Stadttrip

Da das DBCH etwas abgelegener am Fuße der Berge liegt, können Hannah und Ich nicht einfach mal so spontan kurz zum Einkaufen oder Erkunden nach Salem gehen. Das ist natürlich etwas schade, vor allem, bin ich von daheim eher das Stadtleben gewohnt. Nach unserem ersten Stadttrip waren wir uns aber einig, dass es doch ganz schön und auch deutlich entspannter ist, nicht mitten im indischen Stadttrubel zu leben. Der erste Stadtbesuch in Indien bedeutete zugleich auch das erste Mal Tuk-Tuk fahren. Meiner Meinung nach hat sich allein deshalb der Ausflug schon gelohnt. Stundenlang könnte ich mit dem Tuk-Tuk durch die Gegend fahren und wie ein kleines Kind alles und alle um mich herum bestaunen.  Natürlich sind wir aber nicht nur rumgefahren, sondern haben eine Kirche besichtigt, ein paar Besorgungen erledigt und die ersten indischen Kleidungsstücke gekauft. Auch wenn ich mich schon total darauf gefreut habe Kleidung zu kaufen, die von den Menschen hier getragen wird, fiel es mir im Laden dann gar nicht so einfach mich für etwas zu entscheiden. Die Kleidung hier ist dann doch deutlich anders als das, was ich normalerweise in Deutschland trage. Ziemlich ungewohnt sah ich dementsprechend auch aus, als ich beim Anprobieren in den Spiegel blickte. Letzten Endes bin ich dann aber doch fündig geworden und mittlerweile auch recht glücklich mit der Kleidung, die total luftig und bequem ist.

Mit dem Tuk-Tuk in die Stadt

YAR Children Live In

Zu Beginn der Quarterly Holidays brach hier im DBCH direkt mal richtiger Trubel aus. Es stand nämlich großer Besuch an, da von den drei weiteren Einrichtungen hier in der Nähe eine Gruppe von fünzig Jungs über Nacht angekündigt war. Und so wurde schon in den Tagen zuvor fleißig gebastelt und das gesamte Haus geschmückt, wobei Hannah und Ich uns so gut wie möglich beteiligten. Als am Abend dann nach und nach alle eingetrudelt waren, wurde mit „Icebreakern“ die Stimmung aufgelockert. Das Ganze verlief teilweise sehr chaotisch, da die Spiele SEHR ernst genommen wurde. So endete bei einem Spiel die komplette Gruppe  liegend auf dem Boden, da einer der älteren Jungs dachte, es sei eine gute Idee auf die ganze Gruppe draufzuspringen, um so noch einen Platz auf der Zeitung zu ergattern. Lachen war also vorprogrammiert. Für einen motivierten Start in den Tag stand am nächsten Morgen in der Früh eine Runde Yoga an. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich kein wirklicher Yoga-Fan bin. Aber mit Blick auf die Berge, von denen gerade die ersten Sonnenstrahlen herunterscheinen, und umgeben von Palmen und Vogelgezwitscher, hat mir das Yoga dann doch einen riesigen Spaß gemacht. Den restlichen Tag standen dann Workshops zum Thema „Wellbeing“ an, was für mich und Hannah nur begrenzt interessant war, da fast alles auf Tamil war und wir somit nur sehr wenig verstanden haben. An den Tanzeinlagen und kleinen Spielen zwischendurch konnten wir uns aber zum Glück beteiligen und auch die Tanzaufführungen am Ende konnten wir ohne Tamilkenntnisse gespannt verfolgen.

Restlichen Ferien

Auch die restlichen Ferien sollten nicht ereignislos an mir vorbeiziehen. Gleich nachdem die Jungs der anderen Einrichtungen abgereist waren, stand ein „Scout Camp“ für zwei Tage an. Da ich in Deutschland selber zu den Pfadfindern der DPSG gehöre, war ich natürlich sehr gespannt, wie sich die Pfadfinder hier zu daheim unterschieden. Trotz vieler Gemeinsamkeiten gab es natürlich auch einige Unterschiede und mir kam es hier deutlich militärischer vor. So übten die Jungs am Morgen erstmal in Reihen zu marschieren und auf Kommandos hin stehen zu bleiben oder sich zu drehen. Am letzten Ferientag wurde sich dann nochmal fleißig sportlich betätigt bei einem Volley- und Fußballturnier. Ich ließ es mir natürlich nicht nehmen selber mit zu kicken, wobei ich gestehen muss, dass ich leider nicht maßgeblich zum Sieg meines Teams beigetragen habe.

Die Tage kam für mich außerdem eine ganz neue, ungewohnte Situation auf. Aufgrund einer Augenentzündung musste meine Mitvolontärin Hannah einige Tage auf dem Zimmer bleiben. Für mich bedeutete das nicht nur ein täglicher Essenlieferservice aufs Zimmer, sondern auch das ich auf mich alleine gestellt war. Da wir zuvor eigentlich immer zu zweit unterwegs waren, war ich vor allem am Anfang etwas überfordert. Trotzdem glaube ich, dass es vielleicht auch mal eine gute Erfahrung war selbstständig ein paar Tage zu meistern und nicht immer jemand dabei zu haben, bei dem man sich bei jeder kleinen Herausforderung absichern kann. Selbstverständlich hoffe ich aber, dass sie bald wieder fit ist und freu mich schon darauf, wenn wir wieder zusammen die Tage in Angriff nehmen.  

Neugierige Blicke und Bilder

Woran ich mich immer noch nicht gewöhnt habe, sind die neugierigen Blicke, denen wir ständig begegnen. Ob von Menschen in der Stadt oder von Besuchern im DBCH. Ständig werden Hannah und ich -und das auch nicht gerade unauffällig- von Einheimischen angestarrt. Nicht selten kommt dann noch die Frage, ob sie denn ein Foto mit uns machen könnten. Natürlich war und ist mir bewusst, dass wir durch unser Aufsehen hier auffallen, nur hätte ich nicht gedacht, dass wir so etwas „Besonderes“ sind.