Geburtstag feiern… Das wird hier ganz schön groß geschrieben. Trommeln, Singen, Tanzen. Das ist ein absolutes Muss und darf auf keinen Fall fehlen.

Doch am Morgen meines 20. Geburtstages war mir das alles noch nicht bewusst. Ohne große Erwartungen bin ich wie jeden Tag um 6:15 Uhr aufgestanden, nachdem ich mit einem etwas müdem Ständchen von Teresa begrüßt wurde. Dann habe ich mich fertig gemacht und bin mit Teresa frühstücken gegangen. Im Esszimmer der Préaspirantinnen (Anwärterinnen) war wieder ein fröhliches Gewusel aus guter Stimmung. Nachdem wir uns auch unser Frühstück zubereitet hatten, stimmten zehn Mädels ein kräftiges Geburtstagslied an. „ Joyeux anniversaires, joyeux anniversaire…“ . Glücklich habe ich mich dann mit dem Frühstück beeilt, da wir dann auch schon zum L’Espace Eveil, dem Kindergarten, in Ladji (ein Viertel von Cotonou) mussten. Vor den Toren des Don Bosco Geländes haben wir uns zu zweit ein Zem genommen und es ging ab zum Kindergarten.

Dort angekommen, schien es, als würde es ein ganz normaler Dienstag werden. Die ersten 20min haben wir mit den Kindern Stopptanz gespielt, was schwieriger war, als gedacht, da die Musik von unserem Handy kaum gegen 27 jubelnde Kinder ankam. Also haben wir uns eine Rassel genommen und selbst gesungen und Rhythmen geklatscht.

Danach kamen zwei Schwestern und haben sich zusammen mit beiden Erziehern das Gebäude angesehen und über mögliche Renovierungen geredet. Das hieß für uns, zu versuchen, die herumwirbelnden Kinder wieder auf ihre Plätze zu schicken und Streitigkeiten zu beenden. Dies ist uns bis jetzt noch nicht so ganz geglückt, doch wir versuchen uns immer wieder in neuen Strategien. Als die Tata wieder kam, waren im selben Augenblick alle Kinder wieder auf ihrem Platz. Es wurde noch kurz ein Gruppenfoto gemacht und dann war der Besuch auch fast schon wieder zu Ende. Doch bevor sie gegangen sind, haben die Kinder mir mit den Erwachsenen noch ein kleines Geburtstagsständchen gesungen. Den Rest des Vormittags haben ein paar Kinder immer wieder leise ein Geburtstagslied angestimmt und mich dabei breit angegrinst. Zum Ende hin wurde ich gefragt, ob ich einen Kuchen mitgebracht habe, was mit einem „Non pardon“ verneinte.

Um 12:00 Uhr war der Kindergarten vorbei und es ging mit dem Zem nach Hinde (ein weiteres Viertel von Cotonou), zum Maison de L’Esperance, dem Ausbildungszentrum für Jugendliche. Dort haben wir ein sehr scharfes Gericht gegessen und mir wurde von einigen Jugendlichen gratuliert. Auch hier hat man mich gefragt, ob ich denn keinen Kuchen mitgebracht hätte. Diese Frage habe ich im Laufe des Tages noch öfters gestellt bekommen.

Nach ein paar lustigen Gesprächen und mit vollem Magen bin ich dann über den Markt „Dantokpa“ (größte Markt Westafrikas) Richtung Baraque S.O.S. geschländert. Dort angekommen war gerade ein belgisches Kamerateam dabei letzte Aufnahmen für ihre Dokumentation aufzunehmen. Als diese fertig waren, wurde eine Trommel geholt und kräftig für mich gesungen. Nach einem „Joyeux Anniversaires“ kamen noch viele weitere Lieder und es wurde wild getanzt. Dann kam ein Mädchen auf mich zu und hatte ein Geburtstagsgeschenk für mich. Es waren drei schöne Perlenarmbänder, eine Geste, die mich höchst beeindruckt hat. Anschließend gab es noch eine kurze Sensibilationseinheit zum Thema Körperhygiene und dann habe ich auch schon meine Bastelutensilien ausgepackt. Einige Mädchen haben ihre gebastelten Blumen zu Armbändern, Ringe, Ketten und Kopfschmuck umgewandelt, den sie mir zum Geburtstag geschenkt haben.

Vollbeschmückt und glücklich habe ich die Baraque dann gegen 17:00 Uhr verlassen und mir ein Zem gesucht. Hierbei musste ich wieder etwas länger verhandeln und als ich dann den gewünschten Preis auch bekommen habe, haben ein paar umher stehende Jungs laut gejubelt und sich über meine Hartneckigkeit amüsiert.

Zuhause angekommen bin ich noch kurz rüber ins Foyer marschiert, da mir dort ein paar Mädels unbedingt ein Ständchen singen wollten. Anschließend hatte ich kurz Zeit, ein paar Nachrichten zu beantworten und mit meinen Eltern zu telefonieren. Ein kleines Fest in Zweisamkeit mit Teresa folgte, bei dem ich bei Pudding mit Kirschen ein paar Geschenke geöffnet habe.

Zum Abendessen waren wir bei den Schwestern eingeladen. Als mein Bauch randvoll war, begann richtige Partystimmung. Eine Schwester hat afrikanische Rhythmen auf einer Trommel angeschlagen und die anderen haben mit lautem Gesang eingestimmt. Es wurde mit einem Kuchen um den Tisch getanzt und ich habe anschließend die Kerze ausgepustet. Nun sollte ich ein Wort sagen, was ich mir für die Welt wünsche. Ich habe „heureuse“ (glücklich) gesagt und die Schwestern haben es buchstabiert, während ich den Kuchen angeschnitten habe. Im Anschluss wurden mehrere Karten mit Glückwünschen vorgelesen und eine geschneiderte Tasche mir überreicht. Somit hat der Abend geendet und ich bin fix und fertig, aber glücklich ins Bett gefallen.