… dann hast du Weihnachten verpennt.

So war’s zwar nicht ganz, aber gut verspätet wünsche ich allen noch frohe Weihnachten, schöne Feiertage, guten Rutsch, frohes neues Jahr, Heilige drei Könige und und und.Am zweiten Weihnachtsfeiertag hat mich meine Familie besucht und ist für zwei Wochen in mein Projekt und Indien eingetaucht. Bis letzten Sonntag sind meine Mutter und Schwester geblieben und das ist auch schon der Grund warum ich mich erst jetzt melde.

Nun möchte ich euch natürlich trotzdem Einblick gewähren, in mein erstes Weihnachten außerhalb Deutschlands und mit den Kindern vor Ort.

Die Tage vor Weihnachten

Wie im letzten Beitrag schon beschrieben, gab es bei uns in der Zeit vor Weihnachten jede Woche zwei/drei Weihnachtsfeiern. Diese waren von verschiedenen Gönnern organisiert und wurden auch in den letzten Tagen vor dem Fest nicht weniger. Doch auch wir wurden aktiv und eine Gruppe Jungs fuhr zusammen mit Matteo und Father Joseph zu Häusern verschiedener Sponsoren. Dort sangen sie Lieder, beteten für die Bewohner und ein Junge als Weihnachtsmann verkleidet sorgte für den spaßigen Teil.

Im Haus eines Sponsors

Am Tag vor Weihnachten dann wurden die meisten der Kinder am Samstag von ihren Angehörigen abgeholt, um das Fest mit ihrer Familie verbringen zu können. Unsere Angestellten hatten den Samstag ausnahmsweise auch frei, so wurde unsere Weihnachtsfeier vorverlegt und am 22. waren wir dran.

Hierfür liefen noch (typisch indisch) bis zum Schluss die Vorbereitungen. Am Vormittag war dann unsere Krippe schließlich fertig und da haben sie sich wirklich etwas einfallen lassen. Ich hab mich schon gewundert was die Jungs die Tage zuvor so viel mit Styropor hantiert haben und warum ein ganzer Parkplatz verhüllt wurde. Hier das Ergebnis:

Die Krippe als schwimmende Arche mit Kasper, Melchor Balthasar, Schafen und dem Engel außen herum schwimmend. Die Lichterkette, die Hintergründe, das haben unsere Jungs alles selbst gemalt bzw. installiert und führte zu einem wirklich schönen Ergebnis. Wenn es einen Preis für die beste und kreativste Krippe gäbe, unsere Jungs hätten ihn gewonnen, mit Abstand.

Mitarbeiterfeier

Zuerst waren die Angestellten dran. Bis Nachmittag war noch normaler Betrieb und um 15 Uhr versammelten sich dann alle im Veranstaltungsraum. Jeder hatte ein kleines bis mittelgroßes Päckchen mit sich und war gespannt. Die Auflösung der „Christmas Friends“ steht an, zu deutsch – Wichteln. Zunächst wurde aber erst noch ein Gebet gesprochen, eine traditionelle Öllampe angezündet und ausgelassen getanzt. Erst nur die Frauen, dann nur die Männer, ehe sich noch ein Weihnachtsmann dazu gesellte, mittanzte und noch einmal für ausgelassene Stimmung sorgte.

Ladys first

Dann war’s so weit und es ging ans große Geschenke verteilen. Einer musste nach vorne und Hinweise über seinen Christimas Friend geben und der Rest rief laut durcheinander wer es denn sein könnte. War er gefunden, durfte derjenige nach vorne, sich sein Geschenk abholen und weiter machen. Ich verstand von dem ganzen Vorgang und Gerede natürlich herzlich wenig und erst als ich irgendwann plötzlich „Frohe Weihnachten“ hörte, wurde ich hellhörig. Von Ramya bekam ich eine Tasche, die man an die Wand hängt und eine Tasse bedruckt mit einem Bild von mir und den Jungs nach unserem Marathon. Schöne Erinnerung. Unser Arbeitstier Brother Fabian bekam von mir ein Entspannungspaket, bestehend aus vielen kleinen Sachen, ein Kopfmassagegerät, Snacks und alkoholfreien Wein.

Mein Christmas Friend Ramya

und Brother Fabian

Im Anschluss hatten Matteo und ich für alle noch deutschen Kinderpunsch vorbereitet, jedoch beließen es die meisten bei einem Becher. Vielleicht war es der fremde Geschmack oder für (indische Verhältnisse) mangelnde Zuckergehalt, es blieb gut was übrig. Am Abend schütteten wir den Rest Honig und noch ein paar Kellen Zucker nach, dann schmeckte es unseren Jungs und sie hatten auch 2 Tage später noch ihre Freude daran.

