Nächste Woche ist es schon soweit und meine Ausreise zurück nach Deutschland kommt immer näher. Zum Abschluss an das Jahr wollten wir mit allen Jungs nochmal einen schönen Tag verbringen und etwas raus fahren.

Black Thunder

Als wir uns überlegten, wo denn der Ausflug hingehen könnte, war von vielen Sache die Rede: Nach Kerala an den Strand, Picknick in Coimbatore, Wasserfälle in Pollachi, aber ein Name fiel immer wieder – „Black Thunder“. So heißt der hier größte Wasserpark in der Umgebung und ist unter den Jungs schon bekannt und geliebt. Nach einigem Abwägen gaben wir dann doch dem Flehen einiger Jungs nach Wasseraction nach und entschlossen uns am 05. August in den Wasserpark nach Mettupalayam zu fahren.

Erstes Fotoshooting am Eingang

Die Mannschaft

In unserem Hostel in Ukkadam sind derzeit 70 Jungs + 15 im Open Shelter/ CWC. Dazu kommen unsere 29 Jungs aus Vellakinnar, 57 Kinder aus den Tuition Centre, 10 Jugendliche (Kinderarbeiter) aus Don Bosco in Tiruppur, plus noch ein paar Betreuer, Angestellte und Familienmitglieder. Somit sind wir insgesamt mit 191 Leuten in den Wasserpark einmarschiert, was ohne einer guten Organisation und Planung unmöglich gewesen wäre. Und das in Indien haha.

Irgendwie haben wir’s aber doch geschafft. Mit dem Jeep wurden wir in mehreren Tranchen zum Busbahnhof gefahren und von dort nochmal eine Stunde zum Black Thunder. Mit leichter Verspätung waren wir dann um ca. 10:30 Uhr im Park und wurden in Gruppen mit je 12-15 Kindern aufgeteilt, um zumindest ein bisschen die Übersicht zu behalten.

Wasser Marsch!

Im Park selbst, war aber jegliche Ordnung recht schnell vergessen. So sehr man sich auch bemühte die Gruppe zusammen zu halten, konnte man sie doch nicht bremsen und jeder rannte wild von einem Fahrgeschäft zum anderen. Die Jungs und Mädels tobten sich aus und ich dachte mir schließlich auch – Sollen sie doch.

Der Freizeitpark selbst hatte viel zu bieten. Es gab einige typische Fahrgeschäfte, wie z.B. Karusselle, Geisterhäuser und allen möglichen Sachen, in denen einem schlecht wird. Mit Balamurugan und Radhakrishna, zwei der 11. Klässler, bin ich (für sie zum ersten Mal) in ein Wikingerschiff – ein Schiff das auf einer geraden Linie immer höher schaukelt. 5 Minuten später musste Bala sein Erbrochenes von Radhas Rücken waschen und ich mich vor Lachen am Baum festhalten.

Die „Happy Falls“

Nach den „Dry Rides“, sowie Tierpark und Bootsfahrt brachten mich die Kids schließlich zum eigentlichen Mittelpunkt des Geschehens – dem Wasserpark. Speed-, Matten-, und Reifenrutschen, alles was das Kinderherz begehrt. Badebereiche, Wasserfälle und vieles mehr. Jeder rannte umher und versuchte das beste Fahrgeschäft zu finden und möglichst viel mitzunehmen. Da meine Gruppe schon aus ausschließlich älteren Jungs bestand, konnte ich mich getrost ein bisschen abkapseln und versuchen mit jedem unserer Kinder etwas Zeit zu verbringen. Bis zum Mittagessen sah man niemanden mehr sitzen.

Halbzeit

Irgendwann wollten die hungrigen Mäuler dann doch gestopft werden.

