Alles hatte so gut begonnen und hätte so einfach sein können. Sonntagmorgen, 1.9.2019, ich genoss mein letztes gemeinsames Frühstück mit meiner Familie. Wir saßen gemütlich auf der Terrasse und nutzten die warmen Sonnenstrahlen des Spätsommers aus. Ich war entspannt und gleichzeit gespannt und wartete etwas ungeduldig auf die Abfahrt. Die Stunden bis dahin zogen sich etwas.
Um 15.45 war es aber dann soweit. Wir fuhren los zum Münchner Flughafen. Ich war aufgeregt und hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch, aber das verging ziemlich schnell. Wir hatten Glück und kamen gut durch den Verkehr und waren pünktlich am Flughafen. Als dann auch meine Mitvoluntäre Hanna und Gabi pünktlich auftauchten, schien alles super zu sein. Wir checkten ein und gaben unser Gepäck auf. Jetzt fehlte nur noch ein Abschiedsfoto mit der Familie und dann auf zur Sicherheitskontrolle.

Dann kam der Shock! Unser Flug sollte eine Stunde Verspätung haben und auch noch überbucht sein. Ich konnte es nicht glauben und auch die anderen waren verwirrt:
„Passiert das gerade wirklich? Was müssen wir tun? Sind wir betroffen oder haben wir doch noch einmal Glück?“
Leider waren wir betroffen, denn für alle mit Anschlussflug von Madrid aus hieß es, Gepäck holen und Flug umbuchen lassen. Also doch durch die Sicherheitskontrolle allerdings mit abgeändertem Ziel: dem Gepäckband. Dann die endgültige Ernüchterung: Wir werden erst am nächsten Tag fliegen, mit noch einem zusätzlichen Umstieg in Buenos Aires!

Doch dann kam das Hotel in dem wir für diese eine Nacht untergebracht waren; dem Hilton.

In meinem Leben bisher war ich noch nicht oft in Hotels und definitiv nicht in so einem Noblen. Wir drei konnten also den Aufenthalt dort voll und ganz genießen, mit einem guten Abendessen und einem sehr ausgiebigen und guten Frühstück am nächsten Tag. Danach ging es zum Zeitvertreiben noch in den Pool und Kicker und Tischtennis spielen.

Schließlich ist es dann soweit. Wir waren wieder beim Check-In und starteten den zweiten Versuch.
Diesmal klappte alles und wir saßen im Flugzeug und starteten fast pünktlich um 19.30.
In den Sonnenuntergang! Er begleitete uns fast den ganzen Flug und ich hatte eine tolle Aussicht aus dem Fenster auf die Wolken, die teilweise wie die Arktis aussahen und dann wieder wie eine weiche Wattebauschdecke, auf der man sich genüsslich ausstrecken kann.

In Madrid am Flughafen passierte nichts aufregendes und wir gelangten pünktlich zu unserem Gate und ins Flugzeug trotz einem 25 minütigen Fußmarsch (der Flughafen ist wirklich groß) und erschreckend vielen Menschen am Gate. Die meisten wollen aber nicht nach Bolivien (Gott sei Dank).

Der Flug war auch wieder ereignislos. Eigentlich hatte ich große Pläne für diese zwölf Stunden, entweder schlafen oder produktiv sein und Blog schreiben, aber … Pustekuchen.
Um halb acht in der Früh landen wir in Buenos Aires. Ich habe nichts von meinen Zielen erreicht, ich hatte so gut wie keinen Schlaf (wie auch, wenn man den Sitz nicht mal wirklich zurück lehnen kann?) und habe meine Zeit mit Filmen verbracht.

Bei der Landung waren wir drei dann alle etwas verwirrt, als die Leute alle ihre dicken Jacken auspackten und anzogen. Als wir ausstiegen wussten wir auch ziemlich schnell warum. Es war kalt!
Wenn man etwas nachdenkt ist klar warum und dass man es erwarten hätte können, aber wir alle hatten damit gerechnet in tropisch warmes Wetter zu kommen. Deswegen waren bei mir auch Birkenstock am Start (Perfekt für -1 Grad Celsius). Vor allem wenn man sich dann zwischen den Optionen, 16 Stunden am Flughafen totzuschlagen oder sich hinaus in die Kälte zu wagen und Buenos Aires zu entdecken, entscheiden muss. Nach einigem Hin und Her entschieden wir uns für Option zwei.

Also machten wir uns auf, so gut es ging gegen die Kälte gewappnet.
Bevor es wirklich in die Kälte geht, genossen wir aber noch eine 50 minütige Fahrt im Bus. Klingt jetzt erstmal lang, aber die Zeit verging wie im Flug!
Zuerst hatte ich mein erstes spanisches Gespräch mit meinem Sitznachbarn, wo ich mehr oder weniger verstand, und den Rest verschlief ich einfach. Die Sitze waren so bequem und man hatte auch so viel mehr Platz als im Flugzeug! 🙂
Schließlich kamen wir im Herzen von Buenos Aires an und suchten als erstes etwas zu essen. Wir alle hatten einen Bärenhunger, das Frühstück im Flugzeug schien schon ewig her.
Doch die Suche gestaltete sich schwieriger als gedacht. Nach einer gefühlten halben Ewigkeit erreichten wir den ‚Plaza de Mayo‘ und fanden gleich daneben ein Lokal, das ganz nach unseren Wünschen war. Und nachdem wir uns schon in Argentinien befanden, nutzen wir die Gelegenheit und probierten alle ein typisch argentinisches Rumpsteak.

Ich war derweil fasziniert, wie weit wir zu dritt mit unserem Schulspanisch kamen. Wir hatten es alle drei Jahre in der Schule gehabt, aber bis dahin hatte ich immer gedacht, dass es nicht so viel gebracht hat.
Aber man kann damit Smalltalk und einen Restaurantbesuch mit einiger Leichtigkeit bewältigen.

Nach dem Essen legten wir uns einfach mitten auf die Wiese des ‚Plaza de Mayo‘ und schliefen etwas. Mitten in der Stadt mit dem Verkehr keine zehn Meter entfernt, eine einmalige Erfahrung.
Ich war dann irgendwie doch ganz froh darüber, dass unser Flug nicht wie geplant verlief. Immerhin kann ich jetzt sagen, dass ich bereits in Argentinien war. Zwar nur für einen Tag, aber wen stört das schon?!

La Casa Rosada y la Plaza de Mayo

Früher als geplant machten wir uns dann aber auf den Rückweg zum Flughafen. Da warteten wir auf das letzte Boarding. Und zwei Stunden später erreichten wir endlich Santa Cruz de la Sierra. Angekommen durften wir aber noch einmal einige Stunden warten, denn die zwei Holländerinnen, mit denen wir das Jahr verbringen werden, sollten etwas später landen. Wir nutzten die Zeit und versuchten alle noch etwas zu schlafen, damit wir ausgeruht in das eigentliche Abenteuer Bolivien starten können.