Knapp zwei Wochen ist mein letzter Bolgeintrag nun her. In diesem habe ich noch den letzten Abschnitt von meinem „normalen“ Leben mit der Corona-Krise erzählt. Und jetzt? Jetzt sitze ich nach eineinhalb Woche voller Stress, Kummer, Flugsuche, besuchen am Flughafen und emotionaler Abschiede in meinem eigenen Zimmer in Barsinghausen. Leider mussten ich aufgrund der Corona Pandemie fünf Monaten vor meiner eigentlichen Abreise zurück nach Deutschland zurückkehren und mich deutlich früher und schneller von all den lieben und netten Menschen verabschieden, als geplant. Von dieser Verabschiedung und dem ganzen Stress möchte ich heute berichten.

Am Dienstag (17.03.2020) am späten Nachmittag bekam ich über WhatsApp die Information, dass ich zu der Coronakrisen-Gruppe von Don Bosco hinzugefügt worden wurde. Knapp zwei Minuten später kam dann ein sehr langer Text, in dem uns mitgeteilt wurde, dass wir nach Hause fliegen werden und unsere Organisationsgruppe um Wolfgang und Heike nun anfängt nach Flügen zu suchen. Nachdem ich mit Herzklopfen diese Nachricht gelesen habe, brach für mich eine Welt zusammen. Noch ein Tag vorher habe ich meinen Eltern erklärt, ich möchte unbedingt da bleiben und dann, wurde über meinem Kopf vom Bundesministerium entschieden, dass ich nach Hause fliegen MUSS. Ab dann begann das Bescheidgeben in der City of hope und so auch schon mein Verabschiedungsmarathon. So habe ich erst meine Direktorin über meinen abrupten Rückflug informiert und es im Anschluss meiner Klasse und den Mädels gebeichtet. Am Ende des Tages habe ich dann natürlich auch noch meine Familie informiert, die sich (verständlicherweise) sehr doll über meine baldige Rückkehr gefreut hat. Damit ging ein sehr emotionaler Tag vorbei und Kira und ich planten eifrig unsere Abschiede.

Am Mittwoch bekam ich dann die Flugtickets für Dienstag (24.03) und die Aussage, dass wir für Notfälle auch noch auf die Rückholaktionsliste der Bundesrepublik gesetzt wurden. Von so einem Notfall bin ich zwar nicht ausgegangen, allerdings bin ich im Nachhinein mehr als glücklich drüber, dass es diese Notfallliste gibt. Den restlichen Tag verbrachte ich entspannt mit den Schüler*innen und backte mit Kira gemeinsam aus knapp drei Kilogramm Mehl unseren Verabschiedungskuchen. Abends gab es dann die erste Flugcancelung. Unser Flug wurde damit auf Mittwoch verschoben. Naja, wenigstens einen Tag mehr mit den Mädels, wenn es so gewesen wäre.
Der Donnerstag stand dann ganz im Zeichen der Verabschiedung von den Schüler*innen. Nachdem Mittwochabend der Strom mal wieder super lange weg war, sind Kira und ich nur zum frühen Vormittagsunterricht gegangen und haben dann weiter unseren Kuchen gebacken. Gott sei Dank mussten wir in dieser Zeit sowieso nicht unbedingt in der Klasse anwesend sein, denn es wurden nur Aufgaben von der Tafel angeschrieben, die für die verlängerten Ferien aufgegeben wurde. Denn auch in Sambia wurden aufgrund der Coronakrise die Schulen geschlossen. Nach dem Mittagessen und bestimmt sechs entstanden Kuchen ging es dann in die Klasse zurück. Meine kleine Verabschiedungsparty begann mit einer großen Fotosession, die bei allen sehr gut ankamen J. Danach bekam ich unterschiedlichste Vorträge. Dabei wurde gesungen, getanzt, Gedichte vorgetragen und Reden gehalten. Am Ende dieser emotionalen Verabschiedung habe ich noch meinen Kuchen verteilt und die Kidis durften noch ein bisschen mit meinem Handy und meiner Box tanzen. Der restliche Nachmittag gehörte dann unseren Mädels im GART und den Schwestern, die am Abend noch Cakepops aus dem restlichen Kuchen bekommen haben.
Am Freitag stand dann die Closing-mass und die Verabschiedung bei Lehrer*innen und Schüler*innen an. Desweitern stand noch der Besuch unserer Provincal Schwester an. Bei strahlemden Sonnenschein wurde eine wunderschöne und aussagekräftige Messe gehalten und im Anschluss habe ich mich dann von allen verabschiedet. Den Nachmittag verbrachten Kira und ich dann auf einem Souvenirmarkt, um das eine oder andere Mitbringsel zu ergattern. Am Abend stand dann die letzte Movienight mit den Mädels an. Mit selbstgemachten Popcorn, den übergebliebenen Kuchen, sowie ein paar Lollies haben wir mit den GART-Mädels einen schönen Film geschaut.