Unsere Köchin kam auch mit und hatte ordentlich Spaß

Nicht so gut wie von unserer Mutti…

… aber bei einer Portion beließ es trotzdem keiner

Nach dem Mittagessen wurde sich noch einmal ausgetobt

Und das Wellenbad übernommen

Irgendwann ging das Tauchen los

Und niemand war mehr sicher

Nicht mal die Kleinsten

Indische Besonderheiten

 

Bedeckt halten

Für uns das Natürlichste der Welt, ist es hier Tabu leicht bekleidet im Wasser zu plantschen. Wie in allen anderen Situationen es genauso nicht vorkommen sollte, zu viel Haut zu zeigen. Wie ihr vielleicht schon auf den Bildern erkennen konntet, hatte jeder der Jungs (wie auch ich) kurze Hose und T-Shirt an. Die Mädels bleiben meist bei ihrer Alltagskleidung Chudithar, bestehend aus Kleid, Schal und einer langen Leggins.

Tanzen

Getanzt wird wirklich bei jeder Gelegenheit. Das ist auch im Wasserpark nicht anders. In der Mitte des Parks war eine extra Fläche zum Tanzen eingerichtet, während die Lautsprecher laute Tamilcharts pumpten und es von oben regnete. Eigentlich ganz witzig, so bezweifel ich doch dass das bei uns verklemmten Deutschen funktionieren würde.

Jeder versucht zu beeindrucken

Klare Trennung

Bei den meisten Rutschen war das kein Problem und auch bei eigentlich allen Fahrgeschäften, die nicht im Wasser stattfanden. Doch wenn’s ans Baden ging, waren die Inder strikt – Männer und Frauen getrennt. Bei vielen Becken, gab es extra Bereiche, die nur für Frauen und Kinder bestimmt waren. So zum Beispiel auch beim Wellenbad. Hier zog sich eine klare Abtrennline durch das ganze Becken und an jeder Seite standen zwei Wachtmeister, die aufpassten, dass sich jeder an die Regeln hält. So wurde ich zum Beispiel ermahnt, als sich unsere Köchin nur mit uns ins Wasser traute, um mit ihren süßen 150 cm nicht sofort in Seenot zu geraten

Vorne(links) die Männer, Hinten die Frauen

Abschluss

Gegen 17:30 Uhr wollten wir los, also haben wir allen 16 Uhr gesagt, dass es wenigstens ungefähr klappen könnte. Gab noch Tee für alle Jungs und auf der Heimreise Kekse. Mit dem Bus noch eine gute Stunde heimfahren und keine Auge blieb lang offen. Ich hab noch ein paar Snacks für die Jungs spendiert und 10 Minuten später schliefen 4 Kinder von allen Seiten auf mir.

Abschließend war der Ausflug ein voller Erfolg. Wir konnten über 150 Kinder glücklich machen und alle Sorgen vergessen lassen. Niemand ging verloren oder zog sich eine Verletzung zu. Die Jungs hatten Spaß und das war die Hauptsache. Und so hatten wir uns dann beim nächtlichen Good-Night Prayer einen Applaus verdient

Abschlussfoto mit den Kindern von Don Bosco Anbu Illam Coimbatore

Finanzierung

Dieser Applaus gebührt teilweise aber auch euch. Diesen Sonntag hätten wir ohne eure fleißigen Spenden niemals tragen können. In meinem vorherigen Beitrag ging ich schon darauf ein, wofür die Spenden verwendet werden, für die Sanierung des Sanitärbereichs. Eine notwendige und nachhaltige Investition meiner Meinung nach. Dennoch wollte ich den Jungs aber auch eine kurzfristige Freude machen und ihnen ein paar schöne Erinnerungen da lassen. So ist der Einfall mit der Abschlussfahrt gekommen. Ich hoffe das ist so auch in eurem Interesse. Insgesamt sind wir mit 191 Kindern und Erwachsenen in den Wasserpark und haben mit Transport, Eintritt, Snacks und Mittagessen ca. 800€  gezahlt. Dies ist auch dem Verhandlungsgeschick unseres Father Josephs zu danken und dem Entgegenkommen des Black Thunder Betreibers.

An der Stelle noch einmal ein monumental riesiges Dankeschön an euch !!! Toll meine Lieben.

Die letzten Tage

Sonst habe ich jetzt nur noch 5 Tage hier. Auch krass. Am 15. August geht mein Flieger. Ich versuche in der Zeit noch einen Beitrag zu verfassen, um euch noch ein wenig Einblick zu geben in die finale Phase, ansonsten sehen wir uns dann einfach bald wieder in Deutschland und ich hol das persönlich nach.

Bis bald

Philip