Souveränität war und ist unsere größte Herausforderung. Man kann es sich kaum vorstellen, dass ein einfaches Tomaten-Kaufen eine Schwierigkeit sein soll. Doch so ist es hier. Da wir selbst kochen, müssen wir uns auch um das Beschaffen der Zutaten kümmern. Doch um Besorgungen zu machen stehen uns eigentlich nur zwei Möglichkeiten zur Verfügung. Entweder man besucht einen riesigen französischen Supermarkt (Super U), in dem es wirklich alles gibt, was man aus Europa kennt, oder man kauft auf dem großen Markt Dantokpa ein. Klingt erst mal ganz simpel, haben wir gedacht, doch es gibt immer einen Haken.
Super U
Von frischem Obst und Gemüse, Tiefkühlkost, Kleidung bis hin zu Haushaltsutensilien und Werkzeugen kann man hier alles kriegen. Die Frage ist nur, zu welchem Preis…. Dieser ist umgerechnet ähnlich wie in Deutschland, nur noch teurer, da noch ein paar Euro für die Flugfracht oben drauf kommt. Bedenkt man, dass man hier bereits für 15 Cent eine warme Mahlzeit in der Kantine kaufen kann, sind 7 Euro sehr viel für ein glutenfreies Brot.
Des Weiteren befindet sich der Super U im Reichenviertel (Strandgegend), wodurch es kaum Zemfahrer für den Heimweg gibt. Erwischt man dann doch einen, liegt der Preis für die Rückfahrt natürlich im vierstelligem Bereich und man kann nicht einfach den nächsten nehmen, da nicht so schnell einer vorbei kommt.
Marché Dantokpa
Enge Gassen durch lange Hallen, Sonnenschirme an Sonnenschirme, ein Gewusel aus Menschen und Zemfahrern. Das kann ganz schön überfordernd sein. Das Gebiet ist so groß, dass ich gar nicht sagen kann, wo es eigentlich anfängt, geschweige denn wo es aufhört. Auch hier erstaunt es mich, was man alles kaufen kann, wenn man weiß wo. Obst und Gemüse wird relativ offensichtlich am Straßenrand, unter Sonnenschirmen oder auf Köpfen angeboten. Doch je nach Viertel kann man auch Stoffe, Töpfe, Schulsachen oder Schaufensterpuppen kaufen. Uhren und Schuhe werden hier direkt aus der Hand von umher laufenden Händlern gekauft.
Warenausschilderung, Preisschilder oder Mitarbeiter, die man fragen kann, wo etwas steht, kann man hier lange suchen. An manchen Ständen sind die Preise fest, z.B. Baumwollstoff für 7000F, und jegliche Versuche, den Preis runter zu handeln blitzen sofort ab, doch an anderen muss man verhandeln, da einem erst mal absolut unrealistische Preise gesagt werden.
Man muss wissen, wie der Hase läuft, sonst kommt man auf dem Markt nie an seine Ware. Doch wenn man alles gefunden und verhandelt hat, bleibt die Brieftasche um einiges voller.
Unsere ersten Einkäufe
Die ersten Male wurden wir von Soeur F. Begleitet. Wir bekamen eine Tour durch den Super U, der uns sehr beeindruckt hat, da man durch den Eingang in eine andere Welt eingetaucht ist. Ein anderes Mal stand Marché Dantokpa auf der Liste. Mit dem Auto ging es los. An der ersten Ecke wurde nur das Fenster herunter gelassen und Säcke bestellt, welche direkt in den Kofferraum eingeladen wurden. Bezahlen wollte Soeur F. später auf dem Rückweg, was für die Verkäuferin kein Problem war.
Weiter ging es zu Fuß, das Auto ist in einer Nebenstraße geparkt worden, zu einer kleinen Hütte, die von unten bis oben voll von verschiedenen Lebensmitteln war. Hier wurden Reis, Nudeln und Tomatenmark gekauft, was die erste Basis für unser Kochen war. Anschließend haben wir am Straßenrand noch Tomaten und vom Kopf eines Jungen Knoblauch gekauft. Zum Schluss sind wir mit dem Auto noch ein paar Minuten gefahren und kamen in eine noch belebtere Gegend, wo wir zu Fuß durch sehr enge Gassen in eine Art Halle kamen, wo Küchenutensilien verkauft wurden. Hier haben wir uns Töpfe und eine Pfanne zum Kochen gekauft.
Nach fünf Stunden war die Einkaufstour zu ende und wir sind sonnenverbrannt und halb verdurstet zuhause angekommen.
Großeinkauf an einem Samstag Nachmittag
Der leere Anblick unseres Kühlschranks hat uns dazu getrieben, trotz fehlender Motivation auf den Markt zu gehen und wieder für die nächste Woche einzukaufen. Dort angekommen haben wir uns einfach ins Getümmel gestürzt. Grob haben wir uns an dem Weg zur Baraque (eine Anlaufstelle für Mädchen auf dem Markt, wo wir arbeiten) orientiert, damit wir uns nicht vollkommen verlaufen. Links, Rechts, Links, Geradeaus…. So spazieren wir zwischen Tomaten, Mehl und Bohnen durch den Markt.
Irgendwann hören wir plötzlich unseren Namen und stehen vor zwei Mädchen, die wir von der Baraque kennen. Da wir eh die ganze Zeit schon Zucchini gesucht und nicht gefunden haben, fragen wir kurzer Hand die Mädels. Mit einem Lächeln schlängeln sie sich flink durch das Gewusel und wir haben Mühe, Schritt zu halten. Doch dann sehen wir schon an einem Stand Auberginen und Zucchinis. Die Mädchen haben uns noch etwas beim Verhandeln geholfen.
Keine zwei Sekunden später waren wir mit vollen Taschen auch nur noch zu zweit in dem Gewusel. Teresa und ich sind einfach geradeaus gelaufen und haben den Ausgang gesucht, obwohl wir keinen Plan hatten, wo wir eigentlich gerade sind. Plötzlich waren wir wieder genau dort, wo wir uns auf der Hinfahrt vom Zemfahrer hinbringen lassen haben und konnten somit ohne Probleme eines der hundert wartenden Zems nach Hause nehmen.
Nicht nur bei großen Wocheneinkäufen, sondern auch durch kleine Besorgungen nach der Arbeit lernen wir den Markt Stück für Stück besser kennen und lieben.
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