Kinderpunsch ist eben doch für Kinder

Der Staff verabschiedete sich in 10 Tage Urlaub und es ging direkt weiter mit der Weihnachtsfeier für die Kinder.

Geschenke, Geschenke, Geschenke

Unsere Fathers hielten zunächst den obligatorischen Gottesdienst, ehe sich draußen im Innenhof versammelt wurde. Wir bekamen ein Zeichen und brachten unsere Geschenke für die Jungs runter. Für die Großen gab’s einen schicken Gürtel mit Schnalle und für die Kleinen Unterwäsche. Dazu noch für jeden eine Snacktüte mit Obst, Schokolade, Chips, Kaugummi und einem Erdnussriegel. Zusammen mit von Gönnern gesponsorten Hemden für Jungs, wurden die Tüten ganz schön voll.

Abendmesse im Essenssaal

Unser Geschenkelager

Allein alles einzupacken, an den Abenden zuvor war eine Koordinationsaufgabe höheren Grades und ich fühlte mich bald wie im Lager von Amazon. Jedes Kind hatte ja seine Größe.  Die Jungs wurden einzeln aufgerufen und bekamen vorne, unter tosendem Applaus, ihr Päckchen überreicht. Wenn auch die Kinder fast schon an Spenden gewohnt sein müssen, freuten sie sich alle, waren überaus dankbar und sogar ein Bussi hab ich bekommen. Anschließend hatten wir noch eine Kleinigkeit für alle. Therabänder für das Workout der Großen und eine große Weltkarte, um sie in der Studyhall aufzuhängen.

Geschenke go!

Wo war nochmal Deutschland?

Zum Schluss wurde noch gemeinsam gegessen, Kinderpunsch getrunken und dann war sogar noch Studytime, weil ein paar der Jungs am nächsten Tag ihr letztes Examen zu schreiben hatten.

So etwas wie Weihnachten

Weihnachten selbst war dann nichts besonderes mehr. Die große Feier fand schon statt und in unserem Projekt waren nur noch eine handvoll Jungs. Die meisten wurden am Tag zuvor von ihren Eltern abgeholt, nachdem diese ein kurzes Einzelgespräch mit Brother Fabian hatten. Mit den 15-20 Kindern, die zurückblieben, gingen wir, wie jeden Sonntag, zur Messe und guckten anschließend ein wenig Fernsehen. Der Tag plätscherte so vor sich hin und das Highlight sollte die Mitternachsmesse werden. Nach dem Abendessen wurden die Kinder schlafen geschickt, um für später Schlaf zu tanken. Matteo und ich versuchten uns währenddessen in Besinnlichkeit. Mit den übrig gebliebenen Snacks der Geschenke, einem Glas Rotwein und Quentin Tarantino stießen wir auf Weihnachten an.

Den Film bekamen wir nicht fertig bis die Jungs wieder aufgeweckt wurden und wir zur Kirche liefen. Ganz schön was los. Bildschirme waren für eine Übertragung draußen aufgebaut und wir machten es uns auf dem Vorplatz gemütlich. Fast bis halb 3 nachts ging der Gottesdienst und hätte ich nicht schon am Nachmittag ein Schläfchen gehalten, hätte ich es wohl den anderen nachgemacht und weggenickt.

Die Kirche konnte sich sehen lassen

Das eigentliche Highlight des Abends war aber unser Hund. Dieses treudoofe, liebe, aber ignorante Tier ist uns einfach den ganzen Weg zur Kirche gefolgt, auf dem Kirchplatz rumgerannt, für Trubel gesorgt und schließlich zwischen mir und den Kindern eingepennt.

Tierische Weihnachten

Zurück im Projekt gab es nochmal Tee und Kuchen für alle, bevor es ins Bett ging. Vielleicht fehlte mir der Lebkuchen, vielleicht der Christstollen oder doch der Schnee und das schlechte Wetter. Definitiv ein anderes Weihnachten und große Weihnachtsstimmung herrschte für mich dann schließlich doch nicht. Die fröhlichen Kindergesichter die Tage zuvor, haben einen aber doch etwas den Geist der Weihnacht spüren lassen. Und immerhin: Wir haben Stille Nacht gesungen (auf englisch).

Christstollen in Indien

Meine Mutter und Schwester kamen am zweiten Weihnachtsfeiertag mit voll gepackten Koffern bei uns im Projekt an. Und so sollten wir doch noch zu unserem Christstollen kommen. Am selben Tag noch schnitten wir Stollen und Spekulatius an, und ja so schmeckte Weihnachten.

Das solls gewesen sein, ich denke der Einblick ist geglückt 😉 Und was meine Familie sonst noch so alles mitgebracht hat, sollt ihr im nächsten Beitrag erfahren.

Schönes neues Jahr!

Euer Philip