Seit einem Monat sind wir jetzt schon hier in Santa Cruz. Mir kommt es mal wieder nicht so lange vor, was aber vielleicht auch einfach daran liegt, dass man gar nicht dazu kommt, über Zeit nachzudenken. Aber es ist auf jeden Fall Zeit, mal ein bisschen was zu erzählen…

Ankommen…

Am 14. September ging es endlich los. Gegen acht Uhr hob unser Flieger in den verregneten Abendhimmel von Frankfurt ab. Drei Stunden später durften wir dann dank knapper Umstiegszeit die Beine in die Hand nehmen, um schnellstmöglich einmal durch den riesigen Flughafen von Madrid zu unserem nächsten Gate zu kommen. Dort trafen wir dann auch auf unsere Mitvolos Lukas und Jona. Nach 11 weiteren Stunden waren wir dann endlich in Santa Cruz angekommen, wo wir von unserem Betreuer Paolo mit einem Kleinbus vom Flughafen abgeholt wurden. Nur kurz unser Gepäck in unsere Zimmer bringen, dann ging es auch schon weiter: Erst gab es Salteñas zum Frühstück, eine typische bolivianische Teigtasche gefüllt mit Fleisch, dann wurden wir sämtlichen Mitarbeitern des Projekts vorgestellt. Nach dem Mittagessen im Hogar, wo wir direkt von den Kindern mit an ihren jeweiligen Tisch gezogen wurden und unseren Platz zugewiesen bekamen, einer Geburtstagsfeier und einer kleinen Erkundungstour ins Stadtzentrum fielen wir am Abend nach 36 schlaflosen Stunden totmüde ins Bett.

Einleben…

El Mercado

Santa Cruz ist einfach überwältigend und ich fühlte mich sehr schnell wohl. Die Herzlichkeit, mit der wir überall aufgenommen werden, ist hier besonders beeindruckend. Aber auch die Micros, mit welchen man für nur 2 Bolivianos (ca. 30ct) durch die gesamte Stadt kommt, finde ich als Dorfkind, das unter Umständen bis zu 4 Stunden auf den nächsten (ziemlich teueren) Bus warten muss, natürlich klasse. Oder den Mercado, in dessen direkter Nachbarschaft wir leben und wo man alles herbekommt, was man braucht. Besonders Bananen, Mangos und Empanadas (Teigtaschen mit Käse oder Fleisch gefüllt) finden sich regelmäßig in unseren Einkaufstüten.

Der Alltag…

So, und wie läuft jetzt so ein normaler Arbeitstag ab?

Montags bis Donnerstags klingelt mein Wecker um 6.30 Uhr, woraufhin ich mich leise, um meine Mitbewohnerin Hannah nicht zu wecken, für den Tag fertig mache. Um 7 Uhr beginnt meine Schicht bei den Kleinsten zwischen 6 und 11 Jahren, die um diese Zeit meist schon in ihrem Gruppenraum sitzen und fernsehen bis zum Frühstück, das es um 7.30 Uhr gibt. Danach geht’s zurück in den Gruppenraum, wo die Tareas (Hausaufgaben) gemacht werden. Mal malen Aleix und ich ein Deckblatt für sein Schulheft, mal sitzt Mateo auf meinem Schoß, während ich versuche, ihm schriftliche Divison zu erklären und León hilft mir beim Ausschneiden der Deko für den nächsten Feiertag. Mit Rufeo suche ich gerade nach den Merkmalen einer Fabel, als es um 10 Uhr zur Merienda klingelt. Das ist eine kurze Pause, in der es einen kleinen Snack gibt und die ich auch gerne nutze, um mit Kindern aus anderen Gruppen zu quatschen oder zu spielen. Für Rufeo kommt diese Pause sehr gelegen und ich weiß genau, dass ich ihn danach erstmal zum Weitermachen animieren muss. Nachdem die Hausaufgabe dann aber doch erledigt ist, zeigt er sie ganz stolz jedem, der ihm über den Weg läuft.

Kurz vor Mittag kommt Pavlis, der Kleinste im Hogar, aus dem Kindergarten zurück und will natürlich erstmal durchgeknuddelt werden. Um 12.30 Uhr gibt es dann Mittagessen, Pollo mit Reis, das absolute Highlight für die Kinder. Danach gehe ich mit den Kindern zu ihren Zimmern und versuche sie, zum Duschen zu animieren. Bis dann mal wirklich alle geduscht (und nicht nur ihren Kopf unters Waschbecken gehalten haben), Zähne geputzt und sich umgezogen haben, ist es fast 14 Uhr. Dann noch schnell sämtliche Schulhefte zusammensuchen und los geht’s ins Colegio. Für mich geht’s jetzt nach Hause, allerdings erst, nachdem ich mir zum Mittagessen meine geliebten Empanadas aus dem Mercado geholt habe…

¡Hasta luego!

Angelina

Anmerkung: Die Namen der Kinder wurden zu deren Schutz geändert