Mein letzter Blogeintrag ist nun schon eine Weile her, daher dachte ich gebe ich mal ein kleines Update wie es aktuell um Kathis und meinen Auslandsfreiwilligendienst steht.

Zu Beginn möchte ich erst einmal auf unsere Aufgaben hier in Rango eingehen. Uns wurde von Beginn an mitgeteilt dass wir uns in jeden Projekt selber unsere Aufgaben suchen müssen und dass jedes Projekt problemlos ohne uns läuft. Trotz dessen war es für uns schwer hier zu akzeptieren dass wir wirklich gar nichts richtig zu tun haben. Mit unseren Vorvolontärinnen haben wir viel über deren Aufgaben geschrieben und uns ein wenig bei ihnen inspirieren lassen, damit wir uns nicht ganz unnötig hier fühlen. Jeden Tag helfen wir mittags für so circa 1,5h der Schulköchin Mutesi dabei die Teller für die Schüler fertig zu machen, den Essensraum vorzubereiten und das Trinkwasser bereitzustellen. Vorher haben wir dann immer noch 2 Stunden Kinyarwandaunterricht. Nach dem Helfen in der Küche geht es es dann für uns oft zu uns zurück in die Kommunität um dort auch zu Mittag zu essen. Manchmal jedoch bleiben bei der Schule auch Teller mit Essen über weswegen wir dann auch manchmal mit den Schülern zusammen essen. Abwechselnd gibt es jeden Tag Pâte de Maïs und Reis mit leicht abgewandelten Soßen. Mal ist dort mehr blattspinatähnliches Gemüse drin, mal etwas ähnliches wie kleine Auberginen und mal mehr und mal weniger Ibishymbo (Kidneybohnen). Im Großen und Ganzen ist es aber immer sehr sehr lecker! Immer wenn es Pâte de Maïs gibt wird der leicht angebrannte Teig unten am Topf abgemacht und den können wir dann essen. Es ist wirklich lecker und am besten schmeckt es wenn noch etwas von dem Pâte selber daran klebt und das alles nur noch saftiger macht!

hier ist die typische Schulmahlzeit, links mit Reis und rechts mit Pâte de Maïs

Mutesi zu helfen war lange auch unsere einzige wirkliche Aufgabe. Unser Tag bestand aus Messe, Frühstück, Kinyarwandaunterricht, Mutesi und Mittagessen. Nachmittags hatten wir oft nichts zu tun da es leider kein Oratorium mehr gibt. Die Schule geht in Ruanda nämlich neuerdings bis 17 Uhr jeden Tag und aufgrund des meist sehr langen Schulweges der Kinder und Jugendlichen sowie dem Sonnenuntergang um 18 Uhr kommen nach der Schule keine Kinder mehr.

