In diesem Artikel setze ich mich mit einer der für mich spannendsten Fragen auseinander, die ich mir vor und auch während meines Freiwilligendienstes immer wieder gestellt habe: Wie werden Advent und Weihnachten in Sambia, tausende Kilometer von zu Hause entfernt, wohl gefeiert?

Es ist früh am Nachmittag irgendwann Mitte Dezember, Johannes und ich sind mit Keyboard, Trompete und den Texten für ein „Christmas Play“ (Krippenspiel) bepackt auf dem Weg zum „Youth Centre“. Nicht um 14:30 Uhr wie üblich, sondern bereits eine halbe Stunde früher. Grund für das frühere Öffnen des „Youth Centres“ sind die großen Weihnachtsferien, die sich vom 2. Dezember bis zum 16. Januar erstrecken. Es ist bis zum Nachmittag ein sonniger und warmer Tag. Nicht viel deutet darauf hin, dass es einen Wetterumschwung geben könnte. Jedoch fängt es an in Strömen zu regnen, kurz bevor wir losgehen wollen. Der Regen und Wind sind so stark, dass man auch von Monsunregen sprechen könnte.

Wir befinden uns mitten in der Regenzeit, die normalerweise am Nachmittag oder Abend für mehrstündigen Regen sorgt. Infolgedessen kommt ganz Sambia seit Ende November, gut drei Wochen nach Beginn der Regenzeit, in den Genuss von Mangos. Durch zahlreiche Bäume entlang der Straßen, Häusern und auch bei uns auf dem Don Bosco Campus gibt es sie nun wie Sand am Meer. So lassen Johannes und ich uns den einzigartigen Geschmack der sambischen Mangos mit ca. zwei bis drei Stück pro Tag natürlich nicht entgehen. Daneben verändert sich natürlich auch die Landschaft. Viele Flächen wie zum Beispiel der Fussballplatz des „Youth Centres“, die vorher staubig, hart und manchmal auch wie tot schienen, erstrahlen jetzt grasgrün. Neben der neuen Fruchtbarkeit stellt der Regen, aber manchmal auch alles auf den Kopf. So hält er verständlicherweise die Kinder an solchen Tagen davon ab rechtzeitig zur Probe zu kommen. Wirklich schlimm ist das für uns nicht, dann starten wir ein bis zwei Stunden später. Existenzbedrohender ist dagegen, wenn Regen und Wind, wie an diesem Tag zahlreiche Dächer der Häuser im angrenzenden Stadtteil „Spark“ abdecken.

Für mich ist der Advent schon zu diesem Zeitpunkt nicht nur aufgrund des Wetters einer der ganz anderen Art.

The Closing Day:

All in (snow)white! Das war so etwas wie das Thema für die Weihnachtsfeier am 2. Dezember am Ende des Schuljahres der Don Bosco Secondary School (Erinnerung: das sambische Schuljahr reicht von Januar bis Dezember). Zu der Feier sollten möglichst alle SchülerInnen ganz in „schneeweiß“ gekleidet anstatt in ihrer Schuluniform in die Schule kommen.

Für diesen Anlass, der mit dem „Rectors day“ (Geburtstag von Rektor Father Antonio) zusammengelegt wurde und dadurch noch zusätzliche Bedeutung erhielt, wurden zwei Tänze, ein „Poem“ und ein „Christmas Play“ vorbereitet. Durch die Feier führten eine Schülerin und ein Schüler der Klassenstufe 11 und 10. Eingeleitet wurde das Programm durch einen Tanz auf „Waka Waka“ von Shakira von Mädchen der Klassenstufe 8, gefolgt von einem beeindruckendem „Poem“ (Gedicht) der 10. Klässler. Dabei gelang es den SchülerInnen den „Poem“ mit so viel Emotion und schauspielerischen Talent zu präsentieren, sodass alle anderen SchülerInnen und Lehrer im Publikum mitgerissen wurden.

