Ich bin dann mal raus von zu Haus

Ein Jahr in Bolivien

Ein Beitrag zum Freitag

Ich wurde nun schon häufiger gefragt, was wir eigentlich hier so machen, wenn wir frei haben. Das möchte ich euch im Folgenden ein wenig beschreiben.

Unsere Arbeitswoche hat es in sich. Montag bis Donnerstag + Samstag und Sonntag. Freitag ist unser „dia de descanso“ – „Ruhetag“. Das man nur einen freien Tag hat, ist hier für die Volontäre im Projekt normal so. Gerade in dieser, etwas anstrengenden Anfangszeit hier, hätten wir Volontäre auch nichts gegen einen zweiten solchen Tag einzuwenden gehabt – da sind wir uns einig. Ist schon eine Umstellung, wenn man auf einmal nicht mehr sein wohl geschätztes Wochenende zur Verfügung stehen hat. Da mussten wir umplanen. Es wird also meistens der Donnerstag sein, an dem wir in den späten Abendstunden durch die Innenstadt schlendern und das „Nightlife“ erkunden – um es mal so auszudrücken 😉

Schön und gut – aber was treiben wir denn dann den ganzen lieben langen Freitag?

Entweder wir Putzen oder wir machen einen Ausflug. Jetzt ratet mal über was ich hier eher berichten werde… Falsch – es ist nicht die sehr ausführliche Grundreinigung unserer Volontärs-Bude vor zwei Wochen – vielmehr möchte ich diesen Beitrag einem Erlebnis widmen, das uns gleich zu Beginn unseres Jahres einen guten Eindruck von unserer Umgebung verschaffen hat.

Da wir recht bald feststellten, dass unsere Einführungswoche doch recht einführungslastig und etwas trocken daherkam, erkundigten wir uns nach einem Ort, wo man sich gut abkühlen und runterkommen kann. Man half uns gerne weiter, jedoch bekamen wir eine – unserer Ansicht nach durchaus ausbaufähige – Erklärung, wie man zu den Wasserfällen von „Espejillos“, einem netten Plätzchen im Urwald Boliviens kommt.

„Hört sich gut an.“ – dachten wir uns.

Und so machte sich um 10 Uhr am Freitagmorgen eine höchst unerfahrene Gruppe neuer Volontäre auf den Weg in ihr erstes Abenteuer in Bolivien. Warum denn gleich „Abenteuer“?… – Ja, das war so: Wir starteten im „Micro“ – das sind die Kleinbusse des öffentlichen Nahverkehrs hier – und kurvten ein wenig durch die Stadt, um dann in den nächsten Kleinbus umzusteigen, der uns ca. 30 Kilometer aus der Stadt transportieren sollte. Nachdem ich mit dem Busfahrer ein nettes Auskunftsgespräch hatte, wie wir denn am Besten an unser Ziel gelangen würden, schmiss uns der Busfahrer an der Stelle raus, wo er meinte, dass wir umsteigen müssen.

Ja – Umsteigen – das haben wir schon einmal gemacht,

– kann ja nicht so schwer sein. Anders war nur an dieser Stelle, dass es keine normale Straße mehr gab, sondern wir auf einen sehr abenteuerlich anmutenden Sandweg schauten der ziemlich offensichtlich in eine Art Urwald führte. Wir hatten mittlerweile schon herausgefunden, dass man irgendwann nur noch mit sogenannten „Pickup-Cars“ weiterkommen würde. Was wir aber nicht wussten war, was wir uns genau darunter vorstellen sollten. Also hielten wir Ausschau – zu unserem Glück mussten wir nicht lange in der Hitze stehen denn wir sahen am Rande des Weges ein kleines Häuschen, vor dem eines dieser besagten „Pickup-Fahrzeuge“ gerade einparkte. Da die etwas versteckte Aufschrift „Espejillos“, unser Zielort recht vielversprechend klang, klopften wir an die Fensterscheibe und fragten den Fahrer, ob er uns mitnehmen könne. Der im Gesicht etwas sandverkrustete Bolivianer erschien uns so, als würde er den ganzen Tag nichts anderes machen, denn er kam offensichtlich aus der Richtung, in die wir wollten und da er uns ansah, dass wir unwissende Ausländer sind, fing er direkt an, einen Preis mit uns auszuhandeln. Drei Minuten später befanden wir uns dann jedoch schon auf der Ladefläche seines Rallye-Fahrzeuges um für 150 Bolivianos, umgerechnet knappe 20€ eine Offroad-Fahrt zu den Wasserfällen anzugehen, wie sie bis jetzt keiner von uns bisher erlebt hatte.