Seit circa 2 Monaten planen Kathi und ich nun unser Projekt mit sozial benachteiligten Kindern, welches immer die Hauptaufgabe der Volontäre in Rango darstellte. Wir haben mit engem Kontakt zu Bonn sowie zu Jean-Paul, einem Père in Ausbildung mit dem wir hier leben, gearbeitet um unser Projekt strukturell aufzubauen damit es möglichst langfristig durchgefühlt werden kann und unser Konzept vielleicht sogar zu großen Teilen von den zukünftigen Volontären übernommen werden kann. Nachmittags und auch teilweise abends bis nach 22 Uhr saßen wir bei Jean-Paul im Büro um alles zu besprechen und um alles in ein fachliches und korrektes Französisch zu übersetzten. Unserem Direktor der Kommunität haben wir das Projekt schon Ende Oktober zukommen lassen damit dieser das Dokument unterschreibt und wir endlich beginnen können Spenden zu sammeln. Trotz mehrfachen Nachfragens bekamen wir immer lediglich die Antwort dass wir uns gedulden sollen. Nachdem einige Wochen vergangen sind hatten wir mit unserer Ansprechperson hie vor Ort darüber gesprochen und über ihn erfahren dass der Direktor das Projekt nicht gestatten wird. Er würde wohl keine Kinder hier auf dem Gelände für das Projekt an einem Samstagvormittag haben wollen da es seit diesem Schuljahr das Internat bei uns auf dem Gelände gibt und sich die verschiedenen Altersgruppen nicht mischen sollen. Zudem ist er gegen das Kochen einer warmen Mahlzeit gewesen wurde uns mitgeteilt. Nach einiger Zeit hatte er uns schließlich auch mitgeteilt dass er das Projekt bei uns auf dem Gelände nicht gestatten wird und dass wir stattdessen etwas für Kabuga planen sollten. Wo oder was Kabuga ist wussten wir da auch noch nicht und erklären konnte er es uns auch nicht. Unsere Ansprechperson hatte uns dann einmal mit nach Kabuga genommen und uns alles gezeigt. Kabuga ist ein circa 3km entfernter Nachbarort wo es ein kleines Don Bosco Gelände gibt. Auf diesem befindet sich ein Haus mit einem großen und 4 kleinen Räumen, 2 Räumen für Toilletten, einer Dusche und einer Küche. Das Problem dabei ist, dass es leider noch keine Toiletten, einen komplett leeren Raum für die Küche, keine Dusche und generell keine Möblierung der Räume gibt. Die Räume waren oft auch noch vollgestellt mit Baumaterialien, Holz und alles war dreckig. Das Draußengelände hingegen war voll mit Ziegelsteinen und unebenem Boden. Dort sollen noch ein Volleyballplatz und ein Basektballplatz hingebaut werden. Neben dem eingezäunten Gelände sollen noch Felder und Grundstücke gekauft werden um einen Fußballplatz zu errichten. Dafür müssen aber einige Bäume und Baumstumpfe entwurzelt werden und der Boden auf eine ebenmäßige Ebene gebracht werden. Neben all dem soll das Haus auch komplett eingerichtet werden und für fließend Wasser gesorgt werden. Aktuell gibt es nur einen Wasserhahn draußen welcher aktuell auch ausreicht. Abgesehen von viel Geld was in dieses Gelände noch investiert werden muss wird es auch einiges an Zeit benötigen bis es fertig ist. Da auf diesem Gelände zukünftig unser Projekt stattfinden soll und dort auch ein Oratorium an jeden Tag geöffnet werden soll haben wir uns im November einmal mit P. Thierry auf den Weg nach Kabuga gemacht um mit ein paar Jugendlichen ein wenig innerhalb dieses Hauses aufzuräumen und zu wischen. Nachmittags sind wir dann nochmal dorthin gefahren da das Oratorium nun schon am Samstag und am Sonntag von 15 – 18 Uhr geöffnet hat. Einige Jugendliche haben dort in den Räumen nun Trommelkurse und tanzen gemeinsam. Wir sind dort um mit den Kindern zu spielen so weit es geht. Dieser erste Nachmittag war ein sehr anstrengend da die Kinder sehr laut waren und nicht wirklich gehört haben. Jedes von ihnen wollte unsere Aufmerksamkeit haben und sie standen in riesigen Kreisen um uns herum. Da wir noch keine Spielsachen hatten war es auch schwer knapp 50 Kinde auf dem kleinen Gelände zu beschäftigen. Uno geht auf jeden Fall nicht mit 15 Kindern haben wir gelernt. Jetzt können die Meisten von ihnen immerhin zu Macarena tanzen!:) Seit dem laufen wir nun jeden Samstag und Sonntag nach Kabuga um mit den Kindern zu spielen. Dafür hatten wir auf dem Markt schonmal 2 Plastikbälle gekauft (welche leider nicht lange überlebt haben). Nebenbei haben wir unser Projekt auf Kabuga angepasst und dem Direktor im November noch gegeben jedoch haben wir auch da immer noch keine Unterschrift. Ohne diese können wir leider noch nicht anfangen Spenden zu sammeln und auch leider keine hochwertigen Bälle kaufen. In einem kleinen Abstellraum in unserem Haus haben Kathi und ich ein paar Spielsachen für Kinder gefunden wie Springseile, Frisbees und ein Sprungtuch womit wir die Kinder aktuell beschäftigen. Glücklicherweise haben wir Thierry der uns mit dem Übersetzten hilft! Mittlerweile sind es knapp 80 Kinder die jeden Tag dorthin kommen um zu spielen.

Eines der vielen Bilder welches die Kinder gemacht haben. Fotos sind von allen Kindern und Jugendlichen hier die Lieblingsbeschäftigung!
Die Kinder mit dem Sprungtuch. Sie rufen immer „up and down and up and down“ um in einem Rhytmus zu bleiben!

