen Airline, sodass wir bei den Durchsagen schon mal rein gar nichts verstanden!! Auch habe ich mich noch erfolgreich davor geweigert jegliche Bollywood-Filme anzuschauen.

Unsere Flugstrecke nach Abu Dhabi

Unsere Flugstrecke nach Abu Dhabi

Beim Umsteigen in Abu Dhabi klappte alles sehr gut und wir trafen auf Jonathan, Fabian, Anna und Marie, andere Voluntäre, die den gleichen Flug hatten wie wir. Im Flugzeug saßen dann schon fast nur Inder, die uns verwundert musterten. Mein Sitznachbar, ebenfalls ein Inder, war sehr freundlich und brachte uns gleich die ersten Wörter Tamil bei.

Da unser Flug von Abu Dhabi nach Chennai bereits eine halbe Stunde Verspätung hatte, machten wir uns etwas Sorgen über den Umstieg: Uns wurde gesagt, dass wir in Chennai einmal durch den Zoll müssen um dann noch einmal neu einzuchecken. Von 1:55 Umsteigezeit blieb also nur noch 1:25 übrig. Na super…. In Chennai beeilten wir uns aus dem Flugzeug zu kommen und mussten gleich erstmal durch den Immigration Schalter. Die Frau hinter dem Tresen musterte mich misstrauisch und setzte dann doch ihren „Arrival stamp“ auf mein Visum. Also nur noch Gepäck holen, durch den Zoll, zum Terminal, einchecken, Gepäck aufgeben, durch die Sicherheitskontrolle und zum Gate. Noch 1 Stunde. Fängt ja schon gut an!

Aber was habe ich in meinem indischen Reiseführer gelernt: NO PROBLEM RELAX! Nachdem, nach einer gefühlten Ewigkeit endlich mein Rucksack angekommen war, standen Anika und ich vor dem Zollschalter: Die wussten allerdings gar nicht was wir von ihnen wollten und ließen uns einfach durch. Wir fragten immer wieder Leute, wo wir hin müssen und alle schickten uns aus dem Flughafen. Da standen wir dann, mit unseren Gepäckstücken fast schon auf der Straße, lauter Leute standen an der Bande schauten uns an und von irgend woher schrie jemand „Taxi“. Das ist also Indien! 🙂

Schließlich entschlossen wir uns dazu dem Papierfetzen „Domestic departure“ zu folgen. Und tatsächlich erreichten wir schließlich Terminal eins. Nachdem wir unser Gepäck erst einmal scannen, dann einchecken mussten,  war es schon 16:10 und um 16:25 ist Abflug. An der erneuten Sicherheitskontrolle fürs Handgepäck drängelten sich (freundlich lächelnd) alle Inderinnen vor. Letztendlich kamen wir dann um 16:20 keuchend an unserem Gate an (wir wurden schon dreimal ausgerufen!!). Mit einem Shuttle-Bus, den wir nur mit nur noch einem Passagier teilten, wurden wir zu unserem kleinen süßen 70- Mann Flugzeug gefahren. Als wenn wir nicht schon genug Aufsehen erregen würden, wurden wir jetzt auch noch persönlich zum Platz gebracht. Aber in dem Moment war das auch egal, wir waren einfach nur froh im Flugzeug zu sitzen.

Den letzten Flug überstanden wir dann noch ohne Probleme und auch unser Gepäck ist heil angekommen!

 

Die Ankunft

Als Anika und ich nach gut 18 Stunden Reisezeit im Projekt angekommen sind, wurden wir sehr herzlich von allen empfangen. Ungefähr die gesamte Einrichtung stand draußen und hat uns „Welcome in India“ geheißen und mit Blumen geschmückt.

Bei der Ankunft im Projekt: Links ist der Rector der Einrichtung zu sehen Fr. Agilan

Bei der Ankunft im Projekt: Links ist der Rector der Einrichtung zu sehen Fr. Agilan

Dann wurden uns gleich unsere Zimmer gezeigt. Jeder von uns (Anika und ich) hat sein eigenes bekommen, allerdings benutzen wir momentan eher nur eins.

Unser Zimmer! Eigentlich immer unaufgeräumt weil wir keine Regale haben :D

Unser Zimmer! Eigentlich immer unaufgeräumt weil wir keine Regale haben XD

Dann haben wir zusammen mit den Brothern und Fathern zu Abend gegessen und wurden gleich mit der Indischen Kultur konfrontiert. Das erste Mal in Indien mit den Händen bzw. der Hand essen!! Danach fielen wir so gegen halb elf geschafft ins Bett!!

 

Eindrücke aus Indien: Alles Fremd?! 

