Danke ist oft nur ein kleines Wort, unbedeutend und nebensächlich, man hört es täglich und vergisst dabei, wie wichtig seine Bedeutung ist. Danke fürs Wäsche aufhängen, danke fürs Brot reichen, danke, danke, danke…
So klein wirkt auch mein „Danke für eure Spenden“ im Vergleich zu dem, wie viel ihr mir mit euren Spenden geholfen habt. Doch lasst euch wissen, es kommt wirklich aus ganzem Herzen! Nicht nur aus meinem, sondern in erster Linie natürlich aus dem der Kinder, die jetzt hier von eurem gesammelten Geld profitieren!

Insgesamt ist dank euch eine unglaubliche Summe von 5100€ zusammen gekommen!!!
Ich möchte das Geld aufteilen und in 2 verschiedene Projekte stecken, in denen ich hier im Laufe des Jahres am meisten gearbeitet habe, in das Mädchenheim „Laura Vicuna“ hier auf dem Gelände und in die Vorschule!

Im Laufe des Jahres ist mir hier bewusst geworden, was für ein Geschenk eigentlich Bildung ist! Zuhause schimpft man oft über G8, Lernstress oder zu viele Hausaufgaben. Dabei wird Schule zum Selbstverständnis. Doch die Steine sind gesetzt: Ohne Schule keine Bildung und ohne Bildung kein Job, ohne Job muss man schauen, wo man bleibt. Hier in Benin sehe ich täglich Leute, die keine feste Anstellung haben. Man schlägt sich durch, verkauft zum Beispiel tagein tagaus Wahren auf dem großen Markt von Cotonou, das Gehalt ist jeden Tag ein anderes, je nach Geschäft. Heute hat man die Familie ernährt, doch wie es morgen aussieht… „Dieu fera“ (=Gott wird`s schon richten“) heißt es hier oft.

Mädchen, die mit 16 nicht lesen und schreiben können. Kinder, die vormittags zuhause Fußball spielen, während ihre Freunde lesen und schreiben lernen. 14-jährige, die den Buntstift mit 5 Fingern umklammern… all diese Eindrücke lassen mir bewusst werden, wie dankbar ich um meine Schulzeit bin. Solchen Kindern würde ich so sehr wünschen, sie könnten zur Schule gehen!
Nach Gesprächen mit der Oberschwester und Projektleiterin hab ich mich deshalb entschieden, dies möglich zu machen und meine Spenden am sinnvollsten in Bildung zu investieren!

Doch wie genau?

Um euch das verständlich zu machen, muss ich etwas weiter ausholen. Deshalb erkläre ich euch zuerst, wie ich die Spendengelder im Heim verwende, im nächsten Blogartikel werde ich euch dann von der Vorschule berichten.
Also zuerst zum Heim:

Dank eurer Spendengelder können nächstes Jahr 13 Kinder auf die private, weiterführende Schule der Don-Bosco-Schwestern gehen. Die Schule liegt direkt auf dem Gelände und gilt als eine der besten Schulen der Stadt. Hier werden die Schüler auf das Abitur vorbereitet, außerdem gibt es hier die Möglichkeit, eine professionelle Ausbildung als Koch, Schneider, Friseur oder Hotelfachmann zu machen. Davon profitieren 6 Mädchen.
8 jüngere Kinder können wir in die naheliegende Gesamtschule einschreiben, in der sie später auch weiterführend einen anerkannten Abschluss machen können. 11 Heimmädchen können dank der Spenden weiterhin die sog. „Ecole Alternative“ besuchen, eine „Alternative“ für Kinder, die ihre Schulzeit verpasst haben. Die Kinder dieser Schule sind meist schon zwischen 12 und 16 Jahren und haben hier die Möglichkeit, die Grundschule in 3 statt in 4 Jahren nachzuholen.