Ich habe angefangen einen kleinem Mal-Workshop für die Kinder anzubieten. In unserem Abstellraum haben wir noch 25 Stifte gefunden also habe ich mich im Vornherein an die Arbeit gemacht unsere DinA3 Blätter in jeweils 6 kleine Zettel zu schneiden. Mit einer Gruppe von 25 Kindern und Jugendlichen zwischen 5 und 14 habe ich dann etwas gemalt und sie waren alle super konzentriert dabei. Die ersten 40min hat auch alles gut geklappt bis die Tür zu dem Raum irgendwann geöffnet wurde und 10 weitere Kinder reingestürmt sind und andere rausgerannt sind. Von 25 Stiften habe ich aber 23 wieder mit nach Hause nehmen können (ich habe mit weniger gerechnet). Um das Angebot für mehr Kinder machen zu können haben Kathi und ich weitere 50 Kugelschreiber und 5 Pakete Buntstifte geholt. Ebenfalls habe ich bei einigen bemerkt dass sie wirklich Interesse am Zeichnen hatten und sich Gedanken um Schraffuren, Proportionen und Perspektiven gemacht hatten und diesbezüglich auch Fragen gestellt haben. Sobald wir eine der überschüssigen Schultafeln nach Kabuga transportiert haben werden ich ein Angebot für 2 Gruppen starten. Einmal für alle die generell einfach etwas malen wollen und für die, die sich wirklich dafür interessieren ein wenig was zu lernen. Mit ihnen werde ich dann ein paar Motive die sie zeichnen wollen, ein paar Schraffuren und eventuell sogar etwas wie die Fluchtpunktperspektive machen, je nach dem worauf sie Lust haben. Da ich selber an Kunst seht viel Spaß habe und hier in Ruanda auch schon das ein oder andere gezeichnet habe, habe ich damit eine Aufgabe gefunden die mir wirklich viel Spaß macht und mich selber auch interessiert!:)

Viele der Kinder haben mir ihre Bilder als Geschenk mitgegeben, hier sind ein paar der bestimmt 60 Bilder die ich hier habe!:)

Jetzt hoffen wir nur noch dass der Direktor endlich das Dokument unterschreibt! Sobald dann alles sicher ist werde ich mich bezüglich des Projektes nochmal melden und erzählen was alles Teil unseres Projektes sein wird!

Neben des Planens des Projektes haben Kathi und ich jetzt auch eine Schülerin! Von dem Schulsekretär wurde ich im Oktober angesprochen ob Kathi und ich eventuell Deutschunterricht geben könnten für eine Schülerin die nicht von unserer Schülerin ist. Natürlich haben wir zugestimmt und seit knapp 2 Monaten unterrichte wir Prisca nun in Deutsch. Aktuell machen mir Montagnachmittag und Donnerstagvormittag jeweils 2 Stunden mit ihr Unterricht. Sie ist absolut Hochbegabte haben wir das Gefühl. Sprachen liegen ihr extrem gut und sie lernt super super schnell. Nach knapp einem Monat waren wir sogar schon mit den 4 Fällen durch und sie hat einen 2,5h Test geschrieben wo es um verschiedenste Grammatiken und Vokabeln ging den sie fast fehlerfrei erledigt hat! Generell müssen die Schüler hier in Ruanda schon viele Sprachen lernen (Kinyarwanda, Englisch, Französisch und Swahili stehen hier auf dem Stundenplan) und sie lernt jetzt noch zusätzlich deutsch. Es ist total beeindruckend!

Nach den Ferien wollen Kathi und ich dann auch endlich anfangen an der Schule hier zu unterrichten. Unser Kinyarwanda ist zwar bei weitem noch nicht perfekt jedoch machen wir immer und immer mehr Fortschritte. Verstehen wird langsam immer einfacher, sprechen ist immer noch schwer. Wir trauen es uns einfach noch nicht so richtig. Unser erster Erfolg mit der Sprache war es als wir Ende November in der ersten Sonntagsmesse die „Isomo rya mbere“ und die „Isomo rya kabiri“ (die erste Lesung und die zweite Lesung) gehalten haben. Unser Kinyarwandalehrer Placide hat uns dafür eingeteilt und zu Beginn war ich gar nicht begeistert von der Idee aber naja, was soll man machen. Die Kirche war voller als je zuvor, Kathi und ich hatten weiße Kutten an und standen vorne im Altarraum und haben vor knapp 500 Menschen auf Kinyarwanda die Lesungen gehalten. Vorher, währenddessen und nachher habe ich total gezittert aber der Applaus und die Komplimente danach waren echt total schön und haben mir Mut gemacht. Im Nachhinein bin ich total froh dass ich mich dazu überwinden konnte und bin immer noch extrem stolz auf mich! Nun aber wieder zum Thema Schule. Im Laufe der Woche wollen Kathi und ich nochmal mit den Schulleiter reden um ihm mitzuteilen dass wir uns jetzt bereit fühlen eine Klasse für Englisch zu übernehmen. Unsere Bedingung dabei ist aber erstmal noch, dass wir eine Klasse gemeinsam übernehmen. Wir sind keine ausgebildeten Lehrer und müssen schlussendlich auch Klausuren stellen und Zeugnisnoten geben weswegen wir nich alleine ins kalte Wasser geworfen werden wollen und weshalb wie die da zu treffenden Entscheidungen zusammen treffen können. Zudem wollen wir potenziellen ausgebildeten Lehrern nicht die Chance nehmen an der Schule einen Job zu bekommen. Aktuell sind nämlich alle Examen und daher dachten wir ist es ein guter Zeitpunkt nach den Examen und nach den Ferien anzufangen.

