Vroni H. in Benin

Mit Don Bosco in Cotonou

Von kalten Eimerduschen bis hin zu kreativen Unterschriften

Hallo ihr lieben Leser!

Nun bin ich schon über 6 Wochen hier im Süden Benins. 6 Wochen, die unglaublich schnell vergingen…oder langsam…? Keine Ahnung! Sie waren jedenfalls aufregend und es ist unglaublich viel passiert. So wird es jedenfalls mal wieder Zeit zu berichten!

Mein Alltag

…spielt sich hier langsam ein. Dinge, die am Anfang noch neu und ungewohnt waren, sind mittlerweile ganz normal. Beispielweise dass ich meine Wäsche selbst mit der Hand wasche oder dass ich ohne Besteck esse (Hier wird nur mit der rechten Hand gegessen, die Linke gilt hier als unrein und darf deshalb nicht verwendet werden. Am Anfang wars gar nicht so leicht, sich den Reis mit nur einer Hand in den Mund zu schaufeln. Die Hälfte fiel immer wieder zurück in den Teller und ich brauchte doppelt so lange. Aber mittlerweile hab ich eine Technik die halbwegs funktioniert). Jeden Morgen gibt’s ne kalte Dusche und bevor das Wasser aus der Leitung getrunken wird, muss es erst abgekocht und wieder gekühlt werden.
Nicht zu vergessen ist das Moskitonetz über meinem Bett, das ich jeden Abend und Morgen erstmal auf und wieder zu machen muss, um ins Bett ein- bzw. auszusteigen. (vor lauter Müdigkeit kann man das schon mal vergessen!) Doch auch daran hab ich mich mittlerweile gewöhnt.
Ab und zu gibt’s kein Strom oder das Wasser fällt aus. Dann heißts Abendessen mit Kerzenlicht, Eimer rausholen und Wasser aus dem Brunnen schöpfen. Wer mich kennt, der weiß, dass ich sowieso auf Eimerdusche und Stirnlampen- Kissenschlacht stehe (#Bergl-Alm) von daher stört mich das reichlich wenig, im Gegenteil! 😉

Die kleinen Hürden während der Arbeit                   

Auch in der Vorschule wird vieles schon zur Routine. Jeden Morgen, wenn ich dort ankomme, erwartet mich schon das Willkommens-Grunz-Konzert der Wildschweine, die hier auf den Müllhäufen grasen. Mich begrüßen schon die lieben Mamas mit ihren kiloschweren Wasserbehältern auf dem Kopf und ihren Babys auf dem Rücken und die Vorschulkinder empfangen mich tanzend, singend und lachend, sobald sie mich sehen.

Der Unterricht in der Vorschule macht mir total Spaß! Ich darf mithelfen, ihn vorzubereiten und zu halten. Momentan lernen die Kinder gerade das wichtigste Obst auf Französisch (Papaya, Ananas, Mango, Banane,…) sowie die wichtigsten Gegenteile (viel- wenig, voll- leer, groß- klein, etc.). Gemeinsam mit dem Erzieher überlege ich mir vorher, wie man den Kindern den Stoff am besten vermitteln kann. Im Hinblick auf meinen Wunsch, Grundschullehramt zu studieren, ist die Arbeit echt genau die richtige Praxisvorbereitung fürs Studium.
Langsam verstehen die Kinder auch, dass ich nicht Yovo (=Weiße) sondern Tata Vroni heiße. („Tata“ ist hier die Anrede für alle Respektpersonen wie eben auch Erzieher oder Lehrer). Manchmal wird’s dann “Tata Yovo“ oder „Yovo-Vroni“, dann haben sie es immerhin schon halb gecheckt! 😉
Gestern haben wir die großen, 6-7 jährigen Kinder, die ihre Vorschulzeit jetzt erfolgreich abgeschlossen haben und alt genug sind, um in die Schule zu gehen, feierlich entsandt. Dafür kamen alle Mamas und Papas mit ihren stolzen Schulkindern ein letztes Mal in die Vorschule um sich zu verabschieden. Jedes Kind bekam eine Schultasche, Bücher, Hefte und Stifte, gesponsert von der Organisation UNICEF.
Meine Aufgabe war es, alle Namen der anwesenden Eltern in eine Liste einzutragen, ihre Telefonnummer aufzuschreiben und sie unterschreiben zu lassen. Klingt eigentlich einfach, war aber doch eine kleine Herausforderung. Ich hatte gehofft, die Mütter können ihren Namen einfach selbst in die Liste schreiben, denn bei den komplizierten, afrikanischen Namen hier, hab ich keine Ahnung wie man sie schreibt.
Doch überrascht stellte ich fest, dass nur die aller wenigsten ihren eigenen Namen schreiben konnten. So blieb es an mir, fünf Mal nachzufragen und dann nach Gefühl den Namen den ich hörte auf Papier zu bringen. Das wäre geschafft.
Nächster Schritt: die Telefonnummer… das war einfach, denn die Spalte blieb meist leer. Die Wenigsten haben hier ein Handy und wenn sie eins besitzen, wissen sie ihre Nummer nicht.
Die nächste Herausforderung war also die Unterschrift. Klar, wie sollen sie auch unterschreiben können, wenn sie ihren Namen nicht normal schreiben können. So malten einige Kreise, Dreiecke, Hieroglyphen oder malten das Feld einfach aus. Den Namen konnte ich darin zwar bei niemandem erkennen, aber dafür war jede Unterschrift ein kleines, zauberhaftes Kunstwerk.
Kurzerhand griff eine Mutter zum Stempelkissen, um einfach einen Fingerabdruck aufs Papier zu drücken. Was für eine intelligente Idee, so ein Fingerabdruck ist wahrscheinlich sicherer wie jede Unterschrift.