Los ging es auf der holprigen Sandstraße,

die wir ja schon vorher gesehen hatten. Ab jetzt beschreiben die Videos, die ich von dieser sehr unsanft verlaufenden aber trotzdem sau-coolen Reise aufgenommen habe glaube ich ganz gut, was wir da erlebt haben. Und ja, ich hatte wohl echt Glück, dass mir mein Handy nicht runtergefallen ist.

Als wir dann nach ca. 40 Minuten feinster Urwaldralleye an unserem Ziel, den Wasserfällen von Espejillos angekommen waren, machten wir mit unserem Fahrer noch Uhrzeit und Treffpunkt aus, wo wir uns (hoffentlich) dann einige Stunden später auch treffen würden und liefen die letzten zehn Minuten zu Fuß. Dort angekommen machten wir es uns gemütlich und genossen ein paar Stunden lang, abseits von all dem Stadtlärm die paradiesischen Umstände die dieser Ort zu bieten hat.

Angekommen.
…die letzten 10 Minuten bis zu den Wasserfällen…
Voilà.

Man kann entlang der kleinen Wasserfälle hochwandern und kommt am Ende des Weges zu einem 30 Meter hohen Wasserfall, von dem wir aber leider keine Fotos gemacht haben. Wir machten es uns etwas abseits des großen Getöses gemütlich, wo es eine Menge kleiner „Becken“ gibt, die aufgrund ihrer Tiefe von 2 bis 10 Metern bestens zum springen geeignet sind.

Als wir dann genug hatten, vom plantschen und Sonne tanken, machten wir uns wieder auf unseren Rückweg der – wer hätte es sich denken können – auf gleiche Weise wie der Hinweg erfolgen sollte. Also ließen wir uns auf der Rückfahrt noch einmal kräftig durchschütteln und befanden uns dann knappe zwei Stunden später – recht müde und erschöpft – aber auch mit einer tollen Erfahrung im Gepäck wieder im uns vertrauten Gebiet.

Für dieses Mal soll´s das jetzt gewesen sein…

– ich hoffe ihr habt einen kleinen Einblick in eine „etwas andere Art zu reisen“ bekommen die man hier zu Lande vorzieht.

Ich sag erstmal tschüss, bis zum nächsten mal – Hasta la proxima vez! Gabriel

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  1. franz-peter kilian

    Lieber Gabriel,
    Wunderbare kurze Clips. Bessere Infos gehen nicht mehr.
    Wir beneiden Dich, nicht unbedingt um die 6 Tage Woche Arbeit, aber um die Erlebnisse und Erfahrungen in diesem fernen Land und mit den Menschen.
    Erwarten weitere aufregende Informationen.
    Liebe Grüße aus dem kalten Europa.
    Peterd.Ä.

  2. Ingrid Jatsch

    Lieber Gabriel,
    habe von Deiner Mutter Deinen Blog bekommen. Ich hoffe, es ist Dir recht.
    Von Deinem Bericht und den Videos bin ich total begeistert!!! Genieße die Erfahrungen, die Du in diesem Land machen kannst. Sie werden Dich ein Leben lang begleiten. Gerne denke ich an den kleinen Gabriel, wenn er sich einen Stein aussuchen durfte….
    Herzliche Grüße Ingrid Jatsch

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