Emilia in Albanien

365 Tage volunteering

Mit dem Herzen angekommen

Angekommen…

…bin ich schon lange hier. Ich habe mich von Anfang an mit allen gut verstanden hier, aber es dauerte natürlich seine Zeit bis ich wirklich hier angekommen bin, auch mit dem Herzen. Damit meine ich, dass ich hier jetzt auch wirklich Freunde gefunden habe, dass ich hier meine Arbeit mit großer Leidenschaft mache, dass ich die Kinder hier ins Herz geschlossen habe, dass ich in jede Unterrichtsstunde mit großer Vorfreude starte, was nicht nur ich den Kindern beibringen kann, sondern auch sie mir. Nicht nur, dass ich jede Stunde ein paar neue albanische Vokabeln mitnehme, sondern ich lerne sie auch jede Stunde besser kennen, erfahre etwas über ihre Familien, ihre Geschichte, ihren Charakter.

Mit den Jugendlichen aus dem Oratori beschränken sich die Konversationen nicht mehr nur auf den Smalltalk, wie es ihnen geht und was sie heute gemacht haben. Nein, viele sind meine Freunde geworden und wir treffen uns auch außerhalb des Oratoris. Was mich außerdem wirklich fasziniert, dass ich wirklich immer jemanden treffe, den ich kenne, sobald ich in die Stadt gehe, was bei gerade einmal 2 Monaten hier schon wirklich beeindruckend ist.

Ich habe viel Freude daran hier im Chor mitzusingen. Singen ist eine große Leidenschaft von mir und ich bin sehr glücklich, dies auch hier verfolgen zu können. Momentan üben wir schon ganz fleißig für Weihnachten, wo wir unter anderem auch ,,Stille Nacht“ sowohl auf Deutsch als auch auf Albanisch singen. Apropos Weihnachten: trotz Temperaturen tagsüber meist weit über 10 Grad, bin ich schon in Weihnachtsstimmung. Zusammen mit einer Animateurin habe ich gestern begonnen Dekoration für das Oratori zu basteln. Jeder hat uns nur kopfschüttelnd angeschaut, während wir sämtliche Weihnachtslieder gesungen haben.

Einer der Höhepunkte des hundertprozentigen Ankommens war letzten Samstag. Vormittags habe ich mir für die Jungs, die dieses Wochenende hiergeblieben sind, etwas überlegt: Ich habe mit ihnen die Burg besucht, die am Eingang Shkoders auf einem Hügel thront. Man sagt, man war erst wirklich in Shkoder, wenn man auch auf der Burg war und somit habe ich also zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: ich konnte endlich die Burg sehen und konnte den Jungs auch ein bisschen Abwechslung bieten.

Ich habe mir vorgenommen öfter etwas für die Wochenenden zu planen, denn so lerne ich nicht nur die Gegend hier besser kennen, sondern auch die Jungs, weil dafür unter Woche bei dem relativ strikten Programm nur wenig Zeit bleibt. Abends stand dann eine kleine Party für alle Animateure an. Wir haben zusammen getanzt und es wurde ein Spiel vorbereitet, bei dem 4 Teams gegeneinander angetreten sind und verschiedene Spiele für sich gewinnen mussten. Mein Team hat letztendlich gewonnen und ich konnte sogar meinen Teil dazu beitragen, trotz Sprachbarriere. Ich kannte nämlich als einzige die Antwort zu einer ,,Black Story“, ein großer Dank geht dabei an meinen ehemaligen Mathelehrer, der mir im Unterricht nicht nur Mathe, sondern in Stunden vor den Ferien, auch einige ,,Black Stories“ näherbrachte. Niemand sonst kannte das Spiel und mir wurde auch gesagt: ,,ich bin froh, dass du in unserem Team bist“. Und da sind wir auch schon beim Thema. War ich anfangs zwar immer dabei bei allem, aber eher als Außenstehende, bin ich jetzt mittendrin und bekomme oft Dinge zu hören wie: ,,Ja klar bist du da dabei, du bist ja eine von uns“. Ich glaube vor allem alleine im Projekt stößt jeder auf die Probleme, dass man sich allein und vielleicht auch etwas ausgeschlossen fühlt und ich bin sehr froh, dass diese Zeit nun definitiv beendet ist. Demnächst steht auch noch eine Reise nach Mazedonien mit einigem Animateuren an, auf den ich mich schon riesig freue.

,,Kinder sind wie Edelsteine, die auf der Straße liegen. Sie müssen nur aufgehoben werden, und schon leuchten sie.“ – Don Bosco

Nun möchte ich noch auf dieses Zitat eingehen: Don Bosco hat sich vor allem für Staßenkinder eingesetzt. Das habe ich in meinem Projekt zwar nicht wirklich, aber ich habe hier Kinder, an die vielleicht sonst niemand glaubt und die vielleicht auch nicht an sich selber glauben. Ich habe einen Jungen im Unterricht, der meistens nur Blödsinn im Kopf hat und ich habe ihm gesagt, wenn er nicht anfängt mitzuarbeiten und auch leise zu sein, wird das Konsequenzen haben. Nach ein paar weiteren Widersprüchen seinerseits hat er aber letzte Woche tatsächlich mal Ruhe gegeben und seine Aufgabe wunderbar gemacht. Ich habe ihnen als Aufgabe gegeben ein Märchen zu schreiben. Er hat mir ein wirklich sehr schönes Märchen geschrieben. Und ich glaube, das hier in vielen so viel Potential stecken würde, welches einfach nicht gefördert wird, da die Schulen nicht dafür sorgen oder allgemein nicht so gut sind. Und auch sonst niemand da ist, der das tun würde. Ich hoffe also, dass ich das zumindest bei allen Kindern, die meinen Unterricht besuchen auf irgendeine Weise fördern kann und manchmal hilft auch schon ein: ,,Das hast du sehr gut gemacht.“

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  1. Martin Hohler

    Hi Emilia, sehr sehr cool! Ich freue mich sehr, dass du so gut angekommen und inzwischen auch auf- und angenommen bist. Riesigen Respekt habe ich vor Dir und den Problemen mit der Sprache, die ich nur ansatzweise hier in Afrika auch spüre. Sehr toll, dass es Dir so gut geht. Halt die Ohren steif. Beste Grüße aus Afrika im Geiste Don Boscos verbunden ✌️
    Martin

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