Roman und Markus in Ghana

Die kleinen Geschichten unseres Jahres in Ghana

Beim Arzt

Von der Straße aus weißt nur ein handschriftlich geschriebenes Holzschild darauf hin, dass das Gebäude, vor dem wir stehen, ein Krankenhaus ist. Auffällig ist auch, dass es ein wenig besser gepflegt ist, als die Nachbarshäuser, und von einer Mauer umgeben ist. Wir betreten das Krankenhaus durch eine offenstehende Holztür und finden uns in einem Raum wieder, der mit etwa 25 wartenden Patienten angefüllt ist. In Deutschland wäre es eher mit einer normalen Arztpraxis zu vergleichen, in Ghana sind wohl alle Institutionen, in denen Ärzte arbeiten, mit „hospital“ betitelt. An sämtlichen Wänden stehen Regale, die zum Bersten mit grünen Patientenakten vollgestopft sind. Die Wartenden sitzen auf grauen Plastikstühlen, sobald ein Patient dran ist, rutschen alle anderen einen Platz weiter. Alle schauen Richtung eines einfachen Holzpultes, hinter dem drei Krankenschwestern sitzen, von denen nur eine dauerhaft beschäftigt ist. Die anderen lesen Zeitung oder drehen Däumchen. Doch ehe wir uns unter die Wartenden mischen dürfen, muss ich mich noch registrieren, um auch in Form einer grünen Akte in den Regalen weilen zu dürfen.

Ich wurde von dem deutschen Salesianer vorsorglich zu einem Malaria Test geschickt, da ich in der vergangenen Nacht mit verschiedenen verdauungstechnischen Widrigkeiten zu kämpfen hatte. Dementsprechend schwach fühl ich mich auch noch und bin voller Vorfreude auf das stundenlange Warten, das uns so aber schon angekündigt wurde.

Eine sehr freundliche Frau füllt meinen Steckbrief in der Akte aus. Als ich meinen Nachnamen fertig buchstabiert habe, versucht sie in auszusprechen und schmunzelt. Ich hingegen schmunzle, als sie mich nach „tribe“ und „race“ fragt. In diese Felder schreibt sie „German“ und „European“. Ich erhalte meine fertige Mappe, bringe sie zu den Krankenschwestern und das Warten beginnt. Nach 40min werde ich zu den Krankenschwestern vorgelassen, die den Puls und die Temperatur messen und mich wiegen. Anschließend warte ich darauf zum Arzt vorgelassen zu werden. Dessen Zimmer ist dann auf gefühlte 10 Grad runtergekühlt. Auf die Frage „How are you?“, auf die man hier eigentlich immer mit „fine“ antwortet, antworte ich diesmal erst nach kurzem Zweifeln mit „fine“. Der Arzt muss schließlich wissen, dass es nicht stimmt, wenn ich hier im Behandlungszimmer bin. Nachdem er erfahren hat, was mir fehlt, schreibt er auf einen Zettel, welche Tests im Labor gemacht werden sollen. Mit dem Zettel in der Hand darf ich wieder warten. Im Labor wird Blut abgenommen und danach darf ich auf das Ergebnis warten. Mit dem Ergebnis, das für mich aus unleserlichen Symbolen besteht, in der Hand darf ich auf den Arzt warten. Der sagt mir, dass ich keine Malaria habe und verschreibt mir Medikamente, die mir helfen werden (einen Tag später geht es mir wieder gut). Mit dem Rezept darf ich zur Apotheke, die im Krankenhaus integriert ist, und muss darauf warten, dass die Medikamente gerichtet werden. Ich erhalte die Medikamente, bezahle sie bei der Rezeption und bin fertig. Gegen Romans 4stündigen Vormittag war meiner noch abwechslungsreich: Seiner bestand nur aus Warten: Warten darauf, dass ich endlich fertig bin.

Vorheriger Beitrag

Prampram und Old Ningo

Nächster Beitrag

Schule

  1. steffen

    soso, Markus vom Stamm der Germanen, ein homo europaeicus – das Land ist mir sympathisch! Schön, dass es dir wieder gut geht 🙂

  2. There are two links on the rigth side in my blog. One for blog rss feed (https://blogs.donboscovolunteers.de/rmashaiman/feed/) and the other one for comments rss feed. I hope this will help you…

Schreibe einen Kommentar

Ich stimme zu, dass meine Angaben aus dem Kommentarformular zur Beantwortung meiner Anfrage erhoben und verarbeitet werden. Hinweis: Sie können Ihre Einwilligung jederzeit für die Zukunft per E-Mail an info@donboscomission.de widerrufen. Detaillierte Informationen zum Umgang mit Nutzerdaten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Läuft mit WordPress & Theme erstellt von Anders Norén