Roman und Markus in Ghana

Die kleinen Geschichten unseres Jahres in Ghana

Eine Reise durch die Vielfalt Ghanas

3 Wochen „Weihnachtsferien“, wenn man denn bei 30 Grad im Schatten tatsächlich von Weihnachten sprechen kann. 3 Wochen wieder zusammen mit meiner Familie, die aus Deutschland anreist. Und 3 Wochen eine unvergessliche Reise durch die Vielfalt des südlichen Ghanas.

Station 1: Ada Foah
Als es schon dunkel ist machen wir uns auf an den Strand mit einem Führer der Ghana Wildlife Division. In Ada Foah, im Osten der ghanaischen Küste, wo der Volta ins Meer mündet, machen wir uns auf die Suche nach Meeresschildkröten, die zur Eiablage an den Strand kommen. Unsere Bilanz am Ende des Abend veranschaulicht die bedenkliche Situation der Meeresschildkröten: Wir haben drei angespülte Kadaver gesehen, alle sind auf dem Meer wahrscheinlich in einem Fischernetz verendet, aber keine einzige lebende. Noch vor 10 Jahren, so unser Führer, hat man auf einem einzigen Spaziergang bis zu 10 lebende Schildkröten gesehen.

Schildkrötenkadaver (Länge: ca. 1m)

Lagune an der Voltamündung

Station 2: Brenu Akynim
Über der Bergkuppe erwartet uns ein Blick ins Paradies: Vor uns erstreckt sich ein malerischer, palmengesäumter Sandstrand, rechts das Fischerdorf Brenu Akynim, nach links Sand und Meer bis zum Horizont. 4 Tage Hängematte liegen, Kokosnüsse ausschlürfen und Schwimmen im lauen Atlantik warten auf uns. Nur zu einem Ausflug können wir uns überwinden, ansonsten ist der Strand einfach zu schön, um ihn zu verlassen. Dieses eine Mal gehen wir nach Cape Coast, tauchen in die grausame Geschichte des Sklavenhandels an der „Goldküste“ Westafrikas ein, und meine Familie probiert ihr erstes Fufu, das ghanaische Volksgericht.

Traumstrand am Tag...

...und am Abend

Die Jungs aus dem Fischerdorf klettern auf die Kokospalmen, werfen die Kokosnüsse herunter und verkaufen sie dann.

Ein Genuss, so eine frische Kokosnuss!

Familie Haun auf Cape Coast Castle

Station 3: Kakum Nationalpark
Isaac, unser ghanaischer Führer durch den Regenwald des Kakumparks, kennt scheinbar jeden Baum der unüberschaubren Flora der Tropen. „Diese Wurzel hier“, sagt er, „schneiden wir klein und reinigen damit unsere Zähne. Aus diesem bauen wir unsere Fufustampfer. Und der Harz dieses Riesen“ , wobei er auf einen an die 40m hohen Baum zeigt, „trocknet und bildet dann den Weihrauch, der in jeder afrikanischen Kirche sonntags angezündet wird.“ Anschließend bekommen wir auf Hängebrücken zwischen den Urwaldriesen noch einen Überblick über das unendliche Grün, das sich zu allen Himmelsrichtungen ausstreckt. Am Abend können wir unser Abendessen auf einer Plattform über einem Krokodilteich zu uns nehmen.

Die Hängebrücken durch den Regenwald

Babykrokodil aus dem Krokodilteich

Station 4: Kumasi:
Kumasi ist ein Moloch in der Mitte Ghanas. Die im Internet angegebenen Einwohnerzahlen schwanken zwischen 1,5 und 3 Mio. Menschen. Davon scheinen sich nahezu alle jeden Tag auf und um den Zentralmarkt zu versammeln. Die Straßen hier sind so vollgestopft, dass manchmal der Fußgängerfluss zum Erliegen kommt, es geht keinen Schritt vor und keinen zurück. Um einen herum sind Menschen, Menschen, Menschen – und Verkaufsstände. Am Boden überall werden die Waren ausgebreitet, und der Verkäufer zwängt sich irgendwie noch auf einen Hocker. Der Zentralmarkt selber ist eine ca. 1km² große Fläche mit überdachten Verkaufsständen, durch die sich kleine Gassen winden. Die Orientierung ist nahezu unmöglich, da man 1h durch den Markt laufen kann, und neben einem stets die Verkaufsstände in den Himmel ragen. Zu kaufen gibt es kurz gesagt alles.

Ein Blick über die Dächer des Zentralmarkts

Station 5: Koforidua
Wieder einmal laufen wir über einen Markt. Zu kaufen gibt es hier allerdings nur eines, und das in jeder Variation, Größe, Farbe und Form: Perlen. Amrbänder, Ketten, Ohrringe, Einzelstücke… Es ist ein solches Überangebot, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Auf diesem Markt kann man Perlen in jedem Farbton sehen, den man sich nur vorstellen kann.

Perlenstränge

Perlenketten

Station 6: Volta Fluss:
Einige Kilometer flussabwärts des Voltastaudamms, fließt der Fluss langsam und träge durch die grünen Berge der Eastern Region am westlichen Ufer und der Volta Region am östlichen Ufer. Geht einmal kein Wind, ist der Fluss spiegelglatt. Lautlos gleiten Holzkanus über das klare Wasser. Die Palmen drängen sich bis ans Ufer, in ihren Blättern verstecken sich tropische Vögel, die exotische Melodien pfeifen. Ein Ausflug zum Voltastaudamm führt uns zu einem Staudamm, der nahezu mickrig erscheint, wenn man weiß, dass sich hinter ihm der mit Hunderten Kilometern Länge größte menschengeschaffene See befindet. Dieser Staudamm liefert Energie für fast ganz Ghana, doch kann er jetzt schon den steigenden Energiebedarf der wachsenden Industrie und Bevölkerung nicht mehr decken.

Der Voltafluss

Der Voltastaudamm

Wieder zurück in unserem Projekt liegt diese Reise hinter uns, die für alle Beteiligten allerlei neue Eindrücke bot: Familie, Fremde, Gastfreundlichkeit, Chaos, Dreck, Armut, Naturschönheit, Schweiß, Erholung, exotische Speisen, Pure Water, Müll, Schlaglöcher, Trotros, Gestank, Staub, Menschenmassen, Ruhe, Märkte, Feilschen, Hitze, tropische Landschaften und Pflanzen, Krokodile, Schildkröten, Eidechsen, Obruni-Rufe…was eben so zu Ghana dazugehört!

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  1. Irmgard Germany

    Ein toller Bericht – wir haben ja schon davon gehört – aber Du schreibst das alles sehr anschaulich! In Gedanken bei Dir – alles Liebe und Gute von Deinen beiden OOs

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