Inside India

Ein Jahr Volontär in Coimbatore

Auf den Straßen Indiens

Inzwischen ist die erste Woche im fremden Land vergangen und so fremd kommt es mir teilweise gar nicht mehr vor.

Langsam kennt man sich in der umliegenden Nachbarschaft aus,  weil ich mir in meinen Badelatschen Blasen gelaufen habe, bin ich seit ein paar Tagen fast nur noch barfuß unterwegs, weiß wann es sicher ist die Straße zu überqueren und reagier auch gelassener, wenn hinter mir wieder wie wild gehupt wird. Auf dem ca. 1,5 Kilometer langen Schulweg bei dem wir die Jungs unter der Woche begleiten ist dies auch ganz nützlich bzw. notwendig.

Trotzdem habe ich hin und wieder noch so meine Bedenken ob das gerade nicht doch eher Glück war, dass wir nicht gestreift wurden.

Die ersten Meter Richtung Schule

Auf den Straßen Indiens ist immer was los. Und wenn wir uns um 8:45 Uhr auf den Weg zur Schule machen, gibt es neben den ersten Läden die aufmachen, Baustellen das Arbeiten beginnen und Kühe in der schon kräftigen Sonne baden, auch schon reges Verkehrstreiben. Father Ryan hat einen ganz schönen Satz gesagt: „In Deutschland gehört die Straße den Autos, in Indien gehört sie allen“. Einen Bürgersteig wie bei uns gibt es in dem Sinne nicht und so lauf ich jeden Morgen mit meinen Kids neben röhrenden Rikshas, hupenden Autos, ungeduldigen Rollerfahrern und sehr geduldigen Kühen zur St. Michaels School.

Jetzt darf man sich das Ganze aber nicht wie ein einzigen verrückten Zirkus vorstellen. Es wird gegenseitig aufeinander aufgepasst und es gibt klare Regeln. Alle kenne ich noch nicht, aber die Sache mit dem Hupen habe ich relativ schnell begriffen. So hupt man nicht etwa nur, wenn der vor einem bei Grün nicht binnen 0,02 Sekunden losfährt oder Bekannte vorbeifahren, sondern generell um auf sich aufmerksam zu machen. Somit bei jedem Spurwechsel, jedem Überholmanöver, bei jeder unübersichtlichen Kurve und natürlich auch wenn der vor einem bei Grün nicht binnen 0,02 Sekunden losfährt.

Kreuzung vor der Schule

Umso besser, dass wir am Montag direkt mit unseren Kindern und Jugendlichen eine Verkehrsschulung bei der örtlichen Polizeistation hatten. Nach grundlegender Verkehrschilderkunde, durften die Jüngsten auf dem Platz draußen Verkehr nachspielen und drinnen gab es trockene Theorie. Brems – und Reaktionsweg, 2-Sekunden Regel, Helmpflicht, kommt einem doch alles ganz bekannt vor.

In der Verkehrsschule

Ein paar Statistiken hatte die Referentin auch noch dabei. Tatsächlich ist Indien auf Platz 2 der Weltrangliste der meisten Unfälle jährlich und der Bundesstaat Tamil Nadu (in dem ich mich aufhalte) Platz 1 in Indien. Nichts worauf man stolz sein sollte, meinte auch die Coimbatore City Police, die in Zusammenarbeit mit unseren Fathers und Brothers diese Stunde auf die Beine stellten.

Am Gehupe wird das trotzdem nichts ändern. Dann werde ich mich aber auch ganz sicher revanchieren, wenn ich das erste Mal meine Riksha kutschieren werde.

Traurige Ironie: Zwei Tage später wurden wir auf dem Weg zur Schule direkt Zeuge eines Unfalls. Glücklicherweise wurde niemand verletzt.

Die nächsten Tage versuche ich euch bisschen etwas über mein Projekt zu erzählen und was ich eigentlich den ganzen Tag so mache.

Bis dahin! Schöne Grüße

Philip

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Children Welfare Committee – CWC

  1. Johannes Rumsauer

    Hallo Herr Götz,

    schön zu lesen, dass Sie gut angekommen sind. Freue mich auf Ihre weiteren Berichte! Viele Grüße aus der VR Bank!

    Johannes Rumsauer

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