Christmas Play

Christmas Play

Nach einem zweiten Tanz folgte unsere „Christmas Play“ Gruppe im Programmverlauf. Das Krippenspiel war wie ein Musical aufgebaut. Dabei gab es einen Erzähler, der die Weihnachtsgeschichte vorlas, während Schauspieler, die vor allem durch ihre Handlungen und weniger durch Sprechtext die Handlung darstellten. Dazu untermalte ein Chor mit „Christmas Chorals“ (Weihnachtsliedern), der von Johannes und mir mit Trompete und Keyboard begleitet wurde, das Stück musikalisch. Bei der Songauswahl fielen natürlich Songs wie „Jingle Bells“ oder „White Christmas“ heraus, da sie von Winterzeit handeln. Dem Konzept mit nur englischen Weihnachtsliedern widersprechend, sangen wir zur Würdigung Father Antonios (ist Peruaner) zum „Rectors day“ neben „Happy Birthday“ auch „Feliz Navidad“.

beginnend von links: Moderator (Grade 10), Moderatorin (Grade 11), Father Chris, zwei Lehrer

beginnend von links: Moderator (Grade 10), Moderatorin (Grade 11), Father Chris, zwei Lehrer

Nach einer abschließenden Rede des Schulleiters Father Chris, der sich am Ende auch nicht lange zu einem Abschiedstanz in die Ferien bitten ließ, gingen alle SchülerInnen wegen dem gelungenen Schuljahresende oder vielleicht auch wegen des lockeren Tanzes von Father Chris mit einem befreiten Gefühl in die Ferien.

Christmas Play“ mit der „Holy Childhood“:

Seitdem für die Schüler der Don Bosco Secondary School und allen anderen Schulen in Sambia das Schuljahr zu Ende ist, nutzten Johannes und ich die freigewordene Zeit, um ein „Christmas Play“ mit circa 40 Kindern der Gemeinde („Holy Childhood“) vorzubereiten. Seit Anfang Dezember probten wir täglich für ungefähr eine Stunde im „Youth Centre“ stets in Chor und Schauspielgruppe aufgeteilt. Während Johannes sich als ehemaliger Chorsänger und mit Trompete dem Chor annahm, übte ich mit meiner kleinen Theatererfahrung mit knapp 20 Kindern das Krippenspiel ein. Dafür nahmen wir uns das Stück, was wir bereits für den „Closing Day“ in der Schule vorbereitet hatten zur Vorlage.

Im Unterschied zur Schule sprechen von den Kindern der „Holy Childhood“ nur wenige fließend englisch, da alle zwischen 6 und 14 Jahren alt sind und noch die Primary School besuchen. Sowohl für die Kinder, als auch für Johannes und mich war es also eine besondere Herausforderung ein englisches Stück mit englischen Weihnachtsliedern einzustudieren. Umso mehr Freude und Spaß hatten wir aber mit den Kindern diese Chance zu nutzen und ein schönes Stück auf die Beine zu stellen. Besonders motiviert waren alle, weil Father Chris einen Besuch beim Bischof in Aussicht gestellt hatte, sollte das Stück gut werden.

Des Weiteren muss man erwähnen, dass es die vergangenen Jahre zwar immer wieder Krippenspiele für Kinder gab, aber Kostüme sehr einfach gehalten wurden und es keine Kulissen gab. Daraufhin suchten Johannes und ich sämtliche Kostüme aus der Gemeinde von der „Parish Youth“ (Jugend der Gemeinde) zusammen. Diese kürzten wir mit Gürteln aus „Chitenge“ (großes Tuch, was sich viele Frauen hier als knöchellangen Rock umbinden) zurecht.P1010570 Als Kostüme für die Engel benutzen wir die weißen Kleider der „Stellas“ (10- 15 Mädchen die in schönen Kleidern ab und zu in den Messen tanzen) zusammen. Diese ergänzten wir mit Engelsflügeln aus Pappe und Klopapier, Heiligenscheine aus Haarreifen und Draht und einem Holzstern (Stern über Bethlehem), die Johannes und ich in aufwendiger tagelanger Handarbeit teilweise auch zusammen mit den Kindern herstellten. Zudem bauten drei Mitarbeiter der Schule noch einen kleinen Stall für „Mary“, „Joseph“ und „Baby Jesus“, sowie zwei große Hintergründe für die Bühne.

IMG_0331Am 24. Dezember war es dann nach wochenlanger Vorbereitung endlich soweit: Um 17:30 Uhr eine halbe Stunde vor der Weihnachtsmesse begannen wir mit dem „Christmas Play“. Das Publikum bildeten circa 60 Kinder der Gemeinde und einige Erwachsene, die ihre Kinder in Aktion erleben wollten. Die Aufführung wurde ein voller Erfolg.

