Tobi in Abidjan

Ein weiterer strassenkinder.de Blog

Eine halbe Ewigkeit…

ist es her, dass ich hier von mir habe hören lassen. Und es ist so viel passiert.

Ende Januar haben wir anlässlich des Don Bosco Festes einige Aktivitäten im Foyer gestartet. Das ging von einem Malwettbewerb über einen Brief-an-Don-Bosco-Wettbewerb, über eine Fete mit Quiz und Festessen bis hin zu einem Tag der offenen Tür. Also wirklich eine Menge. Und die Kinder hatten echt viel Freude bei den ganzen Aktivitäten. Herausgreifen möchte ich den Tag der offenen Tür am Sonntag, 03. Februar, der eigentlich gar kein richtiger Tag der offenen Tür war, sondern eher eine Präsentation der beiden Foyers. Das ganze fand außerdem noch in der Gemeinde und nicht im Foyer statt, weil es dort einfach mehr Leute mitkriegen (es gibt am Sonntagmorgen drei Messen, die alle gerammelt voll sind). Anfang Januar bereits wurde das ganze Erzieherteam in verschiedene Gruppen eingeteilt, um die verschiedenen Etappen des Gesamtwerkes zu erarbeiten. Etappe 1 war dabei die Arbeit im offenen Milieu, also auf der Straße. Hier ging es darum deutlich zu machen, dass wir uns förmlich auf die Suche nach Straßenkindern machen, ihnen vom Foyer erzählen und bereits auf der Straße in ihrem gewohnten Umfeld mit ihnen spielen, um sie so neugierig auf die Abläufe im Foyer zu machen. Etappe 2 beinhaltete den Erstempfang Foyer Maman Marguerite. Die Leute sollten erfahren, dass es im Erstempfang wichtig ist, das Vertrauen der Kinder zu gewinnen und sie davon zu überzeugen, dass das Leben im Foyer besser für sie ist. Etappe 3 erklärte den Langzeitaufenthalt, also das Foyer Magone. Wird ein Kind ins Foyer Magone transferiert, ist es weitgehend stabil und reißt nicht mehr einfach so aus. Im Foyer Magone wird auf die Reintegration in die biologische Familie des Kindes hingearbeitet (in Einzelfällen auch eine Familie, die das Kind adoptieren will, sofern es keine eigene Familie mehr hat). Die vierte Etappe beschäftigte sich genau mit dem Thema der Reintegration, die ja das Ziel der ganzen Don Bosco Einrichtung ist. Etappe 5 stellte allgemein das Thema „Sensibilisierung“ vor, was im Klartext eine Präsentation der Öffentlichkeitsarbeit rund um das Foyer bedeutet.

Alles in allem war die ganze Aktion ein voller Erfolg, denn plötzlich kamen auch Menschen auf mich zu und fragten wo sie ihre Spenden in Form von Nudeln, Reis oder sonst was abgeben könnten. Zunächst dachte ich mir: „Ach, es war auch vorgesehen, dass die Leute spenden können??? Oje, wo mach ich das denn jetzt hin?“. Glücklicherweise fand sich dann ein kleines Plätzchen, wo man die Spenden ein wenig verstecken konnte, schließlich gibt’s ja hier auch Diebe. Später stellte sich dann heraus, dass die Sache mit den Spenden eine Eigeninitiative der Besucher war und niemand sie um eine Spende gebeten hatte. So muss es doch sein!