All die neuen Eindrücke zu beschreiben ist wirklich schwierig und es ist fast unmöglich in Worte zu fassen. Zu aller Erst, als ich zusammen mit Anika im Auto saß und wir zum Projekt gefahren sind, konnten wir uns gar nicht konzentrieren  und dem Father zuhören, weil es so viel zu sehen gab. Erst mal der Verkehr: Es ist wirklich nahezu so wie man es erzählt bekommt. In Indien ist Linksverkehr nur konnte ich bisher noch nicht erkennen, ob es Regeln gibt, die einfach nicht beachtet werden oder ob es generell einfach keine Regeln gibt…. Es ist völlig egal ob links oder rechts überholt wird, es wird einfach gehupt damit der andere weiß, dass du kommst. Links neben uns fährt ein Motorradfahrer vorne ein 4-jähriges Kind, hinten die Frau. Rechts und links an der Straße sind lauter Hütten, kleine Läden und natürlich viele viele Menschen, herrenlose Hunde, Ziegen, Kühe und Hühner, die überall herum laufen. Dann die berühmten gelben Rikschas und Busse, die vollgestopft sind mit Menschen. Teilweise hängen ein paar an den Griffen an der Tür und lassen ihre Haare im Wind wehen.

Es sind auch überhaupt ganz andere Gerüche und Geräusche hier. In der ersten Nacht konnte ich zum Beispiel überhaupt nicht einschlafen, weil alles sich so anders angehört hat. Bei uns an der Einrichtung gibt es sehr viele Pfaue und die schreien die ganze Zeit (auch in der Nacht!!). Dann noch das Gehupe von der Straße und tamilische Musik, die von der „wedding hall“, nicht weit von hier, erklingt.

Auch wenn sich das jetzt alles sehr fremd  anhört, kann man sich auch schnell dran gewöhnen. Beziehungsweise ist gewöhnen vielleicht das falsche Wort mehr darauf einlassen, wenn man will. Beispielsweise der Verkehr: Auch wenn sich das alles gewöhnungsbedürftig und vielleicht etwas angsterregend anhört, war es eigentlich nie so, dass ich mit Todesangst im Auto saß, sondern den Leuten, die hier leben vertraue, weil die schon wissen was sie tun. (hoffentlich :D)  Mit der Hand essen, da denken sich vielleicht viele, dass das unhygienisch ist, aber dafür wird immer vor und nach dem Essen Hände gewaschen. Oder die Musik hier hört sich auch total anders an, aber sie passt irgendwie hierher und gehört auch hierher. Am Anfang habe ich gedacht, ich könnte Sie nie mögen, aber mittlerweile finde ich einige Songs sogar sehr schön. Über die Kleidung lässt sich im allgemeinen streiten. Die Jungs tragen normalerweise meist lange Hose/ Jeans und Hemd, beim Sport normale Sportkleidung. Die Mädels tragen eigentlich meisten Churidars (besteht aus einer lockeren Hose, einem langen Oberteil und Schal) und Saris. Das ist bei 35 Grad im Schatten schon immer sehr heiß. Und wenn wir dann noch Rennspiele spielen mit den „Girls“, ist bei Anika und mir alles nass geschwitzt. Da wünsche ich mir manchmal einfach meine kurze Sporthose und mein Top anzuziehen…

Ansonsten sind die Menschen hier wirklich alle unglaublich freundlich und herzlich zu uns. Natürlich gibt es überall böse und gute Menschen, aber denen sind wir bis jetzt zum Glück noch nicht begegnet. 😀 Beim ersten mal Einkaufen in Trichy, begleiteten uns zwei Mädchen von der Einrichtung. In der Stadt nahmen sie uns einfach an die Hand und schoben uns so durch die Menge. Ansonsten heißt uns immer jeder „Herzlich Willkommen in Indien“ und immer wieder werden wir von allen möglichen Personen eingeladen mal zu Besuch zu kommen, obwohl wir die Person vielleicht erst seit einer halben Stunde kennen. Achja vielleicht noch zum Essen: Das ist wirklich super lecker!! Es gibt meist Reis, Chapati, Itli, Buri oder anderes Brot und dann eine Soße mit Gemüse. An Festtagen gibt es dann auch mal Fleisch oder Fisch, aber sonst eigentlich nicht. Fleisch vermisse ich hier auch überhaupt nicht, da es so viel leckeres Gemüse und Obst gibt.