Der wahre Höhepunkt war aber nicht „Christmas Eve“ (Heilig Abend), sondern der Besuch beim Bischof am 1. Weihnachtsfeiertag.

Weihnachtsfeier "Holy Childhood"

Weihnachtsfeier „Holy Childhood“

Zuvor gab es für alle Kinder der „Holy Childhood“(ca. 80) am Morgen aber noch eine Weihnachtsfeier. Dabei spielten wir zusammen mit zwei Mitgliedern der Gemeindejugend mit ihnen Stopptanz, Reise nach Jerusalem und machten einen Tanz-, sowie einen Laufwettbewerb zwischen Jungen und Mädchen. Im Anschluss daran fuhren wir mit allen Mitgliedern des „Christmas Plays“ zusammen mit Father Chris und Father Antonio zur Residenz des Bischofs, den wir zuvor eingeladen hatten sich das „Christmas Play“ der Kinder anzuschauen. Bei strahlenden Sonnenschein spielten die SchauspielerInnen sehr souverän und der Chor sang sehr kraftvoll.

Die Heiligen drei Könige folgen dem Stern nach Bethlehem

Die Heiligen drei Könige folgen dem Stern nach Bethlehem

Bischof Patrick Chisanga (Mansa Diocese) übergibt mit Father Chris die Geschenke

Bischof Patrick Chisanga (Mansa Diocese) übergibt mit Father Chris die Geschenke

Am Ende strahlten alle SchauspielerInnen und SängerInnen über das ganze Gesicht. Einerseits waren sie, wie auch Johannes und ich, sehr stolz über ihre Leistung. Andererseits bekamen sie vom Bischof als Dankeschön für den hohen Aufwand der vorhergegangenen Wochen noch ein kleines Weihnachtsgeschenk in Form von einem Schulheft, Süßigkeiten und einem Rosenkranz überreicht.

Was mich im Endeeffekt aber noch glücklicher macht als ihre tolleLeistung, ist die Tatsache, das aus der ganzen Gruppe eine tolle Gemeinschaft entstanden ist.

Die Vorweihnachtszeit in Mansa unterschied sich vor allem durch die Regenzeit von der kalten deutschen Adentszeit. Was fehlte war die vorweihnachtliche Stimmung. Der Advent würde ich als verborgen bezeichnen. Vergeblich suchte ich nach Weihnachtsdekorationen in und außerhalb der Häuser, vielen Weihnachtsartikeln und hörte auch nahezu keine Weihnachtsmusik im Radio. Einzig die Einleitung in den Advent durch den „Closing day“, die Sonntagsmessen und das tägliche Proben für das „Christmas Play“ erinnerten mich an den Advent.

Abgesehen davon, dass es am 24. und 25. Dezember strahlender Sonnenschein und 30 Grad im Schatten war und wir an beiden Tagen glücklicherweise vom Regen verschont wurden, liegt der Hauptunterschied zwischen deutschen und sambischen Weihnachten wohl in der Bedeutung. Im Gegensatz zu Deutschland, wo Weihnachten ein großes und wichtiges Familienfest ist, scheint es für die Sambier fast „ein Tag wie jeder andere“ zu sein. Das habe ich vor und auch nach Weihnachten immer wieder von Sambiern aus meinem Umfeld gehört und auch so wahrgenommen. Das führt dazu, dass Weinachten in Sambia oft nicht im Familienkreis stattfindet, sondern mit Freunden oder einige auch feiern gehen. Das Ganze klingt ein bisschen schade, trotzdem hatten Johannes mit dem „Christmas Play“ und nach der Christmette zusammen mit den Salesianern sehr schöne Weihnachten.

Abschlussfoto mit dem Bischof

Abschlussfoto mit dem Bischof

Beschließen möchte ich diesen Artikel, wenn auch mit ein wenig Verspätung mit den Worten, den die Kinder am Ende des „Christmas Plays“ an die Gemeinde und den Bischof gerichtet haben:

Tulemikumbilwa ukufyalwa kwakwa Jesu!“

(Wir wünschen euch frohe Weihnachten!)

Auch wünsche ich euch allen ein frohes neues Jahr 2017!

Abschlussfoto mit Chor und Schauspielern

Abschlussfoto mit Chor und Schauspielern