Was anderes: Am 24. Januar habe ich mal eben ein „Kurzurläubchen“ angetreten, mehr oder weniger kurzfristig. Es ging nach Korhogo, einer recht großen Stadt im Norden der Elfenbeinküste. Dort haben die Salesianer eine kleine Gemeinde (und ja, die ist wirklich klein im Vergleich zu dem was ich hier gewohnt bin. Liegt aber daran, dass es dort im Norden eben wesentlich mehr Muslime als Christen gibt.), außerdem noch ein Collège, das eigentlich ein Lycée ist (das Wort Lycée benutzt aber hier kein Mensch, deshalb würde das nur zu Verwirrungen führen..) Lycée = reine Oberstufe. Dann gibt es dort  noch ein Foyer für die Schüler des Collèges, die von weither kommen und deshalb nicht jeden Tag nach Hause fahren können. Es gibt ein Foyer für Jungen und ein Foyer für Mädchen. Direkt neben der Kirche, die von den Salesianern unterhalten wird, gibt es auch noch ein Fußballplatz und viel freie Fläche, wo Kinder zum Spielen hinkommen können. Alles in Allem eine super Sache dort! Die Tage dort habe ich sehr genossen, auch wenn ich mich erkältet habe. Komischerweise kann man also auch bei 30 Grad Schupfen kriegen… Kurz nach meiner Rückkehr nach Abidjan war ich aber wieder genesen und konnte mit vollem Einsatz wieder der Arbeit in meinem gewohnten Umfeld nachgegen.

Noch was anderes: Am letzten Mittwoch, 13. Februar, hat man den Kinder hier Frühlingsferien gegeben. Auch wenn es hier keinen Frühling gibt. Das heißt die Jungs hatten Donnerstag und Freitag frei. Die Ferien haben wir dazu genutzt, um die Kinder in ihre Familien zu schicken. Für die Reintegration in die Familien ist es wichtig, dass die Kinder möglichst viel Zeit der Ferien bei ihren Familien verbringen. Am Samstag sollten die Kinder dann mit einem Familienmitglied ins Foyer zurückkommen, da um 9 Uhr ein Treffen der Eltern vorgesehen war. Von den 21 Kindern, die zur Zeit im Foyer Magone wohnen, waren zwei pünktlich um 9 mit ihren Müttern da. Glücklicherweise hat sich Père Raphael (Verantwortlicher fürs Foyer) auch verspätet, sodass das Gespräch mit den Eltern um halb elf begann. Zu diesem Zeitpunkt waren 10 Elternteile anwesend, natürlich gab es auch Kinder, die ohne ein Familienmitglied gekommen waren. Man könnte fast den Eindruck haben, dass manche Eltern Angst haben, sie müssten etwas bezahlen oder man gebe ihnen ihr Kind zurück ohne sie vorher zu informieren, wenn sie ins Foyer kommen.

Im Laufe des Tages trudelten dann noch die ein oder anderen Eltern mit ihren Kindern ein. Einige der Kinder kamen aber natürlich auch allein. In Anbetracht der Tatsache, dass Abidjan riesig ist und manche Kinder ihre Familien 50 Kilometer vom Foyer entfernt haben, ist das für mich schon erschreckend.

Und noch ein Letztes: Am Dienstag bin ich dann erstmal für eine Weile weg. Es geht einmal über den afrikanischen Kontinent nach Kenia. Ist weiter als nach Deutschland. In Kenia heißt es dann Erlebtes reflektieren und so weiter im Rahmen des Zwischenseminars. Verrückt, dass die Zeit wirklich schon so weit fortgeschritten ist und ich schon fünfeinhalb Monate hier bin. Nach dem Zwischenseminar, bei dem ich natürlich die ganzen anderen in Afrika eingesetzten Don Bosco Volontäre wiedersehen werde, geht’s dann nochmal nach Kara, zu Dominic. Mal gucken wie da so die Arbeit mit den Straßenkindern läuft. Und vielleicht kommen mir dadurch neue Ideen für die Arbeit mit den Jungs hier vor Ort.

Mit einem Bericht werde ich mich dann wohl erst wieder Mitte März melden.

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  1. Hallo Tobi,

    Die Arbeit in Ettapen zu machen finde ich klasse! Die letzte Ettape der Reintegration ist eine sehr wichtige auch wenn es auch sehr schwer ist.

    Dir und Euch viel Spaß in Nairobi!

    Grüße aus Bonn

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