emma in ruanda

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Beeeeeten!

Erstmal ein herzliches Willkommen an alle neuen Leser, die sich nach dem Artikel in der Dewezet gedacht haben, den Blog von der Emma könnte man ja mal lesen ; ) Vielen Dank für’s Lesen!

Die Idee zu diesem Beitrag kam mir gestern in der Morgenmesse. Passend zum Entstehungsort der Idee das Thema – beten.

Wenn ich erzähle, wie häufig wir hier beten, dann heißt es oft: Das ist aber ganz schön viel… Hast du denn immer Lust, zu beten?
Na ja, egentlich schon fast immer, wenn ich ehrlich sein darf. Und das darf ich, ist ja schließlich mein Blog, ne? ; )

Vormittags

Also für uns geht es jeden Morgen in die Morgenmesse. Wenn wir hier auf dem Gelände in der Kapelle Gottesdienst feiern, beginnt der um 6.15 Uhr. Eine halbe Stunde vorher startet aber schon die Morgenmediation. Zu der kommen Rike und ich aber immer zu spät. Uppala. Uns reichen 15 Minuten, so können wir die gleiche Zeit länger schlafen. Und wer mich kennt, weiß, ich hole jede Minute raus, die ich in den Federn bleiben kann ; )
Da verzichte ich auf Schminke, auf großes Taram morgens. Hauptsache länger liegen bleiben. Also mein Gesicht anmalen, brauche ich hier eh nicht. Dad juckt keinen. Aber auch in Deutschland habe ich schon das gleiche Prinzip verfolgt. Bloß keine Zeit verschwenden ; )

Hier hab ich das ganze aber noch optimiert. Ich brauche morgens zum Bett machen, anziehen, Haare bändigen, Gesicht waschen und Toilettengang sechs Minuten. Ich finde, das ist ganz gut : ) Wobei Klamotten lege ich abends raus, da wird also auch nochmal Zeit gespart. Aber ich komme vom Thema ab.

Dann geht’s jedenfalls in die Morgenmesse. Wenn wir in die Paroisse müssen oder dürfen, dann laufen wir um sechs los und sonst setzen wir uns zur gleichen Zeit in die Kapelle.
Hier wird auf französisch zelebriert, die Psalmen gesungen, die Lesung und das Evangelium gelesen, gepredigt. Was eben so dazu gehört. Ein paar Lieder singen wir hier auch, aber nicht so viele wie in der Kirche. Nach 45 bis 60 Minuten sind wir dann aber fertig.
Die Gemeinde feiert die Messe auf kinyarwanda. Ohne Psalmen, aber mit mehr Gesang. Die Kommunion austeilen dauert dort länger als bei uns. Klar, bei uns nehmen auch nur fünf Leute teil. Und so kommen wir auch hier auf die gleiche Dauer des Gottesdienstes.

Dann geht’s zurück und beim „Mot du matin“ der Schüler wird wieder gebetet. Vater unser, Gegrüßet seist du Maria, noch EIN ANDERES Gebet, das ich auf deutsch nicht kenne und irgendwelche Heiligen, die für uns beten sollen – alles auf Kinyarwanda selbstverständlich.
Vor und nach dem Frühstück nochmal und dann ist der erste Gebets-Marathon beendet.

Mittags

Der Tag läuft ganz normal weiter. Das nächste Gebet sprechen wir vorm Mittagessen der Schüler*innen und hinterher auch nochmal. Wobei vorher eigentlich nur das Vater unser und hinterher nur ein Satz gesagt wird. Letzterer ist auch ein Gebet, aber ich verstehe ihn nicht und kann euch somit nicht sagen, ob er bei uns auch existiert. ; )

Für mich geht’s essen, sobald die Schüler*innen ferig sind und auch hier gilt wieder, vor und nach dem Einnehmen der Mahlzeit ein kurzes Gebet. Da das aber leise im Kopf geschieht und ich meistens einfach nur essen möchte, wird es dann ein: „Danke für das Essen!“ und dann wird die Futterlucke gefüllt.

