Gestern durfte ich Don John in den Norden Albaniens begleiten, um dort in 2 Dörfern eine Messe zu halten. Dort gibt es viele abgelegene und wirklich sehr, sehr arme Dörfer. Dort wohnen meistens nur noch wenige Familien, da alle, die es sich einigermaßen leisten können, in Städte ziehen. Zusammen mit einem Jungen aus dem Internat, Klesian, und zwei Frauen, die sich darum kümmern, dass Messen in diesen Gebieten stattfinden, machten wir uns also auf. In vielen Serpentinen kämpften wir uns hoch in die Berge, wo wir sofort von der Kälte empfangen wurden. Die Kirche war einfach, aber dennoch sehr schön. Insgesamt kamen ganze 6 Leute zu diesem ersten Gottesdienst. Ein kleiner Junge war sehr begeistert, dass ich aus Deutschland komme und erkundigte sich gleich: ,,Do you speak English?´´ Ich habe mich erstmal gefreut, dass er Englisch spricht. Danach musste ich aber feststellen, dass dies das einzige war, was er sagen konnte und auch die anderen Jugendlichen konnten kein Englisch, da die Schulen in den Dörfern, wenn überhaupt vorhanden, sehr schlecht sind und die Kinder können nur bedingt lernen. Nach diesem Gottesdienst ging es dann weiter zur nächsten Kirche. Dafür mussten wir ca. eine Stunde über eine ,,Straße´´ fahren. Dabei handelte es sich um nicht mehr, als einen wirklich sehr, sehr holprigen Feldweg von dem wir alle durchgeschüttelt wurden. Auch dort erwarteten uns 7 Kirchbesucher. Dort gab es noch eine weitere Besonderheit: die zwei Frauen, die uns begleiteten hatten Bücher mitgebracht und führen sozusagen eine ,,Bücherei zum Mitnehmen´´, sodass die Leute an verschiedene Bücher kommen. Alle zwei Wochen, wenn sie wieder da sind werden diese dann zurückgegeben. Außerdem lehrt eine der Frauen zwei Mädchen das Gitarrespielen, sodass diese den Gottesdienst begleiten können. Auch hier wurde ich wieder von allen ganz herzlich gedrückt zum Abschied, auch wenn ich mit niemandem richtig reden konnte, aber solche Gesten berühren einen immer wieder. Ich finde es sehr schön, dass es Menschen gibt, wie diese zwei Frauen, die den weiten Weg auf sich nehmen, um diese wenigen Menschen glücklich zu machen. Außerdem fand ich es wirklich sehr interessant, das alles selbst zu sehen, zumal auch viele meiner Jungs aus den Dörfern im Norden kommen.
Don John, Klesian und ich fuhren dann weiter nach Lezhe, die nächste größere Stadt nach Shkoder, um uns dort mit den restlichen Brüdern aus unserer Einrichtung und den Frauen aus der Küche in einem Restaurant zu treffen. Der Direktor wollte somit den Frauen für das Fest von letzter Woche danken, bei dem sie so viel auf die Beine gestellt haben und für so viele Leute gekocht haben. Danach ging es weiter an einen sehr schönen Ort am Strand. Die Frauen waren zwar alle schon einmal am Strand aber noch nie an diesem Ort und sie waren hellauf begeistert. Es tat wirklich gut sie so glücklich zu sehen, da sie sonst einen anstrengenden Job machen, immer für 50 Leute zu kochen, das ganze Haus auf Vordermann halten und das teilweise ganz alleine. Direkt am Strand war ein sehr nobles Hotel mit integriertem Café, in welches wir noch gingen, um einen Kaffee zu trinken und wir durften sogar die Dachterrasse besichtigen. Auch hier waren alle sehr begeistert, wie schön und edel alles aussah.
So sah ich an einem Tag zwei komplett verschiedene Welten: zum Einen die ärmsten Dörfer des Landes und zum Anderen eines der nobelsten Hotel des Landes, was mich wirklich sehr zum Nachdenken gebracht hat, denn während der Morgen nur ein kurzer Einblick für mich in das Leben der Leute war, verbringen sie jeden Tag auf diese einfache Art und kämpfen um ihre Existenz, auch während wir es uns in einem noblen Café am Strand gut gehen lassen…
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