Zwei Monate bin ich jetzt schon hier. Es kommt mir vor als wäre die Zeit nur so an mir vorbeigerast. Ich habe mich schon so in meinen Alltag eingefunden und die Tage vergehen schnell. Die Temperaturen zeigen mittlerweile auch schon, dass es langsam Richtung Winter geht und abends kann es schon richtig kalt werden. Anscheinend habe ich die Lage unterschätzt, ich dachte nicht, dass es hier auch so kalt wird aber mir wird schon die ganze Zeit prophezeit, dass uns ein sehr kalter Winter bevorsteht. Ich bin gespannt…
Nun aber zu den Feierlichkeiten: der erste Feiertag fand am 19. Oktober statt, das Fest zur Seligsprechung von Mutter Theresa. Sie stellt eine ganz besondere Person dar für Albanien, da sie von hier stammt. Der Tag war ein Nationalfeiertag und die Jungs hatten auch keine Schule. Mehr habe ich davon allerdings nicht mitbekommen, da ich leider krank war. Deswegen war Allerheiligen diese Woche mein erster Feiertag hier, den ich komplett miterlebt habe. Am Tag zuvor hatten wir wie jeden Dienstag im Oktober einen Rosenkranz. Allerdings ließ sich Don John für diesen etwas ganz besonderes einfallen: er wurde auf mehreren Sprachen gebetet. Ich hatte also die Ehre die 10 ,,Gegrüßet seist du Maria“ auf Deutsch vorzubeten. Da ich mich hier in einem muslimischen Land befinde, war der 1. November zwar ein Feiertag für alle Christen aber kein freier Tag. Das hieß für mich also wie immer um 7 Uhr Morgengebet, damit die Jungs auch alle pünktlich zur Schule kommen. Der Rest des vormittags verlief dann auch recht normal; ich habe meinen Unterricht vorbereitet. Diesen versuche ich momentan etwas umzustruktieren, um möglichst viel Praxis anzuwenden, da ich glaube, dass die Kinder so mehr von einer Sprache lernen können und dies ist vor allem im Englischen wichtig, da ich ihnen auch nicht wirklich Vokabeln beibringen kann, dazu fehlt mir leider noch das nötige Vokabular im Albanischen und nachdem ich es letztens mittels einer Übersetzungsapp versucht habe, musste mich leider einer der Jungs korrigieren, dass man dies nicht so übersetze. Deswegen wende ich nun Spiele an, bei denen viel Sprache gefragt ist. Auch beim übersetzen von Songs oder verfassen von eigenen Geschichten, finden sie nach kurzer Zeit Interesse.
Das Mittagessen war viel üppiger am Mittwoch und gegen Abends hatten wir dann eine Messe in der Kirche und anschließend beteten wir den Rosenkranz. Danach gab es noch Maronen für alle. Die Jungs hatten noch etwas Freizeit, bevor sie dann wieder lernen mussten. Der Donnerstag lief dann in etwa genauso ab. Es war sehr interessant zu sehen, wie man die Feiertage hier feiert.
Gestern hatte ich dann die Ehre mit nach Berdice fahren zu dürfen. Dies ist ein Dorf, das zu Shkoder gehört. Mir wurde nicht genau gesagt, was wir dort vorhaben, ich wusste nur, dass es etwas mit Maronen zu tun hat. Ich stellte mir also alles mögliche vor, was wir dort tun könnten. Vielleicht ja Maronen ernten? Es stellte sich aber heraus, dass es hier auch ein kleines Oratori gibt für die Kinder, die etwas außerhalb in den Dörfern wohnen. Und gestern war das Fest der Maronen, deswegen gab es für alle nach einigen Spielen und lauter Musik, eine Tüte Maronen.
Auch dort wurde ich von allen ganz herzlich aufgenommen und sie haben mich eingeladen, dass ich doch gerne öfter samstags kommen kann, da sie dort immer verschiedene Aktivitäten geplant haben, die Don Mark, einer der Brüder aus meinem Projekt anleitet. Ich schätze also, dass ich dieses Angebot bestimmt demnächst mal annehme.
Und was die ganzen Feierlichkeiten noch abgerundet hat, ist, dass ein Mädchen, sie ist mir in den zwei Monaten hier eine gute Freundin geworden, gestern endlich getauft wurde. Sie ist muslimisch aufgewachsen, ist aber durch das Oratori mit dem Christentum in Verbindung gekommen. Seitdem engagiert sie sich mit Herz und Seele für die Kirche hier. Es war ihr größter Wunsch und er wurde nun endlich erfüllt. Da ihre Familie davon leider gar nicht begeistert ist und deswegen auch nicht mit ihr feiert, war sie heute bei uns eingeladen um dieses Fest zu feiern. Ich bin davon sehr berührt, wie stark man hier unterstützt wird auch, wenn man, wie in ihrem Fall, auch von der Familie keinen Rückhalt bekommt. Es zeigt mir mal wieder was für eine starke Verbindung Don Bosco schafft und man sah heute wie stark sich jeder Einzelne für sie freute. Es zeigte mir auch wieder, wie ich mich freue hier zu sein und solche Erlebnisse erfahren zu dürfen. Ich bin wirklich froh diese Entscheidung vor einem Jahr getroffen zu haben. Ich habe dadurch schon so viele tolle Menschen kennenlernen dürfen. Ja ich würde sagen, dass ich hier momentan sehr glücklich bin.
Bis demnächst,
eure Emilia
Maria Koller
Liebe Emilia,
gerade plane ich den Ablauf für das Adventsingen. Du wirst hier vermisst!!!!!! 🙂 Ich hoffe, du bist im nächsten Jahr wieder dabei😉 Natürlich gehen die diesjährigen Spenden an dich und deine Projekte😀.
Viele aufregende Momente wünsche ich dir, saug alles auf, bleib gesund, erlebe viel, mach viele Fotos, sing und spiel den Jungs Mal was vor, nimm viele Lieder mit nach Hause, Pass auf dich auf…😁
Und viele Grüße von der ganzen Familie Jakob und Koller 😚
Emilia Haimerl
Vielen lieben Dank, Maria!