Seit meinem letzten Beitrag ist die Fastenzeit vorangeschritten. Wir beteten jeden Freitag einen Kreuzweg, außerdem gingen die Kinder und Jugendliche spirituelle Wochenenden, um sich auf Ostern vorzubereiten.

Au?erdem hatte ich seitdem jede Woche mindestens einen Feiertag (wie bereits in vorherigen Blogeinträgen erwähnt, haben wir davon ja einige). Am 14. März, der Tag des Sommers, haben wir zusammen mit den Jungs, die im Internat geblieben sind, einen Ausflug nach Berat gemacht: bekannt als tausend Fenster Stadt und Museumsstadt, wurde sie 2008 zum Weltkulturerbe ernannt. Die Tradition dieses Tages entstand ursprünglich in Elbasan, wurde dann aber auch in andere Städte verbreitet. Man feiert, dass der Winter vorbei ist und wieder Leben ins Land zieht. An diesem Tag gibt es zahlreiche Konzerte, Veranstaltungen und Angebote in den Städten. Traditionell trägt die Jugend ein rot-weißes Armband.

Wir besuchten die Burg in Berat, bummelten in bisschen durch die Stadt.

Die Aussicht über die Stadt Berat

Mit 3 der Jungs in Tirana – außerdem die Volontärin in Don Bosco in Tirana

Letztendlich zog es uns noch nach Tirana, das beliebteste Ziel aller Jugendlichen. Die ganze Stadt war sommerlich dekoriert mit Blumen etc. Auch dort spazierten wir wieder ein bisschen durch die Stadt, bevor wir uns wieder auf den Heimweg begaben.

In der darauffolgenden Woche wurde der Frühlingsanfang (Nouruz) als Feiertag angesehen. Auch da blieben wieder einige Jungs hier und wir machten einen weiteren Ausflug zur Kisha e Laçi. Sie gilt als die wichtigste Kirche hier in Albanien und als Wahlfahrtsort. Man geht im Normalfall mindestens einmal im Jahr dorthin. Sie besitzt als Schutzpatron den Heiligen Antonio, man sagt dieser habe dort viele Wunder vollbracht, sie wird als unglaublich besonders und wichtig angesehen. Ich habe schon im Vorhinein einiges darüber gehört und war deswegen glücklich die Gelegenheit zu haben dorthin zu fahren. Im Anschluss ließen wir den Tag noch am Strand ausklingen.

Das Wetter war leider nicht so gut und auch ansonsten herrschen noch keine Badetemperaturen, auch wenn der ein oder andere (unter anderem auch mein Besuch aus Deutschland schon einmal einen Schritt ins Wasser wagte).

Am 27. März stand ich dann unfassbar gespannt und wartend am Flughafen, um 2 Freunde abzuholen, die mich über die Osterfeiertage besuchen wollten. Ich war sehr aufgeregt ob es ihnen hier gefällt, ob sie meine Freunde hier mögen, ob sie meine Arbeit gut finden usw…

Und ja sie waren so begeistert von Albanien und meinen Freunden, von den Kindern und allem, ich empfand einigen Stolz, denn dieses Land ist irgendwie zu  einem Teil von mir geworden, weswegen es mir besonders wichtig war, dass es ihnen gefällt. Wir besuchten die gewöhnlichen markanten Punkte der Stadt und des Landes (die Burg Rozafa in Shkoder, Scutari-See, verschiedene Kirchen, das Oratori, Tirana, Strand) und machten viel mit meinen Freunden hier, gaben ihnen einen Einblick in die albanische Kultur durch Essen, Tanzen, Fahrkunst, Freizeitgestaltung. Beide hatten panische Angst im Auto. Die Albaner hier gehen auch nicht wirklich feiern, kaum eine Bar ist länger als 23 Uhr geöffnet, stattdessen sitzt man gerne mal 3 Stunden an einem Nachmittag in nur einem Café und nippt in der Zeit an einem einizigen Kaffee. Ich selber habe mich mittlerweile daran gewohnt und sehe es schon als selbstverständlich.

Während ihres Besuchs war eben auch Ostern, so starke Unterschiede zu Deutschland konnte ich nicht sehen, die Messen liefen im Großen und Ganzen ähnlich ab. Nur Kleinigkeiten unterschieden sich, zum Beispiel war es hier üblich Jesus am Kreuz zu küssen bei der Kreuzanbetung am Karfreitag, während ich aus Deutschland nur das Verneigen davor kenne.

Der Osterhase kommt hier leider nicht zu Besuch. Von meiner Mama habe ich ein bisschen Osterschokolade, die ich an die Jungs, meine Freunde und auch an ein paar bettelnde Kinder auf der Straße verteilt habe. Kein Geschenk der Welt ist so erfüllend wie das strahlende Lächeln, das man den Kindern aufs Gesicht zaubert.

Am Ostersonntag feierte ich mit meinen Freunden bei einem Osterbrunch, wir bekamen sogar typisch albanisch gefärbte Ostereier und Osterkuchen. Das uns bekannte Osterlamm gab es leider nicht. Aber ansonsten wurde ich mit genug aus Deutschland ausgestattet: meine Freunde hatten Leberkäse, Brezen, Vollkornsemmeln und sogar Sauerkraut dabei, am Ostermontag kochten wir zusammen einen typisch bayerischen Schweinebraten mit Semmelknödel!!

Die Zeit mit ihnen verging viel zu schnell und schon waren sie wieder auf dem Weg nach Deutschland, trotzdem war es eine große Ehre für mich, sie hier empfangen haben zu können.

Die ganze Feierei hörte auch gar nicht auf, denn am Mittwoch nach Ostern hatte der Direktor des Oratoris seinen Geburtstag, er wird von den ganzen Kindern und Jugendlichen nahezu vergöttert und so planten sie eine Überraschungsparty für ihn. Stattgefunden hat das ganze auf einem Berg neben dem See, mit Lichterketten, Lagerfeuer und persönlichem DJ ein absolutes Highlight.

Wer sich fragt, ob das ganze dann endlich genug Feiertage und Party war, den muss ich enttäuschen: dieses Wochenende war das orthodoxe Ostern, ich selber war zu dieser Zeit in Tirana, für einen kleinen Urlaub und habe außer dem freien Montag nicht viel mitbekommen. Den freien Tag nutzte ich aber vollkommen aus, da es mittlerweile täglich strahlenden Sonnenschein und um die 20-25 Grad hat, fuhr ich mit Freunden an den See, um dort die Sonne zu genießen. Nächste Woche habe ich dann mal wieder eine komplette Arbeitswoche ohne Besonderheiten, mal schauen ob ich das noch gewohnt bin.

Bis dahin genieße ich die Sonnenstrahlen, bevor es im Sommer dann über 40 Grad heiß wird und ich wahrscheinlich zerlaufe.

Sonnige Grüße

Emilia