Im letzten Königreich

Ein Jahr Swasiland mit Julius und Jan

…und den Kürbis kriegt ihr auch noch.

Kaum aus dem Auto gestiegen und den Rucksack ausgepackt sind wir schonwieder voll im Business. Soldier, einer der älteren Jungs, hat einen Straßenjungen aufgenommen, der jetzt „illegal“ in einem der Homes wohnt.

Um bei Manzini Youth Care aufgenommen zu werden, muss herausgefunden werden, ob die Komplikationen zwischen Familie und Jungem wirklich so gravierend sind, dass eine direkte Wiedervereinigung unmöglich ist. Die Wiedervereinigung der Familie ist das letztendliche Ziel von Manzini Youth Care, weswegen die Jungs immer wieder ihre Homesteads besuchen. Durch Homevisits auf Seiten des „Social Welfare Office“ wird eine Verbesserung des Familienverhältnisses nachgeprüft. Viele der Jungs besitzen jedoch überhaupt keine Familie mehr, weshalb das Ziel der Wiedervereinigung unmöglich macht. Besonders einige der älteren Jungs werden wohl nie mehr den Kontakt zu ihren Verwandten herstellen können. Worauf sie auch nicht sonderlich scharf sind.

Lange Rede, kurzer Sinn. Wir machten uns also auf, das Homestead des Jungen zu besuchen und mehr über die dortigen Umstände herauszufinden. Dort angekommen, klärt uns die Großmutter des Jungen auf: Die Familie, Großeltern und Mutter, wohnte nebeneinander, der Vater ist schon immer unbekannt. Als die Kinder, der Junge und seine jüngere Schwester vier und sechs sind, haut die Mutter in einer Nacht- und Nebelaktion ab und hinterlässt den Großeltern ihre beiden Kinder. Die Großmutter hat inzwischen einen neuen Mann, mit dem sie einige Kinder hat. Diese respektieren den Jungen und das Mädchen nicht, weil sie nicht zur direkten Familie gehören. Zwar bezahlt der neue Mann das Schulgeld für die Kinder, es kommt jedoch immer wieder zu Konflikten. Der Junge hört nicht, soll auf die Kühe aufpassen, geht aber lieber spielen. Auch der zweite Mann der Großmutter stirbt, nun ist keiner mehr da, der Schulgeld bezahlt. Die Kinder sollen trotz sehr guter Ergebnisse in der Schule helfen, Geld zu verdienen, nicht mehr zur Schule gehen, Kühe hüten, in der „Shabeen“, der illegalen Taverne, aushelfen. Das Mädchen ist 13 und wird von den Nachbarn vergewaltigt.  Der Junge rennt immer wieder weg, wird geschlagen, bekommt als Strafe kein Essen, haut schließlich ganz ab und endet in Manzini, wo er von Soldier gefunden wird.

Die Großmutter ist so dankbar, dass Manzini Youth Care den Jungen aufnimmt, dass wir einen riesigen Kürbis und eine selbstgemachte Bastmatte geschenkt bekommen. Der Junge packt seine sieben Sachen, eine Plastiktüte mit einem Pullover und verlässt die zukunftslose Wohnstadt seiner Kindheit.

Eines von vielen Schicksalen.

Grüße aus dem Süden und alles Gute im Neuen Jahr. JJ

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  1. Steffi Precker

    Hallo Jan und Julius,
    habe soeben erst Euren block gelesen. Was passiert eigentlich mit der Schwester von dem Jungen?
    Lieber Jan, vielen Dank (wenn auch sehr verspätet 🙁 !) für Deine wunderbare Weihnachtskarte! Wir haben uns sehr gefreut. Sie hängt als einzige immer noch!

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