Im Foyer, dem Mädchenheim nebenan, habe ich zwei Nachmittage in der Woche die Aufgabe, den Mädels bei den Hausaufgaben zu helfen. Hier findet man die ganze Bandbreite. Zum einen Kinder aus dem sog. „großen Foyer“, die auf der Don Bosco Schule nebenan ihr Abi machen und von Wurzelrechnungen über Französisch, Englisch bis sogar Deutsch wirklich alles lernen. Zum anderen 12-17 jährige Mädels, die noch nicht lange hier sind, direkt von der Straße kommen und deshalb weder lesen noch schreiben können.
So ist meine Herausforderung hier einmal den Matheabi- Stoff wieder aufzufrischen, um komplizierte Rechenwege mit Wurzeln auf Französisch erklären zum können. Zum anderen versuche ich mich an die 1. Klasse zurück zu erinnern. Wie haben wir da nochmal Schreiben und Lesen gelernt… ich erinnere mich noch vage, dass meine ersten Worte, die ich schreiben konnte damals „Mama“ und „Mimi“ waren…also versuche ich einfach drauf los zu improvisieren. Denn Probieren geht ja bekanntlich über Studieren. Mitterweile hab ich gemeinsam mit meiner Mitvolontärin das ABC auf große Zettel im Gruppenraum aufgehängt. Hier stehen die Mädels jetzt oft davor und üben „A wie ananas, B wie banane,…“. Die Motivation, lesen und schreiben zu lernen, ist unglaublich groß, sie wollen am liebsten alles auf einmal wissen und gleich ganze Briefe schreiben können.
Ehrgeiz ist bekanntlich die Fähigkeit, Träume real werden zu lassen! So bin ich mir sicher, dass die Mädels mit ihrer Einstellung bald in die Welt des Schreibens eintauchen können.

Fotos findet ihr wie immer in meiner Galerie!

Ganz lieben Gruß,
Vroni

PS: Wer noch nicht genug hat, kann auch gerne mal auf dem Blog von meinen Mitvolontären Anna und Franzi vorbeischauen. Bei der Gelegenheit möchte ich bei denen einen großen Dank aussprechen! Unsere Spieleabende hier in unserer kleinen WG sind die allerbesten, ich bin so froh dass ich euch hab, euch alles erzählen kann und ihr immer für mich da seid. Un grand merci, vous êtes douces. 😉

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1 Kommentar

  1. Yvonne Wenzel

    Hallo Vroni,

    das klingt ja alles ganz wundervoll und aufregend bei Dir!!! Schön, dass es dir so gut gefällt. Und so wie du schreibst, ist Lehramt wohl wirklich das Richtige für dich.

    Hier in Deutschland geht das Leben so seinen Gang. Ich steige nun endgültig aus den Kinderkletterkursen aus. Warum, wissen deine Eltern.

    Sei ganz lieb gegrüßt aus der kalten Heimat!!!

    Und fühl dich als Kollegin mal geknuddelt!

    Liebe Grüße
    Yvonne

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