Im letzten Königreich

Ein Jahr Swasiland mit Julius und Jan

Ja, ja.

Wir melden uns. Kompliziert, Dinge herauszupicken, die hier berichtet werden können. Weil bei uns langsam so etwas wie Alltag einkehrt, weil uns neue Dinge nicht mehr ganz so neu erscheinen, weil man sich an alles gewöhnt. Angekommen ist man, wenn man sich sein Zimmer eingerichtet hat.

Ein paar Erlebnisse, ein paar Gedanken:
Zeit vergeht hier schneller, als woanders. Es ist Montag und dann ist schon Freitag und dann ist das Wochenende schonwieder um. Unvorstellbar, dass wir schon fast drei Monate hier sind, dass Julius schon 19 ist, dass Jans Freundin ihn schon in drei Monaten besuchen kommt. Diese drei Monate sind so schnell vergangen, dass es scheint, als wären wir vor einer Ewigkeit angekommen. Paradox, nicht?

Ein Prinzengeburtstag: Einer der zahlreichen Prinzen Swasilands beschließt, seinen Geburtstag mit den Bewohnern von McKorkindales Farm zu feiern. Als eine Art von Wohltätigkeitsveranstaltung. Auch die Marimbaband ist eingeladen, sie untermalt das große Festmahl. Alles wird geteilt, außer der Champagner. Die Mädchen von McKorkindales tanzen und die Blaskapelle der „Salesian High School“ spielt. Reden werden geschwungen, die Kinder interessieren sich in erster Linie für das Essen. Dann werden Fotos geschossen, auch zwei Prinzessinnen, unter ihnen die Erstgeborene der ersten Frau des Königs sind gekommen. Und dann fahren die BMWs und Mercedes in einer langen Schlange vom Hof und allen erscheint das kürzlich Erlebte wie ein Traum. Zurück bleibt nur die Schüssel mit dem Rote-Beete-Salat, die eilig ausgelöffelt wird. Und eine kleine schwarze Visitenkarte mit den Kontaktdaten der königlichen P.R.-Managerin. Vielleicht gibt es demnächst einen Marimba Gig beim König?

Sankt Martin in Swasiland: Wir sammeln Holz und kämpfen mit Stöckern. Wir machen Stockbrot am Lagerfeuer, teilweise auch Stockkohle, aber alles ist essbar. Dann singen wir Lieder und tanzen und spielen Spiele, bis es dunkel ist. Wir verbrennen diverse Dinge, entzünden Fackeln und stecken uns glimmendes Holz in den Mund, sodass es aussieht, als ob dieser von innen leuchtete. Wir schreien und drehen uns im Kreis, bis uns schwindelig wird. Wir hatten Spaß.

Wandertrip auf einen Berg: Wir laufen und laufen und rennen und fallen hin und stehen wieder auf und lachen und laufen und klettern und springen und blasen auf der Vuvuzela, sodass der Berg schon vorher weiß, die Enjambulwenikinder kommen. Wir erschrecken Kühe und riechen an Blumen, wir verlaufen uns und schwitzen und dann sitzen wir auf dem Gipfel auf einem großen Stein. Wir rasten und essen Erdnussbutterbrote und Orangen und genießen die Aussicht und machen uns auf den Rückweg. Und laufen und liegen schließlich todmüde auf dem Bett und schreiben einen Blogeintrag.

Und ansonsten? Ein Geburtstagskuchen und ein kaputter Ball und Zahnschmerzen bei einigen Jungen und wir bekommen den Schlüssel für den Pool nicht, weswegen wir mit den Jungs nicht baden gehen können und eine einjährige Arbeitserlaubnis im Pass und es ist zwei Tage unerträglich heiß und dann gibt es ein Gewitter und es kühlt sich wieder ab. Und bald sind Ferien und bald ist Weihnachten. Hier ist schon alles geschmückt.

Viele Grüße und vielen Dank an alle Leser und Unterstützer, um nicht Spender zu sagen. Wir kommen auch noch dazu, uns persönlich zu bedanken, wenn das Internet einen guten Tag hat und nicht beschließt, es ruhig angehen zu lassen.
J lius und J n

Fotos kommen, in Swasitime.

Fotos gibt es auch auch der Facebook-Seite von MYC

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  1. Stefan Fittkau

    Hallo Jungs,
    schön, dass Ihr angekommen seid, es macht froh ,Eure Zeilen zu lesen.Aber lasst mal,die Zeit vergeht überall genauso schnell, die gefühlte Geschwindigkeit hängt mit den eigenen Aktivitäten zusammen. Insofern freut es mich außerordentlich, dass Ihr findet, dass die Zeit rast.
    Des Weiteren will ich Euch weiter beruhigen, in Deutschland ist in auch bald Weihnachten!!! Pfefferkuchen gibt es schon eine ganze Weile (zumindestens bei Aldi & Co), und ab heute leuchten die Linden in Berlin. VG aus der Hauptstadt, Stefan

  2. Toller Blogeintrag!

    Wenn ich so viel Text sehe, habe ich immer keinen bock drauf und denke dann, „Naja, nur die erten zwei Zeilen…“. Und dann hab ich doch alles gelesen :D.

    Liest sich echt gut!

    Ich feu mich aufs wiedersehen!
    🙂

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