Abenteuer Bolivien

Bolivien erleben, neue Sichtweisen kennenlernen und einfach mal rauskommen

Alltag, gibt’s das?

Anfangs habe ich mich wirklich gefragt, ob ich hier jemals so etwas wie einen Alltag haben werde. Jeden Tag ist etwas Neues passiert, etwas, das mich überrrascht hat und mit dem ich so nicht gerechnet habe. Teilweise waren es Treffen mit unserem Koordinator Paolo, teilweise spontane Ausflüge vom Projekt, von denen uns erst an diesem Tag erzählt wurde und teilweise nur das Verhalten der Jungs. (In einem gutem Sinn :))

Aber so langsam sehe ich eine wiederkehrende Routine und ich kann es gerade nicht glauben, dass wir bald schon Mitte Oktober haben.
Die Zeit verfliegt.

Zur Info

Das Hogar ist in zwei große Gruppen eingeteilt: Die Comunidad Infantil und Juvenil.
Also einmal die Kleinen - Comunidad Infantil - von 5 bis ca.12 Jahren und die Großen - Comunidad Juvenil - von ca. 11/12 bis sie das Hogar verlassen. Hanna und ich arbeiten dabei in der Comunidad Infantil, während Philipp in der Comunidad Juvenil ist.
„Meine und Hannas“ Gruppe von ganzen 54 Jungs

Wie sieht mein Alltag aber jetzt aus?
Ich arbeite Sonntag bis Donnerstag immer von 7 bis 14 Uhr und samstags von 14 bis 21 Uhr, also sechs Tage die Woche. Ihr habt richtig gelesen, sechs. Das ist hier in Bolivien normal und deswegen haben wir als Volontäre zu anfang entschieden, wir versuchen uns anzupassen und nehmen nur einen freien Tag, Freitag.
Dazu kann ich sagen: Es ist sehr anstrengend (gewesen), gerade in der Anfangszeit und eine Umstellung. Ich war es gewöhnt, eine volle Woche zu haben mit Schule und Hobbys, aber trotzdem zwei und nicht nur einen Tag zum Entspannen zu haben.

Langsam gewöhne ich mich aber daran und wir werden sehen, wie es weiter geht mit nur einem freien Tag.

Mein Arbeitsalltag ist auch relativ regelmäßig und Montag bis Donnerstag hat eine ziemlich ähnliche Struktur.
Um 7 beginnen wir mit einem gemeinsamen Frühstück mit den Jungs, wobei es immer zwei kleine ‚Weizensemmeln‘ gibt, von denen eines entweder mit Butter oder Marmelade bestrichen wird. Danach geht es für die Jungs nach draußen zu den ‚oficios‘. Das sind Aufgaben rund um das Gelände des Hogars. Beispielsweise die Mülleimer ausleeren und mit neuen Tüten bestücken oder kehren und die Fließen wischen, was die Kinder mehr oder weniger zuverlässig ausführen. 🙂

Der Eingang zum Hogar mit einem Teil des vorderen ‚cancha‘ (Spielfeld)
Die Ansicht des Hogars, wenn man das Grundstück betritt
Weitere Vorderansicht mit den Eingängen zu den ’salas‘

Um 8 klingelt dann eine Glocke und es geht in die ’salas‘. Dort werden die Hausaufgaben bis ca. 10 Uhr gemacht. Im Anschluss gibt es einen kleinen Zwischensnack – Merienda genannt – , wie eine Banane und bis um 11 Uhr ist Pause, wobei meistens draußen gespielt oder einfach herumgerannt bzw. entspannt wird. Nach dieser Pause geht es wieder zurück in die ’salas‘ und entweder werden weiter Hausaufgaben gemacht oder gemalt, gebastelt und gespielt.
Ausnahmen sind Dienstags und Donnerstags, wo es für einige aus der Gruppe immer zum Baseball geht. Dazu kommen zwei Trainer zum Projekt und bringen den Jungs in 2 h den Sport etwas näher. Das ist immer ziemlich cool, da ich auch mitspielen darf und sogar dabei den Ball mit dem Schläger treffe. 😀
Um 12.30 ist Zeit fürs Mittagessen und es gibt Suppe und danach meist Fleisch mit Reis und manchmal auch Gemüse. (Das Essen ist hier sehr fleischlastig. Nicht umbedingt geeignet für Vegetarier oder Veganer ;))
Direkt im Anschluss geht es zu den Duschen und die Jungs ziehen sich um für die Schule, die um 2 Uhr beginnt. Wir sind also fertig, sobald alle Jungs in der Schule sind, was sich jetzt vielleicht etwas leichter anhört, als es ist. Denn so zwei Schuhe sind teilweise schon sehr schwer zu finden. 😀

Samstag und Sonntag dagegen gestalten sich immer etwas anders.
Der Samstag beginnt immer mit einer Aktion z.B. Pool, Spiele draußen oder wenn es regnet ein Film. Wobei wir als Volontäre bereits letzte Woche Pizza gebacken als Aktion für den ganzen Tag. An diesem Tag können wir also unserer Kreativität freien Lauf lassen und die Jungs beschäftigen. Besonders ist dabei auch am Samstag, dass keine Betreuer da sind, sondern nur die ‚Hermanos Mayores‘ und wir Volontäre.
Die Hermano Mayores sind dabei Jungs ab 15, die als Art Gruppenleiter dienen und die Betreuer unterstützen.
Aber weiter im Tag um 16 Uhr gibt es wieder eine ‚Merienda‘ und dann geht es weiter mit Freizeit. Um 18 Uhr Duschen, 19 Uhr Abendessen und dann meist noch etwas Fernsehen und es sich gemütlich machen bis ca. 21 Uhr. Da heißt es dann ab ins Bett, was sich aber meist ziemlich hinzieht, weswegen wir auch nie um 21.00 Uhr gehen, sondern eher um 21.30 Uhr.

Sonntag ist dann ein sehr entspannter Tag.
7 Uhr die Jungs wecken und Morgenroutine überwachen. Um 8 Uhr Frühstück und danach noch schnell die ‚oficios‘ und dann geht es auch schon zur Messe. Die geht immer ca. 1h von 9 bis 10 Uhr und danach gibt es wieder einen Snack. (Hungern muss man hier also auf jeden Fall nicht ;))
Der Rest des Tages hat keinen Plan. Meistens draußen, mit dem Kids spielen oder mit den Älteren Reden und das Spanisch aufbessern.
Das einzig Feste ist noch das Mittagessen um 12.30 und ab 14.00 Uhr können wir gehen. Natürlich hat aber niemand etwas dagegen, wenn wir länger bleiben wollen und uns weiter mit den Jungs beschäftigen.

So glücklich kann man vor einem Gottesdienst ausschauen

Ungefähr so sieht mein Arbeitsalltag aus. Ziemlich viel wenn man es mal so zusammengefasst sieht, wobei die Tage wirklich schnell rumgehen.
Und auch wenn das Aufstehen um 6 teilweise schwerfällt, macht mir die Arbeit mit den Jungs wirklich sehr viel Spaß und gibt mir auch viel Energie. Ich bin also sehr glücklich, dass ich hier bin und freue mich auf das restliche Jahr.

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  1. Veronika Kronast

    Hey Becky! Sehr interessant, was von deinem Alltag zu hören 🙂
    Dann wünsche ich dir noch viel Energie (vor allem, um die Schuhe wiederzufinden ;-))
    Und liebe Grüße aus dem Kosovo, deine Vroni

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