Für den Samstag hatten wir dann eigentlich geplant, ein bisschen zu entspannen und dann das letzte Oratorium zu besuchen. Aber wir kennen es gar nicht anders, natürlich gehen unsere Pläne mal wieder nicht auf. So fand gar kein Oratorium statt und am Nachmittag kam dann Sister Prisca zu uns, um uns mitzuteilen, dass der Flughafen in den nächsten Tagen geschlossen werden sollte. Und damit begannen die ersten stressigen Stunden der letzten Woche. Dreieinhalb Stunden haben wir mit Hochdruck nach Flügen gesucht. Mein Handy stand keine Minuten still, denn auch meine Familie hat stundenlang nach Flügen gesucht, Mails an die Botschaft geschrieben und versucht Flüge zu buchen. Am Ende des Abends hatte Kiras Reisebüro Gott sei Dank einen Flug für Montagmorgen um 2:30 Uhr früh gefunden, womit wir wenigstens nach Paris gekommen wären. Nachdem alle über den Flug informiert waren und wir uns ein bisschen beruhigt hatten, wurde der Plan in die Kirche am nächsten Morgen zu gehen gestrichen und der Wecker auf sechs Uhr (und das am Sonntagmorgen!!!) gestellt, damit wir genug Zeit zum Packen, unsere Pizza-Abschiedsparty und den Hausputz hatten.

