Nach langen drei Wochen, die ich jetzt schon in Sambia bin, hört ihr endlich mal wieder von mir. In diesem Eintrag möchte ich einen kleinen Einblick in meine Eingewöhnungszeit und in meine ersten Aufgaben in Mansa geben.

Am 27. September wurde ich von Father Antonio, dem Direktor der Salesianer in Mansa und Brother Walter vom Flughafen Lusakas abgeholt. Daraufhin machten wir uns mit dem Auto auf den Weg in das zehn Stunden entfernte Mansa, die Provinzhaupstadt der Luapula Province im Norden Sambias. Schon bald setzte sich in meiner Nase ein prägnanter Geruch fest. Es war ein rauchiger, hölzerner Geruch, der mich bis zu meiner Ankunft in Mansa begleiten sollte, den ich auch heute noch ab und an noch vernehme.  Wie eine inoffizielle Begrüßung Sambias, fühlte es sich an.                      

vorstädtische Siedlungen von Lusaka

vorstädtische Siedlungen von Lusaka

Andererseits fiel nach einigen Kilometern stadtauswärts schnell auf, dass Lusaka fast übergangslos in seine vorstädtischen Siedlungen übergeht, die sich im Umkreis von über 50 km um die Hauptstadt Sambias erstrecken. Daran verstand ich, dass es sich bei Lusaka um eine der am schnellsten wachsenden Metropolen der Welt handelt. Mit abnehmenden Treiben auf und entlang der Straße säumten vermehrt im Abstand von nur einigen Kilometern immer wieder vor Feuer nur so lodernde Bodenflächen den Straßenrand. Brother Walter erklärte mir, dass es sich um illegales Abbrennen der Böden handle. Allerdings sei nicht wirklich klar, warum die Landbevölkerung dies tue. Er vermute um Schlangen zu vertreiben, die Böden zur landwirtschaftlichen Nutzung Brand zu roden oder vom Unkraut zu befreien. Spät in der Nacht erreichten wir Mansa und den oberhalb liegenden Don Bosco Campus, der für die kommenden elf Monate so etwas wie ein neues Zuhause für mich sein wird. Totmüde und mit einem Kopf bis zum Rand gefüllt mit der wunderschönen Landschaft zwischen Lusaka und Mansa, fiel ich ins Bett.

Während den folgenden Tagen, also mit der ersten Zeit für mich im Projekt, komplettierte sich mein erster Eindruck des neuen Umfelds mit dem Kennenlernen der weiteren Salesianer der Community, den Schülern der Don Bosco Secondary School und den Kindern und Jugendlichen im Youth Centre. Schnell wurde ich von allen Seiten herzlichst begrüßt und sehr nett aufgenommen. Mein Mitfrewilliger Johannes, der bereits drei Wochen früher in Mansa angekommen ist, da ich wegen meinem späten 18. Geburtstag erst später ausreisen konnte, half mir mich schnell an den neuen Alltag und Abläufe zu gewöhnen. Viele waren der Meinung, dass Johannes und ich aufgrund unserer gewissen Ähnlichkeit (Zwillings)brüder seien, was auch schon zu der ein oder anderen Verwechselung geführt hat. Mittlerweile hat man sich, aber in der Innenstadt des beschaulichen Mansas und im Projekt an den seltenen Anblick von zwei Weißen gewöhnt. 

Nshima ihm schmeckts nicht! – oder etwa doch?

Nationalgericht Sambias: Nshima mit Relish und Chicken

Nationalgericht Sambias: Nshima mit Relish und Chicken

Natürlich habe ich auch schon öfters das Nationalgericht Sambias Nshima mit Relish gegessen. Dabei handelt es sich um einen relativ geschmackslosen, aber extrem sättigenden Maisbrei (Nshima) und klein geschnittenen, abgekochten und sehr bitteren Salat (Relish). Dazu wird in der Regel Hühnchen oder Bohnen gegessen. Dieses Gericht essen ein Großteil der Sambier sowohl zum Mittag- als auch zum Abendessen. Am Anfang war es für mich essbar, mehr nicht. Aber von Mal zu Mal schmeckte es mir besser, was ich zu Beginn nicht für möglich gehalten hätte. Allerdings bewegt sich mein Nshimakonsum im Vergleich zu den Sambiern noch bei einem Minimum.