Abends

Beim „Mot du soir“ nach dem Oratorium folgt dann das nächste Gebet, meistens wie morgens vor der Schule – Vater unser, DAS Gebet und die Heiligen und dann heißt es: „Ku izina ry’Imana Data na Mwana na Rohomutagatifu. Amina.“ Ja, das ist der Satz zum Kreuzzeichen auf Kinyarwanda : ) Übrigens kann ich das Vater unser sicher mitsprechen, beim Gegrüßet seist du Maria bin ich dann aber raus. DIESES kurze Gebet kann ich zum Teil. Den Anfang, dann fehlen mir drei Worte und den Schluss weiß ich wieder. Das klingt dann ungefähr so:
Vorbeter: „Hubahwe Imana Data“
Emma: „Na Mwana na Rihomutagatifu. Nkuko bisanzwe iteka ni … (eigentlich ububakwe ubu, aber das schaffe ich so schnell nicht ; ) ) ni iteka ryose.“ Die Punkte stellen eine Pause oder ein „mmmm“ dar. Also, die Leute neben mir nuscheln das auch irgendwie so vor sich hin, darum verstehe ich das nie und außerdem bin ich einfach zu langsam, um das mitzusprechen. Jetzt hab ich es abgeschrieben höhö : )

Um viertel vor sieben gehen wir dann in die Abendandacht. Samstags beten wir den Rosenkranz (den kann ich übrigens auf französisch wesentlich sicherer beten als auf deutsch), sonntags ist Anbetung, jeden Abend beten wir die Psalme, Fürbitten, Cantique de Marie, dann Vater unser, Gebet für Don Bosco. Das schaffen wir in 15 bis 20 Minuten. Darauf folgt die spirituelle Lesung, also irgendein Brief von ’nem hohen katholischen Tier, ein Interview oder sonst irgendwas Christliches. Nach dem „Mot du soir“ gehen wir essen, folglich noch zwei Mal beten. Und dann gehen die Brüder davon aus, dass wir vor dem Schlafen auch nochmal beten. Soll ich euch mal ein Geheimnis verraten? Mach ich nicht. Ich finde, ich hab genug gebetet. Irgendwann reicht’s dann auch mal.

Zu viel beten?

Jetzt ist natürlich die Frage, hat man irgendwann keinen Bock mehr?
Bzw. Emma, denn für die anderen kann ich schlecht sprechen.

Am Anfang hatte ich häufiger mal keine Motivation, vor allem auf dieses frühe Aufstehen. Selbst samstags geht’s um sechs los. Da hab ich Rike schon mal die Ohren vollgeheult, dass ich lieber schlafen möchte, keine Lust habe, warum wir zu jeder bescheuerten Messe müssen.
Und wer geht mittlerweile liebend gern zur Morgenmesse? Wer sitzt da, auch wenn es nicht allzu früh ins Bett ging? Wer versucht abends nicht allzu lange aufzubleiben, damit sie morgens hochkommt? Ja, die Emma.

Ich hab gelernt, die Zeit zu genießen. Wenn ich zuhören möchte, mache ich das. Ansonsten schalte ich, vor allem in der Zeit der Predigt ab. Ich kann das Gerede so ausblenden, dass ich überhaupt nicht mehr mitbekomme, was passiert. Auch nicht, dass ich mich dann auf einmal bewegen muss. Da habe ich mich schon das ein oder andere Mal ziemlich erschrocken, als dann plötzlich um mich herum alles stand ; )

Im Allgemeinen habe ich morgens das Gefühl, besser in den Tag zu starten, wenn ich bei der Morgenmesse war. Die Andacht abends beruhigt mich, während der spirituellen Lesung und des „Mot du soir“ schalte ich ab, wie in der Predigt morgens. Das Rosenkranz beten ist sowieso einfach nur meditativ.
Für mich ist es immer wieder hilfreich, dass die Menschen (meistens) nicht sehen können, ob ich zuhöre oder nicht und was für Gedanken in meinem Kopf rumschweben.
Und ganz ehrlich natürlich denke ich mir auch jetzt noch manchmal: „Das Vater unser zum fünften Mal muss jetzt wirklich nicht sein“ aber nutzt ja nix und so lang ist das Gebet ja zum Glück auch nicht.

Soooo, das war’s für heute. Der letzte Blogeintrag für Januar. Übrigens der erste seit dem Jahreswechsel, der nicht nachts entstanden ist. Nächsten Samstag geht’s für uns nach Sambia – Zwischenseminar. Wir bleiben zwei Wochen dort. Es kommt also sicher die nächsten zwei, vielleicht sogar die nächsten drei Sonntage kein Beitrag. Ich nehme meinen Laptop nicht mit und Zeit zum Schreiben hätte ich vermutlich eh nicht. Darum habt ihr, genauso wie ich, jetzt erstmal frei. Nach Sambia melde ich mich dann in alter Frische zurück. Angebot oder Drohung – wohl beides ein bisschen ; )

Liebe Grüße und bis in zwei oder drei Wochen
Emma

PS: Bilder gibt es heute leider nicht. Wir haben gerade kein WLAN und damit bekomme ich die Bilder nicht hochgeladen. Es tut mir wirklich leid.

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