Franzi in Indien

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Die ersten Tage

„Goodmorning Sister“ schallt es mir nun schon seit mehr als einer Woche jeden Morgen aus allen Ecken entgegen, sobald ich morgens einen Fuß vor die Türe setzte. Da Hannah und ich direkt im Projekt wohnen, ist eigentlich immer etwas los und wir sind gut beschäftigt. Somit war die erste Woche sehr aufregend, lehrreich und ereignisreich.

Neben ein paar ersten Worten Tamil, haben wir fleißig angefangen die Namen der Jungs zu lernen, was sich als gar nicht so einfach herausstellt, wenn dies meist Namen sind, die man noch nie zuvor gehört. Fast immer müssen wir die Jungs mehrere Male bitten, ihre Namen nochmal langsam zu wiederholen, damit wir sie auch wirklich verstehen. Außerdem haben wir unsere Essenstechnik (hier wird nämlich mit der Hand gegessen) verbessert und angefangen uns an das scharfe Essen, dass aber superlecker ist, zu gewöhnen, wobei zur Zeit beim Kochen noch Rücksicht auf uns genommen wird. Also mal schauen wie scharf es noch wird…

Montag bis Freitag haben wir uns morgens von den Jungs verabschiedet, bevor sie dann zur Schule gehen und haben dann (zur Zeit) den Vormittag keine feste Aufgabe mehr, weil bis auf einige wenige Jungs niemand hier ist. Trotzdem sind wir eigentlich immer beschäftigt. Sei es mit Schrank ausmisten, Bildern aufhängen oder mit den paar Jungs, die im Projekt sind, quatschen. Wenn die übrigen Jungs dann nachmittags von der Schule zurückkommen, steht nach einer kurzen Teepause mit Snack die Games Time auf dem Plan. Auf dem Sportplatz wird dann Fußball, Basketball, Volleyball und Squareball (ähnlich wie Völkerball) gespielt. Wir mussten schnell merken, dass wir vor allem beim Volleyball deutlich hinterherhängen. Von Ballwechseln wie hier, konnten wir bei mir daheim im Sportunterricht nur träumen. Da hier derzeit Regenzeit ist, fällt die Outdoor Games Time manchmal wortwörtlich ins Wasser und stattdessen werden Indoor Games gespielt. Beliebt ist hier zum einen Schach, aber natürlich auch Carrom ( ein indisches Brettspiel). Doch auch das Esslingen Memory, dass ich als kleines Geschenk aus Deutschland mitgebracht habe, erfreut sich großer Beliebtheit. Die Jungs müssen nur noch lernen, dass sie ja eigentlich gegeneinander spielen und sich deshalb nicht beim Pärchen finden helfen sollten. Bei der anschließenden Study Time haben wir uns dann an ein paar Tagen mit den jüngeren Jungs rausgesetzt und ihnen ein paar englische Begriffe beigebracht. Kurz vor dem Schlafen gehen steht dann noch die „Recreation Time“ an, bei der wir meist von einer Horde Jungs belagert werden, die mit uns reden, Daumen drücken oder Klatschspiele machen wollen.

Der Polizeistation in Salem statteten wir am Donnerstagnachmittag einen Besuch ab, um uns zu Registrieren. Das übernahm aber zum Glück weitestgehend ein Father des DBCH, wofür Hannah und ich ihm echt dankbar waren. Ein weiteres Mal ging es dann am Freitagabend nach Salem, als wir gemeinsam mit den Fathers und Brothers in einem Restaurant essen gingen.

Da hier Indien jetzt die „Quarterly Exams“ anstehen, stand am Wochenende neben Spielen auch viel Lernen für die Jungs an. Trotzdem kam der Spaß natürlich nicht zu kurz! Als am Sonntag nach dem Mittagessen die „Creative Time“ angekündigt wurde, erwarteten Hannah und ich, dass gemalt oder gebastelt wird. Um so überraschter waren wir, als auf einmal eine große Musikbox und zwei Mikrophone da lagen. Uns war schnell bewusst, dass nicht gemalt, sondern getanzt und gesungen wird. Und so war die nächste Stunde gefüllt mit indischer Musik, wildem Tanzen und sehr viel Lachen. Auch Hannah und ich ließen es uns natürlich nicht nehmen, selber einmal das Tanzbein zu schwingen und lieferten einen Tanz zu dem bekannten Lied „Cotton Eye Joe“ ab.

Dass in Indien viele Feste gefeiert werden, wurde uns schon bei der Vorbereitung in Deutschland öfters gesagt. So ist es wohl nicht verwunderlich, dass wir nach einer Woche hier schon das erste hinduistische Fest miterleben durften: Ganesh Chaturthi. Bei diesem Fest wird der hinduistische Gott Ganesha (erkennbar an seinem Elefantenkopf) verehrt, da dieser Geburtstag hat. Für uns ging es daher mit allen Jungs zusammen zum nächsten Tempel, wo alle Asche auf die Stirn bekamen und es ein Mittageessen, welches auf großen Bananenblättern serviert wurde, gab. Außerdem werden bei diesem Fest kleine Tonfiguren(die wir auch bestaunen konnten) von Ganesha gefertigt, die später ins Wasser gelegt werden, damit sie sich auflösen und alle Sünden weggewaschen werden.

Das größte Problem bereitet uns gerade eigentlich noch die Verständigung. Da vor allem die jüngeren Jungs nur wenig Englisch können und das Tamil von Hannah und mir sich auf ein paar wenige Worte beschränkt, muss viel der Kommunikation über einzelne Worte oder Zeichensprache gehen. Außerdem bedeutet hier ein seitliches Kopfnicken „ja“ und nicht wie von daheim gewohnt „nein“ oder „vielleicht“. Das war am Anfang etwas verwirrend und ungewohnt und selbst wenn man es weiß, kann es zu kurzzeitiger Verwirrung sorgen.

Ihr seht also, dass die letzten Tage gut gefüllt waren mit neuen Erlebnissen, Erfahrungen und Begegnungen, weshalb dieser Blogeintrag etwas länger geworden ist ( Ich hab wirklich versucht mich kurzzufassen!)

Viele Grüße aus Indien

Franzi

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