Zu Beginn waren die kulinarische Umstellung, der frühe Sonnenuntergang (die Sonne geht hier während des ganzen Jahres zwischen 18 Uhr und 18.30 Uhr unter) der neue Alltag, Schuluniformen natürlich nicht die einzigen Neuheiten für mich. Obwohl Englisch in Sambia die Amtssprache ist, sind die verschiedenen Sprachen der 72 Tribes Sambias weiterhin im Alltag stark verbreitet. DSC00344So sprechen ein Großteil der Kinder im Youth Centre im Alter von 3 bis 12 Jahren zum Großteil, das im Norden Sambias weit verbreitete Bemba. Im Gegenzug verstehen die meisten englisch nur brüchig, was dazu führte, dass mir einige Jugendliche im Youth Centre mir einen kleinen Crashkurs in Bemba gegeben haben oder für mich übersetzen. Auf der anderen Seite verständige ich mich in meiner täglichen Arbeit am Nachmittag im Jugendzentrum mit den Kindern zur Not mit Händen und Füßen. Meine andere Aufgabe ist es in der Schule während der einstündigen Mittagspause Zeit mit den Schülern zu verbringen. Zudem sind Johannes und ich für die Freizeitgestaltung zuständig, weswegen wir bereits einen Music Club betreiben. Zudem werde ich nächste Woche mit einem History Club und wir jeweils mit einem neuen Sports Club starten.

Traditionell ist am 5. Oktober in Sambia der sog.  Teacher`s Day. Alle Lehrer haben an diesem Tag frei und machen gemeinsam einen Ausflug, der in der Regel für sambische Verhältnisse eine ganze Stange Geld kostet.                                                                                       Die Lehrer der Don Bosco Secondary School, die im Vergleich zu Deutschland durchschnittlich deutlich jünger sind, verbrachten den Tag am Samfyan Beach am Lake Bangweulu, der circa eine Autostunde von Mansa entfernt ist. Bereits an meinem ersten Tag im Projekt wurde ich von Schülern gefragt, ob ich den Samfyan Beach kennen würde und dass ich unbedingt dorthin müsse. Netterweise wurden Johannes und ich von den Lehrern eingeladen mitzukommen. Und ich muss zugeben die Schüler hatten in ihrem Schwärmen nicht übertrieben. Den Samfyan Beach, könnte man auch als touristisches Prunkstück der Luapula Province bezeichnen. An dem schönen Sandstrand tummeln sich am Wochenende Familien, größere Gruppen und ist auch ein Hotspot für viele Jugendliche in der Region. Grund dafür ist auch, dass der Oktober und November die Sommermonate in Sambia sind, die selbst die Sambier mit einer Maximaltemperatur mit bis zu 40 Grad in der Regel nicht wirklich mögen.

Lehrer und Mitarbeiter der Don Bosco Secondary School

Lehrer und Mitarbeiter der Don Bosco Secondary School

 Bei betörender Musik im Hintergrund feierten alle Lehrer ausgelassen und tanzend mit dem ein oder anderen Bier ihren freien Tag. In Deutschland wäre so ein Teacher’s Day nur schwer vorstellbar. 

Vorgestern waren Johannes und ich in dem an den Don Bosco Campus angrenzenden Stadtteil Mansa-Spark (benannt nach einer bis zum Ende der Amtszeit des ersten Präsidenten Sambias unter dem Sozialisten Kenneth Kaunda von 1964 bis 1991 hier ansässigen Batterienfabrik) mit zwei Jugendlichen aus dem Youth Centre unterwegs, die uns einen Aussichtspunkt über Mansa und den Mansa District zeigen wollten. In diesem ruhigen Stadtviertel lebt ein Großteil der Kinder und Jugendlichen mit ihren Familien, die am Nachmittag in das Youth Centre kommen. Hier wohnen die Unter- und Mittelschicht vor allem in gut gebauten Häusern und zu einem kleinen Teil in einfacheren Strohhütten. Das führte dazu, dass wir ab und zu gegrüßt wurden und uns versichert wurde, dass wir somit in Zukunft keine Probleme hätten von Spark zu Don Bosco zurückzufinden, sollten wir mal alleine unterwegs sein.                                                                                                         Nach etwa zwanzig Minuten Fußmarsch erreichten wir so etwas wie den Hausberg Mansas, namens „Nonna“, der mit seiner beachtlichen Höhe von circa 25 Metern wohl die höchste Erhebung des ansonsten eher flachen Mansas ist. Oben angekommen genossen wir den schönen Ausblick über das sehr grüne Mansa und den von Busch umgebenen Mansa District.

Ausblick von Nonna auf Mansa

Ausblick von Nonna auf Mansa

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