Das bin ich während meiner Lesung und bei der Verbeugung vor dem Altar danach!

In letzter Zeit haben Kathi und ich auch schon ein paar Mal die Küche von Ernest, unserem Koch, eingenommen. Einmal wollten wir für die Kommunität ganz deutsch Nudeln mit Tomatensoße und geriebenem Käse kochen, das taten wir auch, jedoch war das der eine Mittag wo wir alleine gegessen haben und alle unterwegs waren. Unser Essen war immerhin sehr lecker und somit gab es mehr für uns:) Schokokuchen und Limettenkuchen haben wir auch schon gebacken! Die Kuchen waren auch überraschenderweise extrem lecker und saftig. Nicht dass ich an unseren Backkünsten zweifle aber wir haben das erste Mal den Feuerofen genutzt und sind davon ausgegangen dass die Kuchen verbrennen oder gar nicht erst durch werden. Beim Abendessen gab es dann für jeden ein kleines Stück von jedem Kuchen denn im Anschluss haben wir genau 22 Kuchenstücke pro Kuchen rüber zum Internat gebracht. Die Jungs hatten sich so dolle über den Kuchen gefreut! Demnächst ist Kartoffelbrei und Spiegelei geplant mit Fleisch für die Pères und Ernests unfassbar leckerem Chou (Kohl) und für eine große Ladung Weihnachtsplätzchen gehen wir morgen einkaufen:)

Generell kann ich sagen dass ich mich hier immer besser eingelebt habe und mich super super wohl fühle. Aufgrund der Probleme mit den Aufgaben und des Kippen des Projektes für benachteiligte Kinder hier bei uns stand leider kurzzeitig ein Projektwechsel zu einem anderen Don Bosco Projekt in Ruanda im Raum. Als Kathi und ich das gehört hatten waren wir sehr schockiert. Das war der Punkt als wir gemerkt haben dass wir hier nicht wegwollen, das war der Punkt wo wir merkten dass uns die Menschen hier so sehr ans Herz gewachsen sind. Unsere Kommunität ist super toll! Trotz Differenzen mit unserem Direktor ab und an sind sie uns alle sehr wichtig geworden. Insbesondere aber die Schüler, ganz besonders sogar die Jungs vom Internat. Die sehen wir schließlich nicht nur während der Schulzeit sondern auch nach der Schule und am Wochenende. Mit ihnen lachen und spielen wir wirklich am meisten und unter ihnen hat man wirklich schon ein paar Freunde gefunden. Die Vorstellung sie alle hier zu lassen und in ein anderes Projekt, eine andere Stadt zu wechseln war schrecklich. Die Schüler haben uns nun auch schon zwei mal zu ihren Fußballspielen gegen andere Schulen eingeladen! Erst haben die Mädchen gespielt und danach die Jungs. So schnell lassen sich dann auch 3,5h überbrücken und so schnell omg man wieder mit Schülern außerhalb der Schule ins Gespräch:) Wir sind so so froh dass die Möglichkeit Kabuga nun aufgetaucht ist. Es wird zwar kein super ausgebautes Projekt aufgrund der Beschaffenheiten des Geländes aber wir werden das Beste daraus machen! Unser Plan ist voller Ideen, Beschäftigungen für die Kinder und Problemlösungen. Es wird nicht perfekt, aber das ist egal. Für uns wird es am Ende perfekt sein da wir mit sehr viel Mühe und mit vielen Nerven an diesem Projekt gearbeitet haben und weiter arbeiten werden bis der Direktor es endlich unterschreibt. Das Gelände wird für die zukünftigen Volontäre hoffentlich fertig gestellt sein, oder zumindest annähernd, sodass sie dort ein super Projekt machen können und hoffentlich nicht mit Sorgen von einem Projektwechsel handeln müssen. Aktuell sieht alles danach aus dass wir hier bleiben können und davon gehen wir ganz stark aus. Jetzt haben wir glücklicherweise eine gute Zukunftsperspektive was die Aufgaben hier in Rango und Kabuga angeht!:)

Vor dem Anpfiff der Jungs, die in den gelben Trikots sind von unserer Schule:)