Roman und Markus in Ghana

Die kleinen Geschichten unseres Jahres in Ghana

Wassa Domama

Nach dem Frühstück, bestehend aus Pfannkuchen und Käsetoasts, checken wir möglichst schnell aus und machen uns auf den Weg nach Wassa Domama, einem Dorf, das im Hinterland von Cape Coast liegt. Dort kann man laut Reiseführer einen Felsenschrein bewundern. Als an der uns beschriebenen Station kein Bus dorthin abfährt bildet sich um uns innerhalb kürzester Zeit eine 10köpfige, hilfsbereite Menschenmenge, die uns nach lautstarker Diskussion den als besten befundenen Weg mit Trotro und Taxi dorthin beschreibt. Wassa Domama ist ein sehr landwirtschaftlich geprägtes Dorf mitten im Dschungel. Schon die letzte halbe Stunde des Weges dorthin führte auf einer braunen Staubpiste durch einen Urwald, der rechts und links von der Straße steil aufragte: Palmen, rund 20m hohe Bambussträucher und allerlei anderes Gewächs.

Straße

Straße

Die Häuser im Dorf sind meist mit Lehm verputzt und mit Palmblättern bedeckt. Das einzige richtig verputzte Haus ist das Guest House, in dem wir übernachten wollen. Ein Touristenführer kommt herbeigeeilt, als wir zwei Weiße zur Freude vieler Kinder im Dorfzentrum auftauchen. Mit ihm klären wir alles von Übernachtung bis zum Abendessen, das wir selbst zusammenstellen konnten und das dann frisch vom Markt geholt wurde. Zu dem Felsenschrein sind es noch knapp 8km, die für die doch sehr lauffaulen Ghanaer natürlich viel zu weit sind. Deswegen bietet der Ranger uns an, dass wir 6km mit seinem Motorrad fahren und den Rest auf unseren Wunsch hin laufen. Also schwingen wir uns zu dritt auf sein Motorrad, das unter dem Gewicht schon ordentlich in die Knie geht. Der Weg führt durch noch entlegnere, kleinere Dörfer, die aus einer anderen Zeit zu stammen scheinen. Aus allen Fenstern und Gassen kommen immer kleine Kinder gelaufen und rufen: „Obruni, obruni!“ (Obruni heißt weißer Mann auf Twi) In einer Ortschaft lassen wir das Motorrad stehen, unser Führer Frank holt sich noch eine Machete und dann geht’s los. Wir laufen durch viele Kakaoplantagen, der größte Wirtschaftszweig hier, essen noch unreife Kakaofrüchte, die fantastisch süß schmecken, schlagen uns auf einem Trampelpfad durch den dämmrigen Regebwald und stehen plötzlich vor einer gigantischen Steinkonstruktion. Auf zwei runden, ca. 7m hohen Steinen liegt eine gigantische Steinplatte, die eine kleine Höhle überdacht. Alles ist von Farnen und Lianen überwuchert. Der mystischen Geschichte, die Frank uns dazu erzählt, verleihen herumschwirrende Fledermäuse und riesige Spinnweben eine besondere Stimmung.

Kakaopflanze

Kakaopflanze

Trocknen von Kakaobohnen in einem Dorf

Trocknen von Kakaobohnen in einem Dorf

Dschungel

Dschungel

Felsenschrein

Felsenschrein

Doch kaum in der Höhle angekommen fängt es auch schon an in Strömen zu regnen, was in dem Wald eine gewaltige Geräuschkulisse schafft. Als das Wetter dann 2h so anhält, machen wir uns irgendwann trotz Regen auf den Rückweg. Angekommen beim Motorrad sind wir noch nicht mal völlig durchnässt, aber das kommt noch. Die Straße ist von lehmbraunen Bächen gesäumt, von riesigen Pfützen unterbrochen und es schüttet unaufhörlich. Doch Wasser kommt nicht nur von oben, sondern auch von unten von den Motorradreifen. Nachdem wir durch die erste Pfütze gefahren sind, steht in unseren Goroetexschuhen das Wasser. Alles ist triefend nass und wir sind froh, dass wir uns zu dritt auf das Motorrad drängen, da das doch einige Wärme spendet.

Roman nach der Motorradfahrt

Roman nach der Motorradfahrt

Markus nach der Motorradfahrt

Markus nach der Motorradfahrt

Zurück in Wassa Domama könne wir Kleider wechseln und eine Dusche nehmen. Stören tut uns dabei nur die größte Spinne, die wir jemals gesehen haben, und die direkt vor unserem Gesicht hockt. Zum Sonnenuntergang gehen wir auf eine kleine Anhöhe und bewundern den Urwald, der von der tief stehenden und dennoch sehr warmen Sonne in ein goldenes Licht getaucht wird.

Urwald in der Abendsonne

Urwald in der Abendsonne

Wassa Domamas Schule in der Abendsonne

Wassa Domamas Schule in der Abendsonne

Um 18.00 Uhr ist der Zauber auch schon wieder vorbei und es wird stockdunkel. Wir lesen 2h lang, schwitzen dabei in der feuchten Luft vom Nichtstun, und danach ist es immer noch erst 20.00 Uhr. Man sieht nicht mehr viel, interessanter sind auch die Geräusche: Ein ununterbrochenes Zirpen von Grashüpfern, Vogelgezwitscher, Schafgemähe, Hühnergeschrei und ein entferntes Trommeln. Schließlich gehen wir ins Bett und schlafen in dem kleinen Dorf mitten im Urwald ein.

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  1. Danny Klose

    Hallo Schmaggi, Hallo Roman,

    Ich verfolge euren Block schon von Beginn an und bin immer wieder fasziniert was es für Verschiedene Erfahrungen und Entdeckungen zu machen gibt. Manche sind schön Andere eher weniger aber so ist es nunmal.

    Ich wollte euch außerdem noch sagen, dass ich euren Blog sehr geil finde und ihr mir und anderen die Möglichkeit gebt, ein kleines bisschen dabei zu sein!

    Viele Lieben Grüße aus dem verregneten Freiburg
    Daniel

    P.S.
    Ich werde ab Donnersteag (04.10.) anfangen in Heidelberg zu studieren was ihr leider nicht mehr mitbekommen habt, da ihr ja schon so früh das Lager verlassen musstet.

  2. Bärbel

    Hallo Markus,
    Du weißt, ich bin kein Computerfreak. Für heute habe ich mir es aber vorgenommen, Dich und Deine interessanten Reiseerlebnisse zu lesen.
    Der Ordner „beim Arzt“ hat mich zunächst etwas erschreckt. Aber gottlob war es nichts wirklich schlimmes.
    Schön ist es, daß ich ein aktuelles Foto von Dir gibt. Da bist Du schon etwas blass um die Nase. Paß auf, daß Du nicht mehr abnimmst. Vergiß das Essen nicht :-)).
    Ihr seid ganz schön mutig und unerschrocken in die Wildnis zu reisen. Hut ab !!

    War mal wieder 11 Tage auf einer Messe in Hannover, deshalb erst heute meine
    Zeilen.
    Ganz liebe Grüße aus dem herbstlichen Oppenau
    Bärbel

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