Von Sonntag bis Freitag haben wir jede Woche viele spannende Begegnungen und einige Herausforderungen. Doch wir leben uns hier immer mehr ein und bekommen langsam einen Alltag. Obwohl wir jede Woche viele Eindrücke mit nach Hause bringen, hat uns die Lust gepackt, unser Nest zu verlassen und hin und wieder unsere Flügel auszubreiten, um die Gegend zu erkunden.

Somit wollten wir an manchen Samstagen, unserem freien Tag in der Woche, verschiedene Ausflüge unternehmen.

Sommer, Sonne, Meer

Gesagt, getan. Somit haben wir uns mit zwei anderen Volontären (Lara und Luisa) am Strand von Cotonou getroffen und sie etwas näher kennengelernt. Im vollen Sonnenschein am Meeressaum haben wir uns rege über unsere verschiedenen Projekte ausgetauscht, bis die Hitze uns in den kühlen Schatten einer kleinen Palmen getrieben hat. Hin und wieder haben wir Männer auf abgemagerten Pferden vorbei reiten sehen, die Strandausritte angeboten haben.

Auch von Straßenhändlern blieben wir nicht verschont, die uns immer wieder ihre Ware angeboten haben, doch wir haben sie mit einem eindringlichen „Non merci“ weiter geschickt und uns davon nicht stören lassen. Gegen Abend haben wir nochmal einen gewaltigen Schrecken bekommen, als plötzlich zwischen uns zwei kleine weiße Gestalten aufgetaucht sind und uns angestarrt haben. Die zwei angemalten Jungs sind für ein paar Minuten regungslos in einer Pose zwischen uns gestanden und wollten anschließend Geld für ihre Performance haben. Als sie gemerkt haben, dass sie von uns nichts bekommen werden, sind sie weiter gezogen. Danach haben wir uns auf den Heimweg gemacht, da so langsam die Sonne unterging und man bei Dunkelheit nicht mehr am Strand sein sollte. Es wurde sich verabschiedet und wir sind auf zwei Zems in unterschiedliche Richtungen davon gerauscht.

Résidence allemande

Es hat nicht lange gedauert, bis sich das nächste Abenteuer angekündigt hat. Diesmal kam es per Mail: Eine Einladung von der deutschen Botschaft, zum Fest der Deutschen Einheit. Das haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Volontäre aus ganz Bénin waren in die Résidence allemande nach Cotonou eingeladen.

Am Abend haben wir uns in einer halben Stunde etwas frisch gemacht und die neuen Kleider angezogen. Zwischen schwarzer Dunkelheit und blendenden Lichtern ging es knatternd in das Viertel Cadjehoun zur deutschen Botschaft. Dort angekommen haben wir vom Portier erfahren, dass das Fest nicht direkt in der Botschaft sondern in der Résidence stattfindet, die einige Meter entfernt ist. Es wäre nicht Afrika, wenn sich hier nicht ein Passant sofort bereit erklärt hätte, uns dorthin zu begleiten, wovon wir sehr angetan waren.

An den vielen Polizisten, Securities und der Feuerwehr hat man sofort erkannt, dass hier eine Festlichkeit stattfindet. Nette Menschen im Anzug haben einen gleich empfangen und zu den Tischen mit der Gästeliste geschickt. Dann ging es auf einem roten Teppich weiter, wo man verschiedenen wichtigen Leuten die Hand geschüttelt hat. Wir befanden uns nun in einem großen Garten mit Bühne, Festzelt, Essens- und Getränkeständen.

Der Abend wurde mit einer Rede vom Botschafter und einem Toast auf die gemeinsame Zusammenarbeit eingeleitet. Darauf folgten verschiedenste Gespräche mit andern Volontären, Gästen und dem Botschafter persönlich. Begleitet wurde der Abend selbstverständlich von Musik, Säften und lokalem Fingerfood. Die Zeit verging wie im Flug und wir sind gegen halb zehn aufgebrochen, um nach Hause zu fahren, da um 22:00 Uhr das Tor abgeschlossen wird und wir danach nicht mehr reinkommen. Beim Hinausgehen wurden wir noch in ein nettes Gespräch mit zwei Angestellten der Botschaft verwickelt, bei dem der eine angeboten hat, uns mit dem Auto nach Hause zu fahren. Da wir nicht so viel Lust hatten nachts auf ein Zem zu steigen, haben wir das Angebot dankend angenommen und sind gerade noch rechtzeitig daheim angekommen.

Ganvié

Diese Woche war sehr aufregend, denn wir waren nicht nur am Donnerstag auf dem Fest der deutschen Botschaft eingeladen, sondern haben direkt am Samstag mit Lara und Luisa einen Ausflug in das Fischerdorf Ganvie gemacht, welches vollkommen im Wasser steht. Ganvié ist eine der berühmtesten Touristenattraktionen Bénins und wir können es jeden Tag fast aus dem Fenster sehen, da es nur 20min von uns entfernt ist . Zu viert haben wir uns ein Taxi nach Ganvié und zurück genommen, wobei der Fahrer uns die ganze Zeit auf der Tour begleitet und uns einen Guide organisiert hat. Wir wurden zu einem Steg in der Nähe des Dorfes gefahren, wo wir zusammen mit einer weiteren Touristengruppe ein großes Boot genommen haben.

Es ging in Richtung des 35.000 Einwohner großen Dorfes, das bereits seit 1717 besteht. Uns kamen verschiedene Boote mit Fischern, Kindern, Warenverkäufern oder Touristen entgegen. Manche hatten einen Motor und Andere wurden durch Paddeln oder bunte Segel vorangetrieben. Das Dorf besteht überwiegend aus Fischern, bei denen jede Familie einen bestimmten Bereich hat, in dem sie fischen darf. Hierin stecken sie Stöcke ins Wasser, die nach etwa zwei Jahren verwesen, was sehr viele Fische anlockt. Dann werden Netze um dieses Gebiet gelegt und intensiv gefischt. Jede Familie besitzt immer mindestens drei Boote, da eines der Vater zum Fischen verwendet, die Mutter mit einem weiteren den bereits gefangenen Fisch verkauft und mit dem dritten die Kinder zur Schule kommen.

Während der Fahrt wurde viel gestaunt, fotografiert und den Geschichten über Ganvié gelauscht, die der Guide zum Besten gab. Wir haben an zwei Souvenirshops einen kleinen Stopp eingelegt und im Inneren die Schnitzereien, Körbe, Stoffe und viele weitere Kunstwerke bestaunt. Als wir beim ersten Souvenirshop ankamen, wurden wir bereits auf dem Wasser von einem Boot voller Tänzer empfangen, die im Takt der Musik tänzerisch gepaddelt haben. Einer dieser Männer ist kurzer Hand auf unser Boot gestiegen und hat uns eine exklusive Tanzeinheit gegeben. Anschließend haben wir noch einen kleinen Abstecher zur Schule Schule gemacht, da an diesem Tag kein Betrieb herrschte.

Auf der Rückfahrt wurde viel gequatscht, während wir unser Picknick (Reis mit Erdnusssoße und Ananas mit Papaya) ausgepackt und verspeist haben.

Nach der Tour ging es dann mit dem Auto zurück nach Cotonou, wo wir wieder direkt vor unserer Tür abgesetzt wurden.