 

 Puriyala! (Ich verstehe nichts) oder das Problem mit der Sprache 

Am Anfang haben Anika und ich wirklich gar nichts verstanden, weil das Englisch der Brother, Father und Schüler total anders klingt. Wir dachten, wir sind im falschen Film und hatten Angst, dass wir hier nie Englisch unterrichten könnten. Auch weil uns am ersten Tag einer Schülerin mit sehr guten Englisch angesprochen hat und wir rein gar nichts verstanden haben. Aber es hat sich heraus gestellt, dass diese eine der besten Schüler überhaupt ist und die meisten anderen nur wenige Sätze und Wörter verstehen und sprechen können. Glück gehabt 🙂

Mittlerweile verstehen wir auch die Father und Brother immer besser: Also alles braucht seine Zeit… Es hat mich sehr erschreckt, wie wenig eigentlich Englisch gesprochen wird und wie wenige es können. Meistens oder eigentlich die ganze Zeit wird nur Tamil gesprochen. Auch der Gottesdienst ist bis jetzt noch auf Tamil, sodass es mir schwer fällt bei der morgendlichen Messe (um 6:30!!!) nicht einzuschlafen. Aber bald wird der Gottesdienst auch auf Englisch gehalten und dann wird es hoffentlich besser… Die Schüler sind jetzt ab Juni da und nach und nach soll immer mehr Programm auf Englisch umgestellt werden.

Trotzdem sind Anika und ich sehr motiviert Tamil zu lernen um den Gesprächen folgen zu können. Allerdings erweist sich das als sehr schwierig, da es eine andere Schrift gibt und viel mehr Laute. Zum Beispiel gibt es drei verschiedene Arten L zu sagen. Ein paar Wörter und Sätze bringen uns die Students gerade nach und nach bei, mal schauen wie lange unsere Motivation anhält… 😀

 

Der Ablauf in der Einrichtung

5:45 Uhr          Aufstehen

6:30 Uhr          Messe

7:00 – 7:30 Uhr          „morning job“  (da helfen wir in der Küche, die anderen Schüler säubern den Hof oder erledigen andere Aufgaben)

8:15 Uhr         Frühstück

9:15 Uhr         Assembly

9:30 – 11.00 Uhr         classes (für die students wir haben da Zeit unseren Unterricht) vorzubereiten)

11:00 – 11:15 Uhr       Pause

11:15 – 13:00 Uhr       practical class

13:00 Uhr – 14:00 Uhr      Mittagsessen + Mittagspause

14:00 – 15:00 Uhr        Englischunterricht

15:00 – 16:00 Uhr        practical class

16:00 Uhr            Teatime!

16:00 -18:00 Uhr       Volleyball oder andere Spiele spielen

18:30 – 20:00 Uhr         Hausaufgaben („studytime“)

20:00 Uhr           rosary

20:15 Uhr           supper (Abendessen)

Dadurch dass wir den Ablauf jetzt langsam schon ganz gut kennen, haben wir schon eine gewisse Struktur in unserem Tag bekommen. Bis jetzt haben wir zwar noch nicht wirklich unterrichtet, aber trotzdem hat man irgendwie immer was zu tun. Und zwischen den verschiedenen „Programmpunkten“ hat man immer Zeit sich „fresh“ zu machen (wie die Leute hier immer sagen) und manchmal reicht es sogar noch zum Wäsche waschen. Ansonsten nehmen uns die Brother und Father auch immer mal mit. Zum Beispiel zum Einkaufen auf den Markt oder sie unterstützen uns bei der Registration von unserem Visum.

Da Schmuck hier anscheinend etwas extrem wichtiges ist, hat Father Segaih uns dazu angehalten in ein Schmuckgeschäft zu gehen und auch wenn er das nicht zugegeben hat, hat es ihm glaub ich mehr Spaß gemacht Schmuck einzukaufen als Anika und mir. Die Auswahl ist echt riesig und nachdem wir schon Fußkettchen und Armbändern ausgesucht hatten, sagte er „You want to buy a necklace! Look! Here there are many of them!“. Wir konnten uns aber: Erstens nicht entscheiden, zweitens waren diese uns zu teuer und drittens war alles wirklich sehr kitschig und viieeel zu groß!!

Es gäbe wirklich noch wahnsinnig viel zu erzählen, aber ich glaube so habt ihr erstmal ein kleines Bild bekommen, wie es hier ausschaut und wie es mir so ergeht 🙂

Bis dahin!!

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1 Kommentar

  1. Hi Lea,

    mein Gott wie die Zeit vergeht !
    Jetzt bist du in Indien, ein Jahr, Unterrichtest !
    Ich wünsche dir das aller aller beste, reife, wachse, werde stark – nein werde stärker !
    Ich bewundere dich für deinen Mut.
    Freue mich auf deine nächsten Berichte und verbleibe bis dahin mit den besten wünschen.
    JK

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