 

„Doch was sind das eigentlich für Kinder, die hier wohnen?“

fragt ihr euch jetzt bestimmt, „Was bringen sie für eine Geschichte mit?“ und „Warum zahlen die Eltern nicht die Schulgelder und Materialkosten wie Bücher, Stifte oder Hefte?“

Das Heim ist bewohnt mit ca. 40 Mädchen, alle aus schwierigen sozialen Verhältnissen. Viele von ihnen haben die Schulzeit verpasst, da sie Opfer von Gewalt, Kinderhandel oder Kinderarbeit wurden. (mehr zum Thema Kinderarbeit auch hier). Da gibt es Mädchen, die als Kind verkauft wurden und deshalb ihre Eltern nicht kennen. Einige wurden von ihrer Familie schlecht behandelt oder nicht zur Schule geschickt, andere haben gar keine Eltern mehr.
Damit ihr euch das ganze besser vorstellen könnt, möchte ich euch ein Beispiel geben und hier die Geschichte von einem Mädchen aus dem Heim erzählen:

Die Geschichte beginnt im Januar 2016.
Ein ganz kleines, schüchternes Mädchen kommt hier bei den Schwestern an. Es heißt Elisabeth (Namen aus Datenschutzgründen geändert) und ist anfangs ganz schüchtern, kann kein Französisch und zieht sich oft zurück.
Gemeinsam mit dem Psychologen des Heims hab ich über das Mädchen gesprochen. Ihre Geschichte beschäftigt mich sehr und nimmt einem wirklich den Atem…

Elisabeth kommt aus einem Dorf im Norden Benins, aufgewachsen in einer Großfamilie mit 8 Geschwistern, sie selbst ist das jüngste Kind.  Aus finanziellen Problemen können die Eltern Elisabeth nicht mehr ernähren und schicken sie deshalb mit 4 Jahren zu ihrer Tante nach Cotonou. Dort soll sie als „Großstadtkind“ aufwachsen, zur Schule gehen, einen Job suchen und Geld verdienen. So ist zumindest der Plan von Elisabeths Mutter.
Doch da gibt es Meinungsverschiedenheiten.
Statt das Mädchen in die Schule zu schicken, lässt ihre Tante Elisabeth auf dem Markt verkaufen, während sie ihre eigenen Kinder jedoch zur Schule schickt.
Doch damit noch nicht genug. Mit 6 Jahren wird Elisabeth von ihrem eigenen Cousin sexuell vergewaltigt. Elisabeths Tante hält die Geschichte geheim, vieles wird vertuscht und selbst Elisabeths Mutter weiß von nichts und glaubt, dass ihre Tochter fleißig ABC und 1×1 lernt.
Zum Glück gibt es da noch einen Onkel, der die Geschichte durchschaut. Er will Elisabeth schützen und bringt sie deshalb ins Heim der Don- Bosco- Schwestern.

Mittlerweile ist Elisabeth 8 Jahre alt und wohnt jetzt schon seit einem Jahr hier. Die Vergewaltigung erklärt das Verhalten von Elisabeth. Sie reagiert immer bedacht und zurückhaltend und bleibt auf Abstand. Tritt ihr jemand zu nahe, beginnt sie schnell zu weinen.
Doch dank psychologischer Begleitung hat Elisabeth bereits Fortschritte gemacht und neuen Mut gewonnen. Sie traut sich immer mehr zu und spricht mittlerweile echt gut Französisch. Außerdem haben die anderen Heimmädels ihr verstecktes Talent für afrikanischen Tanz entdeckt, sodass sie bei abendlichen Tanzsessions jetzt immer in der ersten Reihe steht und das, glaube ich, auch genießt.

Elisabeth ist eine der 7 Mädchen, die nächstes Jahr auf die naheliegende Gesamtschule gehen darf. Sie kann endlich in die Welt des Lesens und Schreibens eintauchen und das 1×1 lernen, wie es ihre Mutter doch schon lange wollte. Und das hat sie euch zu verdanken!!!

Gemeinsam mit den Spenden meiner Mitvolontärinnen ist es uns möglich, die anfallenden Schulgelder der Heimmädchen für das kommende Schuljahr zu zahlen und damit einen Grundstein für ihre Zukunft zu legen.

In diesem Sinne ein riesengroßes Dankeschön, an jeden einzelnen von euch, der mich mit einer Spende unterstützt hat! „Que dieu vous benisse!“ (Der Herr soll euch segnen!“) würde man hier sagen!

Bis bald, Vroni