Nach wenigen Stunden Schlaf war dann auch schon Sonntagmorgen und wir fingen an unter Hochdruck die Koffer zu packen. Gegen 11 Uhr machten wir uns dann auf den Weg ins GART um unsere Pizza-Party zu starten und so begannen wir gemeinsam mit den Mädels Pizzateig zu belegen und diese dann in den Ofen zu verfrachten. So vergingen knapp vier Stunden gemeinsames backen, tanzen und lachen und zwischendrin gab es das letzte Mal Nshima, Reis und grünes Gemüse (Gott sei Dank endlich das letzte Mal 🙂 ), wobei für die Provincal Schwester gesungen, getanzt und ein Kuchen gebracht wurde. Alles in allem eine sehr schöne Mittagszeit und eine schöne Abschiedsparty 🙂
Dann ging es wieder ins eigene Haus. Putzen und aufräumen stand an und am Abend besuchten uns noch zwei andere Volontäre, die ihre Zeit in Kasama verbracht haben. Um kurz vor sieben kamen dann drei der Mädels, die uns mitteilten, dass wir um acht zum Flughafen starten werden. Dann schoss erneut unser Stresspegel in die Höhe, denn wir hatten eigentlich mit einer Abfahrt um zehn und nicht um acht gerechnet. Nachdem alle Sachen gepackt und wir geduscht hatten, ging es zur letzten Verabschiedung zu den Mädels. Nach einer sehr emotionalen Verabschiedung machten wir uns dann das letzte Mal zu den Schwestern auf und zum (eigentlich) letzten Mal suchten wir nochmal das Haus nach vergessenen Dingen ab und schlossen alle Koffer und Rucksäcke.
Dann ging es zum Flughafen, wo wir zwar deutlich zu früh ankamen, allerdings sahen, dass der Flug pünktlich ist. So verabschiedeten wir uns von unserem Fahrer und den beiden mitgefahrenen Schwestern und warteten auf das Check-In. Nachdem das Check-In begonnen hatte und wir fast dran waren, kam der Schock. Eine Stunde vor dem Abflug wurde dann unser Flug von Nairobi nach Paris gecancelt und so auch der Flug von Lusaka nach Nairobi. Und schon wieder begannen stressige und unschöne Stunden. Nachdem Kira und ich unsere Familien aus dem Bett geklingelt hatte und wir versuchten noch in der Nacht neue Flüge zu buchen, stand fest, dass wir am Flughafen schlafen würden, um am nächsten Morgen über die Airline-Büros neue Flüge zu bekommen. So verbrachten wir gemeinsam eine eher unbequeme und kurze Nacht auf den Stühlen am Flughafen, bis wir dann um kurz vor neuen einen Flug mit Ethopian Airlines in Aussicht hatten. Nach der Aussage des Airline-Mitarbeiters telefonierte ich in höchster Anspannung mit meinem Vater, der erst meinen und dann auch Kiras Flug buchen konnte. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie glücklich ich in diesem Moment war. Im Rausch unserer Gefühle gingen Kira und ich dann erstmal lecker Frühstücken, bevor wir wieder zurück in die City of hope fuhren und damit zum wahrscheinlich größten Überraschungsbesuch aller Zeiten wurden. Auf den kurzen Überraschungsschock folgten herzliche Umarmungen und kurze Zeit später konnten Kira und ich uns ein bisschen Ausruhen. Während wir geschlafen haben, hat meine Schwester nach Zügen von Paris nach Deutschland gesucht, weil unsere Eltern nicht über die Grenze fahren durften. Gott sei Dank fand sie auch eine Zugverbindung, denn sonst wäre auch das nächste Flugzeug ohne uns geflogen.

Eine entspannte Nacht und einem weiteren Abschied später standen wir nämlich erneut am Check-In und uns wurde mitgeteilt, dass wir erstmal klären müssten, ob wir überhaupt in Paris landen und dann mit dem Zug aus Paris weiterfahren dürften, denn eigentlich ist der Pariser Flughafen für alle nicht Staatsangehörigen geschlossen. Nachdem Kira und ich und wahrscheinlich auch unsere Familien 40 Minuten gezittert und geschwitzt hatten, wurde uns mitgeteilt, dass wir fliegen dürfen. Und so konnten wir mit einer Verspätung (nicht wegen uns) aus Lusaka losfliegen und es gab zum ersten Mal seit dem Beginn unserer Flugsuche keine Probleme mit unserer Reise. Leider wurde uns diese Problemlosigkeit nicht den ganzen Weg geschenkt. Nachdem wir am Gar du Nord Bahnhof (Paris) fast abgefroren wären, konnten wir dann pünktlich nach Brüssel starten. Dort wollten wir dann eigentlich umsteigen, doch unser Zug ist leider nicht wie geplant gekommen. So warteten wir dann noch eine knappe Stunde auf den nächsten Zug, der dann auf der Fahrt leider zehn Minuten Verspätung einfuhr, sodass der Schaffner für uns den Anschlusszug nach Aachen aufhielt. Dort angekommen, sind mir in den Armen meiner Eltern mehrere Steine vom Herzen gefallen. Nach einer entspannten Fahrt nach Barsinghausen konnte ich dann auch endlich meine Geschwister wieder in die Arme nehmen, den Umbau unseres Hauses betrachten und super leckeres Essen genießen. Rundum ein wunderschöner Abend. Und ihr könnt euch kaum vorstellen, wie schön die erste Nacht im eignen Bett wieder war 🙂

So ging eine aufregende und nervenaufreibende Zeit zu Ende und eine neue aufregende aber auch entspannte Zeit begann. Ich werde mich jetzt erstmal entspannen und wieder einleben und dann zeitnah einen letzten Fazit-Blogpost schreiben. Bis dahin wünsche ich euch allen alles Gute und bleibt gesund 🙂